Diese App ist ein großer Wurf
Der Schriftführer der Wertinger Handballer fragte sich: Warum keine eigene App für den Verein? Er fand Hilfe bei einem alten Freund, der für ihn die Programmierung erledigte
Wertingen Der eine hatte kein technisches Wissen, der andere keine Ahnung von Handball. So könnte man die Entstehungsgeschichte der App „Handball Wertingen“kurz umschreiben – wenn einem das sprichwörtliche Glas stets halb leer erscheint. Positiver ausgedrückt ließe es sich folgendermaßen erzählen: Der begeisterte Wertinger Handballer Michael Garmeier machte auf einem Auswärtsspiel seines Vereins in Günzburg eine Entdeckung. Die Spieler und einige der Fans des Gegners wurden durch eine App auf ihren Smartphones über alles wichtige rund um den Verein und die Partie auf dem Laufenden gehalten. Sofort war Garmeier begeistert: „So etwas würde auch super zu unserem Verein passen“, dachte er sich. Doch einige Zeit musste er die Idee mit sich allein herumtragen, da ihm das technische Wissen fehlte, sie auch umzusetzen. Durch eine glückliche Fügung kam er an den richtigen Mann für die Sache: Seinen ehemaligen Weggefährten Josef Pischel. Dieser hat sich als Programmierer selbstständig gemacht und seine eigene Firma gegründet.
Die beiden nahmen wieder Kontakt auf und Michael Garmeier erzählte von seinen Plänen, mit einer eigenen App die Kommunikation und Informationen rund um seinen Verein zu erleichtern. Von Pischel erhielt er einen großzügigen Freundschaftsdienst: Dieser erstellte in Eigenregie die App, die nun jeder herunterladen kann.
Es war auch für Pischel ein Stück weit Neuland, da er sich in die Strukturen einer Vereinsapp erst einarbeiten musste – etwas Vergleichbares hatte er noch nicht erstellt. Doch von Grund auf neu anfangen musste er auch nicht, wie der IT-Experte verrät. Denn für Apps – speziell für Smartphones optimierte Programme – gibt es programmierte Grundgerüste, die man sich kostenlos besorgen kann – in der Fachsprache „frameworks“genannt. Pischel verwendete für seine Arbeit „Chayns“. „Man arbeitet dann eigentlich mit einer Art Baukastenprinzip“, erklärt der Programmierer. Das eigentliche Zusammenbasteln der Inhalte sei kein „Hexenwerk“. Zeitaufwendig ist es dennoch. Und an manchen Stellen ist doch einiges an digitaler Feinarbeit zu erledigen. Deshalb ist die Wertinger Handball-App noch nicht zu 100 Prozent fertig, obwohl sie nach Einschätzung der beiden Schöpfer schon gut funktioniert. Die Rückmeldungen, die Garmeier von Vereinsmitgliedern und Fans erhält, sind derweil äußerst positiv. „Ich habe bisher nur zufriedene Kommentare bekommen“, sagt Garmeier stolz. Mit der App werden die Nutzer beispielsweise über wichtige Ereignisse oder Spielergebnisse per Push-Nachricht informiert – dann erscheint ein „H“auf dem Smartphone. Auch Tabellen werden in der App sichtbar. Die Daten kommen von dem bayrischen Handballportal „Nuliga“. Eine App zu erstellen, bietet sich für Vereine an, glaubt Garmeier. Denn das Herunterladen einer App sei eine einfache Möglichkeit für jedermann, näher an das Geschehen innerhalb des Vereins heranzukommen. Digital vernetzt sind kleine Vereine in aller Regel schon, glaubt Garmeier – beispielsweise über Whats-App oder Facebook. Doch beides hat Probleme. In eine WhatsApp-Gruppe, die Vereinsmitglieder erstellen und in der die internen Diskussionen über Spieltaktik oder den Putzdienst laufen, wird kein neuer Interessent eingeladen, glaubt Garmeier. Außerdem wird es dort schwierig, bei steigender Zahl der Gruppenmitglieder die Übersicht zu behalten. Bleibt die Alternative Facebook. Doch dort stellt sich ein ganz anderes Problem. „Gerade viele ältere Mitglieder wollen sich nicht extra bei Facebook anmelden, um informiert zu werden“, sagt Garmeier.
Die Gründe dafür seien vielfältig, beispielsweise hätten einige Sorge um ihre Daten. Somit empfindet Michael Garmeier eine App für einen Verein als perfekte Lösung. „Man muss sich nirgends anmelden, nichts bezahlen, kann sich aber trotzdem ohne Aufwand über das Vereinsgeschehen informieren“, fasst er zusammen.
Über das Vereinsgeschehen wird durch die App nun auch Josef Pischel informiert – vor der Arbeit an der App hatte er mit Handball überhaupt nichts zu tun. Er muss sich aber auch zu einem gewissen Grad inhaltlich mit dem auseinandersetzen, was mit der App geboten wird. Derzeit sind beispielsweise die Tabellen noch nicht hundertprozentig genau eingepasst, ein Stück wird am Rand „abgeschnitten“. Da wird er bald nachbessern, sagt Pischel. Michael Garmeier sagt über die App voller Stolz: „Natürlich ist es noch nicht perfekt. Aber wir wollten die App zur kommenden Spielsaison fertigstellen, und das ist uns gelungen.“Zeit für die Wertinger Handballfreunde also, zur Feier ein paar Gläser zu leeren – nicht bloß zur Hälfte.