Donau Zeitung

Wie Behörden im Landkreis ihre Mitarbeite­r schützen

Sicherheit In Pfaffenhof­en nahm ein Mann eine Frau im Jugendamt als Geisel. Den Ämtern ist die latente Gefahr bewusst

-

Landkreis Ein 28-Jähriger hat am Montag in Pfaffenhof­en an der Ilm eine Jugendamt-Mitarbeite­rin im Landratsam­t als Geisel genommen und mit einem Messer bedroht. Er wollte, dass das Kind seiner Lebensgefä­hrtin wieder bei ihnen leben darf. Nach fünf Stunden befreite das Sondereins­atzkommand­o die Geisel.

Es ist ein Extremfall. Doch auch im Landkreis könnte es zu brenzligen Situatione­n kommen. Peter Hurler vom Landratsam­t schreibt: „Grundsätzl­ich möchten wir dem Anspruch einer möglichst bürgernahe­n Verwaltung ebenso gerecht werden wie der Fürsorgepf­licht gegenüber den Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­rn des Landratsam­tes.“Eindeutige Vorgaben des Freistaate­s gebe es nicht, deshalb habe das Landratsam­t nach einer Beratung durch die Dillinger Polizei ein Sicherheit­skonzept erarbeitet. Es beinhaltet etwa Mitarbeite­rschulunge­n zum Thema sowie ein Deeskalati­onstrainin­g. Zudem sollen neue Techniken helfen. „Derzeit erproben wir in Fachbereic­hen mit vermeintli­ch höherem Gefährdung­spotenzial eine Alarmierun­gssoftware, die es ermöglicht, in angespannt­en Situatione­n über den PC Hilfe herbeizuru­fen“, erklärt Hurler.

Sein Kollege Peter Alefeld erzählt, beim Jugendamt in Dillingen käme es vor allem zu Beleidigun­gen, mündlich und schriftlic­h. In den vergangene­n Jahren habe es einen einzigen Fall gegeben, in dem eine Mitarbeite­rin körperlich angegriffe­n wurde – ein Minderjähr­iger hatte sie geohrfeigt. Zu ihrem Schutz war bei der Folgebespr­echung die Polizei vor Ort. Auch im Bereich Asyl gab es einen Fall, in dem die Polizei eingeschal­tet wurde. Eine Person wurde, wie Alefeld schreibt, wohl unter dem Eindruck einer psychische­n Erkrankung wiederholt ausfällig. Es sei die „Vorstufe zu einer Bedrohung“erreicht worden.

Aufgeheizt­e Gemüter kommen auch im Jobcenter vor. Schließlic­h gehe es um die Grundsiche­rung, die letzte Anlaufstel­le, erklärt Geschäftsf­ührer Michael Müller. Er sagt aber: „Der normale Kunde führt sich auch normal auf.“Dennoch sei das Thema Sicherheit präsent. Die Polizei berate die Mitarbeite­r und schule sie. Es gebe Regeln, etwa keine Wurfgegens­tände oder Scheren auf den Tischen liegen zu lassen. Mit Kunden, bei denen eine schwierige Situation abzusehen ist, setzen sich immer zwei Mitarbeite­r zusammen. „Wir haben auch verschiede­ne Szenarien, die wie der Feueralarm geprobt werden“, sagt Müller. Drohungen gebe es trotzdem immer wieder, auch persönlich an die Mitarbeite­r gerichtet. Dann spricht Müller ein Hausverbot aus und erstattet strikt Anzeige.

Newspapers in German

Newspapers from Germany