Gerüstet für Halloween
An diesem Montag geht es darum, sich korrekt auf Halloween einzustellen. Erforderlich ist dazu eine Mischung von Gänsehaut-Schauder und befreiender Fröhlichkeit.
Bei der Sicherung dieser gegensätzlichen Gefühle unterstützen uns die Supermärkte. In speziellen Horror-Shops halten sie Monsterkleidung und juxauslösende Gerätschaften bereit. Aber das kann teuer werden.
Kostenlos sind hingegen die Halloween-Erlebnisse, die uns die Politik verschafft. Ein Blick auf die aktuelle Staatsverschuldung in Höhe von 2,3 Billionen Euro löst beim anständig wirtschaftenden Menschen sofort den gewünschten Horroreffekt aus. Die anschließend gelesene Prognose zur optimalen Konjunkturentwicklung beschert dann die erforderliche Fröhlichkeit.
Auch die Koalitionsverhandlungen verstehen sich als Service zur Bereitstellung perfekter Halloween-Erlebnisse. Vor jeder Sitzung markieren die Teilnehmer ihre roten Grenzen. Das verschafft dem Wahlvolk die begehrte Gänsehaut, weil Regierungsunfähigkeit droht. Aber ein paar Stunden später versetzt uns die Botschaft, dass alle Teilnehmer unbedingt regieren wollen, in den halloweengerechten Freudentaumel.
Sogar bei einer Reise an den Alpenrand lässt sich das halloweengerechte Wechselbad der Gefühle erleben. Denn in einem Hirtengedicht meinte der Barockdichter Barthold Heinrich Brockes: „An manchem Orte sind der Berge rauhe Höh’n / Recht ungeheuer schön. / Die Grösse kann uns Lust und Schrecken / Zugleich erwecken.“