Plötzlich in Sachsen ganz oben
Die Karriere des Michael Kretschmer
Dresden Am 25. September sahen die Perspektiven von Michael Kretschmer alles andere als rosig aus. Er hatte in seiner Heimatregion Görlitz in Sachsen nach 15 Jahren sein Direktmandat im Bundestag an einen namenlosen AfD-Kandidaten verloren. Einen „Plan B“, gab er damals zu, hatte er nicht. Zerknirscht zog sich der in einer langjährigen Partnerschaft lebende Vater zweier Söhne in den Tagen danach zurück. Vertraute berichten, dass ihm die Niederlage an die Nieren ging.
Am Mittwoch hat sich das schlagartig geändert. Der 42-Jährige mit dem auffällig roten Haar (Spitzname in der CDU: Pumuckl) soll im Dezember neuer Regierungschef von Sachsen werden, Nachfolger von Ministerpräsident Stanislav Tillich. Schon lange wurde Kretschmer als dessen Kronprinz gehandelt. Zwar gehörte er bisher keiner Landesregierung in Dresden an, aber bereits seit 2005 saß er als Generalsekretär der Sachsen-CDU auf dem zweitwichtigsten Posten der Landespartei. Seit 2009 war er auch Vizechef der CDU/CSU im Bundestag, verantwortlich für Forschung und Bildung. Dabei erwies er sich als fähiger Strippenzieher. Die guten Kontakte könnten für Kretschmer nun in seinem neuen Amt von Vorteil sein.
„Für Politik begeisterten mich Freunde aus der Jungen Gemeinde, mit denen ich im Wendeherbst 1989 die Friedensgebete in Görlitz besuchte. Eine bis heute prägende Zeit“, schreibt Kretschmer in der Biografie auf seiner Website. Mit 19 wurde der gelernte Büroinformationselektroniker Stadtrat in Görlitz. Dann erwarb er auf dem zweiten Bildungsweg die Fachhochschulreife und studierte in Dresden Wirtschaftsingenieurwesen. Von dort ging es nach dem Abschluss 2002 direkt in den Bundestag. Einschätzungen, er stehe für eine Politik rechts von der CDU,weist Kretschmer entschieden zurück: „Ich stehe mit beiden Beinen fest in der Mitte unseres politischen Systems.“