Donau Zeitung

Diese App ist ein großer Wurf

Der Schriftfüh­rer der Wertinger Handballer fragte sich: Warum keine eigene App für den Verein? Er fand Hilfe bei einem alten Freund, der für ihn die Programmie­rung erledigte

- VON BENJAMIN REIF

Wertingen Der eine hatte kein technische­s Wissen, der andere keine Ahnung von Handball. So könnte man die Entstehung­sgeschicht­e der App „Handball Wertingen“kurz umschreibe­n – wenn einem das sprichwört­liche Glas stets halb leer erscheint. Positiver ausgedrück­t ließe es sich folgenderm­aßen erzählen: Der begeistert­e Wertinger Handballer Michael Garmeier machte auf einem Auswärtssp­iel seines Vereins in Günzburg eine Entdeckung. Die Spieler und einige der Fans des Gegners wurden durch eine App auf ihren Smartphone­s über alles wichtige rund um den Verein und die Partie auf dem Laufenden gehalten. Sofort war Garmeier begeistert: „So etwas würde auch super zu unserem Verein passen“, dachte er sich. Doch einige Zeit musste er die Idee mit sich allein herumtrage­n, da ihm das technische Wissen fehlte, sie auch umzusetzen. Durch eine glückliche Fügung kam er an den richtigen Mann für die Sache: Seinen ehemaligen Weggefährt­en Josef Pischel. Dieser hat sich als Programmie­rer selbststän­dig gemacht und seine eigene Firma gegründet.

Die beiden nahmen wieder Kontakt auf und Michael Garmeier erzählte von seinen Plänen, mit einer eigenen App die Kommunikat­ion und Informatio­nen rund um seinen Verein zu erleichter­n. Von Pischel erhielt er einen großzügige­n Freundscha­ftsdienst: Dieser erstellte in Eigenregie die App, die nun jeder herunterla­den kann.

Es war auch für Pischel ein Stück weit Neuland, da er sich in die Strukturen einer Vereinsapp erst einarbeite­n musste – etwas Vergleichb­ares hatte er noch nicht erstellt. Doch von Grund auf neu anfangen musste er auch nicht, wie der IT-Experte verrät. Denn für Apps – speziell für Smartphone­s optimierte Programme – gibt es programmie­rte Grundgerüs­te, die man sich kostenlos besorgen kann – in der Fachsprach­e „frameworks“genannt. Pischel verwendete für seine Arbeit „Chayns“. „Man arbeitet dann eigentlich mit einer Art Baukastenp­rinzip“, erklärt der Programmie­rer. Das eigentlich­e Zusammenba­steln der Inhalte sei kein „Hexenwerk“. Zeitaufwen­dig ist es dennoch. Und an manchen Stellen ist doch einiges an digitaler Feinarbeit zu erledigen. Deshalb ist die Wertinger Handball-App noch nicht zu 100 Prozent fertig, obwohl sie nach Einschätzu­ng der beiden Schöpfer schon gut funktionie­rt. Die Rückmeldun­gen, die Garmeier von Vereinsmit­gliedern und Fans erhält, sind derweil äußerst positiv. „Ich habe bisher nur zufriedene Kommentare bekommen“, sagt Garmeier stolz. Mit der App werden die Nutzer beispielsw­eise über wichtige Ereignisse oder Spielergeb­nisse per Push-Nachricht informiert – dann erscheint ein „H“auf dem Smartphone. Auch Tabellen werden in der App sichtbar. Die Daten kommen von dem bayrischen Handballpo­rtal „Nuliga“. Eine App zu erstellen, bietet sich für Vereine an, glaubt Garmeier. Denn das Herunterla­den einer App sei eine einfache Möglichkei­t für jedermann, näher an das Geschehen innerhalb des Vereins heranzukom­men. Digital vernetzt sind kleine Vereine in aller Regel schon, glaubt Garmeier – beispielsw­eise über Whats-App oder Facebook. Doch beides hat Probleme. In eine WhatsApp-Gruppe, die Vereinsmit­glieder erstellen und in der die internen Diskussion­en über Spieltakti­k oder den Putzdienst laufen, wird kein neuer Interessen­t eingeladen, glaubt Garmeier. Außerdem wird es dort schwierig, bei steigender Zahl der Gruppenmit­glieder die Übersicht zu behalten. Bleibt die Alternativ­e Facebook. Doch dort stellt sich ein ganz anderes Problem. „Gerade viele ältere Mitglieder wollen sich nicht extra bei Facebook anmelden, um informiert zu werden“, sagt Garmeier.

Die Gründe dafür seien vielfältig, beispielsw­eise hätten einige Sorge um ihre Daten. Somit empfindet Michael Garmeier eine App für einen Verein als perfekte Lösung. „Man muss sich nirgends anmelden, nichts bezahlen, kann sich aber trotzdem ohne Aufwand über das Vereinsges­chehen informiere­n“, fasst er zusammen.

Über das Vereinsges­chehen wird durch die App nun auch Josef Pischel informiert – vor der Arbeit an der App hatte er mit Handball überhaupt nichts zu tun. Er muss sich aber auch zu einem gewissen Grad inhaltlich mit dem auseinande­rsetzen, was mit der App geboten wird. Derzeit sind beispielsw­eise die Tabellen noch nicht hundertpro­zentig genau eingepasst, ein Stück wird am Rand „abgeschnit­ten“. Da wird er bald nachbesser­n, sagt Pischel. Michael Garmeier sagt über die App voller Stolz: „Natürlich ist es noch nicht perfekt. Aber wir wollten die App zur kommenden Spielsaiso­n fertigstel­len, und das ist uns gelungen.“Zeit für die Wertinger Handballfr­eunde also, zur Feier ein paar Gläser zu leeren – nicht bloß zur Hälfte.

 ?? Foto: Benjamin Reif ?? Der Programmie­rer Josef Pischel (links) hat seinem Weggefährt­en Michael Garmeier einen großen Freundscha­ftsdienst geleistet. Er programmie­rte die App „Handball Wer tingen“, mit der nun jeder kostenlos ganz nah dran sein kann am Vereinsges­chehen.
Foto: Benjamin Reif Der Programmie­rer Josef Pischel (links) hat seinem Weggefährt­en Michael Garmeier einen großen Freundscha­ftsdienst geleistet. Er programmie­rte die App „Handball Wer tingen“, mit der nun jeder kostenlos ganz nah dran sein kann am Vereinsges­chehen.

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