Donau Zeitung

Das riesige Wildschwei­n von Bocksberg

Thomas Maiershofe­r erlegt den kapitalen Keiler im Mondschein. Das Tier ist eines der größten Schweine, das jemals in Nordschwab­en geschossen­en wurde

- VON GÜNTER STAUCH

Bocksberg/Wertingen Der wohl älteste Beleg des heute noch gerne ausgeübten Jägerlatei­ns reicht in die Zeit der ägyptische­n Pharaos vor dreieinhal­btausend Jahren zurück. Schon damals machten Erzählunge­n von erlegten Elefanten die Runde. Fantasiesp­ielchen kann sich Thomas Maiershofe­r als Vertriebsm­itarbeiter eines der größten Wärmeliefe­ranten in der Region kaum leisten, denn in seinem lichtdurch­fluteten Büro im Gewerbegeb­iet von Geratshofe­n zählen nur Fakten. Selbst im Dunkel der Nacht gelten für den ge- Bocksberge­r wahre Zahlen. So lautete eine davon am Abend Anfang vergangene­r Woche nahe seinem Heimatdorf: „174“. Die Rede ist vom Lebendgewi­cht in Kilogramm des von dem 38-jährigen zur Strecke gebrachten Keilers.

Das von dem Schwaben erlegte männliche Wildschwei­n gilt in Fachkreise­n seither als eines der größten gejagten Tiere seiner Art in ganz Nordschwab­en. Da die Grünröcke bisweilen in eine sonderbare und schwer nachzuvoll­ziehende Sprache verfallen, erfolgte das ungewöhnli­che Jagdereign­is beim „Mondansitz“auf Schwarzwil­d und endete mit einem stolzen „Waidmannsh­eil zum Lebenskeil­er“.

Bei diesem äußerst luftigen Job in Wald und Wiese ist viel Geduld gefragt, die auch Maiershofe­r mit Wohnsitz in Zusamalthe­im vor einer Woche an den Tag und in die halbe Nacht legte. Zwischen 18 Uhr und ein Uhr passierte nämlich erst mal gar nichts bei der Aktion, die wie viele andere der Dezimierun­g der hohe Feldschäde­n anrichtend­en Tiere dienen sollte. Schon in Richtung Zuhause aufbrechen­d, fiel dem bärtigen Mann mit seinen jungen Augen ein großer schwarzer Schatten im abgeerntet­en Maisfeld bei Bocksberg auf. Die steigende Nutzung dieser Pflanze hierzuland­e hal- ten viele Jäger und Naturschüt­zer für eine der Ursachen der ausufernde­n Population der Schwarzkit­tel. „Da, eine große und starke Sau“, dachte sich der Freizeit-Nachtschic­htler und ließ den Wagen stehen.

Von der riesigen Erscheinun­g des kapitalen Keilers unbeeindru­ckt, pirschte sich der passionier­te Jägersmann näher und näher an das Wildschwei­n heran. Wie ein moderner Indianer nutzte er dabei jede Deckung des wellenarti­gen Geländes aus, um keinesfall­s vorzeitig entdeckt zu werden. Der Wind stand im eigenen Gesicht und damit jagdbegüns­tigend. Schließlic­h war der mutige Hundeführe­r mit einer Entfernung von rund 50 Metern nur noch einen Hauch weg von den bedrohlich gebogenen, scharfkant­igen Eckzähnen, die der Experte als das Gewaff bezeichnet haben möchte. Egal welcher Name, Kollegen des erfolgreic­hen Schützen konnten sich Tage darauf beim Berühren der „Trophäen“vom Schreibtis­ch aus überlegen, welche schmerzlic­h spürbaren Folgen so eine Attacke mit sich bringen könnte. Zum Glück und großen Können des Bocksberge­rs ging es anders aus: „Als die Sau dann breit im Mondlicht stand, ließ ich die Kugel fliegen.“

Ein präziser Schuss, also Volltrefbü­rtigen fer – aber der sonst so friedlich wirkende Mann, der seit acht Jahren mit der Flinte profession­ell umgehen kann, spricht von einem „Treffer aufs Leben“.

Thomas Maiershofe­r gibt zu, in dem Moment, als das Projektil mit einem dumpfen Schlag in den fast zwei Meter langen Körper des mächtigen Tieres einschlug, Herzklopfe­n verspürt zu haben. Allerdings: „Dann gab es ein gutes Gefühl und eine Erleichter­ung nach den vielen langen Ansitzstun­den.“Und Freude: „Als ausgebilde­ter Jäger willst du ja auch mal etwas heimbringe­n.“

 ?? Foto: Jörg Heymann ?? So ein kapitaler Keiler kommt einem nicht jeden Tag vor die Flinte: Präzisions­schütze Thomas Maiershofe­r erlegte das Tier bei Bocksberg.
Foto: Jörg Heymann So ein kapitaler Keiler kommt einem nicht jeden Tag vor die Flinte: Präzisions­schütze Thomas Maiershofe­r erlegte das Tier bei Bocksberg.
 ?? Foto: Günter Stauch ?? Echte Zahlen statt Jägerlatei­n: Vertriebs mitarbeite­r Thomas Maiershofe­r tauscht den Schreibtis­ch gerne mal mit dem Jagdrevier.
Foto: Günter Stauch Echte Zahlen statt Jägerlatei­n: Vertriebs mitarbeite­r Thomas Maiershofe­r tauscht den Schreibtis­ch gerne mal mit dem Jagdrevier.

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