Was der neue Fujitsu Partner für Augsburg bedeutet
Der japanische Konzern stellt in Schwaben noch Computer her. Jetzt soll ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem großen PC-Anbieter Lenovo entstehen. Das trifft indirekt auch die rund 2000 Beschäftigten am Standort
München Das Fujitsu-Werk in Augsburg wirkt heute in gewisser Weise wie ein Exot. Denn auf dem großen Gelände im Süden der Stadt in der Nähe des Fußballstadions des Bundesligisten FC Augsburg stellt das japanische Unternehmen bis heute unter anderem Personal Computer her. Die meisten Fabriken befinden sich längst in Fernost. Fujitsu bezeichnet sich als einzigen ITKonzern, der auch in Europa produziert. Das Werk hat eine wechselhafte Geschichte hinter sich. Anfangs gehörte es Siemens, firmierte später unter Siemens-Nixdorf, dann unter Fujitsu-Siemens, bevor es Fujitsu ganz übernahm. Nun taucht ein neuer Name auf: Lenovo. Was ein kürzlich angekündigtes Gemeinschaftsunternehmen mit Lenovo für den Standort bedeutet, skizzierte Standort-Chefin Vera Schneevoigt auf dem Fujitsu Forum in München – einer Unternehmensveranstaltung, zu der am Dienstag und am heutigen Mittwoch rund 12 000 Besucher erwartet werden.
Bereits im Februar 2016 hatte Fujitsu einen Teil seines Geschäfts ausgegliedert, nämlich Entwick- lung, Fertigung, Vertrieb und die Wartung von PC und Tablet-PC. Die Tochtergesellschaft bekam den Namen Fujitsu Client Computing Limited, kurz FCCL. Jetzt ist geplant, die bisher hundertprozentige Fujitsu-Tochter zum Gemeinschaftsunternehmen zu machen. Fujitsu will 51 Prozent an Lenovo verkaufen und fünf Prozent an die Development Bank of Japan. Lenovo ist ein internationaler Hersteller von PC und Smartphones mit 55 000 Mitarbeitern. Die restlichen Anteile – 44 Prozent – will Fujitsu behalten. Die Kooperation sei zunächst auf fünf Jahre angelegt, das Geschäft soll im ersten Quartal 2018 abge- schlossen sein. Die Produkte sollen auch künftig unter dem Markennamen Fujitsu verkauft werden. Auch eine Vermischung soll es nicht geben: „Die Produktlinien von Fujitsu und Lenovo werden getrennt voneinander fortgeführt“, sagte Schneevoigt.
Der Hintergrund sei, dass der PC-Markt weltweit „stark unter Druck“stehe, sagte Schneevoigt. Das Smartphone hat den Computer teilweise ersetzt. Zudem verteuern sich viele Komponenten. Schneevoigt sieht im Gemeinschaftsunternehmen deshalb vor allem Vorteile im Einkauf. Was aber bedeutet es für das Werk in unserer Region?
Fujitsu betont, dass der Augsburger Standort kein Bestandteil des Joint Ventures wird. Während eine Notebook-Fabrik in Japan an die ausgegliederte Tochter FCCL überging, ist das für das schwäbische Werk nicht der Fall. „Fujitsu bleibt Eigentümer der Produktionsstätte in Augsburg“, versichert das Unternehmen. Am Standort arbeiten rund 1600 fest Beschäftigte, dazu kommen rund 400 Mitarbeiter von Serviceunternehmen. Indirekt ist ein Teil der Mitarbeiter aber durchaus betroffen.
Denn in Augsburg werden Produkte gefertigt, die in den Bereich des Joint Ventures mit Lenovo fallen – nämlich Desktop-Rechner, also klassische PC. Auch die Entwicklung dieser Geräte findet in Augsburg statt, hier sind rund 100 bis 150 Beschäftigte tätig. Produktion und Entwicklung der Endgeräte wird das Werk in Augsburg in Zukunft also im Auftrag des Gemeinschaftsunternehmens ausführen. „Das Joint Venture FCCL ist dann der Auftraggeber und wird von uns wie ein externer Kunde zu betrachten sein“, erklärte Schneevoigt.
Erst einmal erwartet sie aber keine Änderung in Augsburg. „Forschung, Entwicklung und Fertigung bleiben in Augsburg bestehen“, sagte sie – eben dann im Auftrag des Gemeinschaftsunternehmens. Das Spannende aber dürfte sein, wie sich der Bereich langfristig entwickelt. Bei Lenovo spielt die Fertigung klassischer Desktop-Rechner nämlich bisher nicht die Hauptrolle, heißt es.
Das Augsburger Werk steht aber noch auf weiteren Beinen. Neben PC werden zum Beispiel Server und Großrechner produziert. Diese Produkte bleiben bei Fujitsu und seien kein Bestandteil des Joint Ventures, das sich nur auf die Endgeräte bezieht, betont das Unternehmen.
Außerdem könnten ausgehend vom Werk in Augsburg künftig Lösungen für die Industrie 4.0 angeboten werden, also für die Fabrik der Zukunft. Das deutete Rolf Werner an, Vorsitzender der Fujitsu-Geschäftsführung in Deutschland: „Wir haben eine Produktion in Deutschland und wissen, wie die Smart Factory funktioniert.“Das sei ein großer Vorteil. „Wir trinken
Das Werk steht auf mehreren Beinen
unseren eigenen Champagner – und der schmeckt wahnsinnig gut.“Zusammen mit Kuka will Fujitsu noch dieses Jahr Roboter in der regulären Produktion einsetzen, die mit dem Menschen Hand in Hand arbeiten können.
Werner blickte generell optimistisch in die Zukunft. „Die Entwicklung ist positiv bis sehr positiv“, sagte er zur Geschäftsentwicklung. „Vor allem im Service-Bereich, aber auch im Produkt-Bereich wachsen wir wieder.“