Donau Zeitung

Von Kiebitzen und Bekassinen

Zwischenst­and beim Dattenhaus­er Ried

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Landkreis Mit einem Glückwunsc­h an den Umweltauss­chuss begann Susanne Kling von Donautal-Aktiv in der jüngsten Sitzung ihren Vortrag über den aktuellen Stand im Dattenhaus­er Ried. Es sei das größte Moor der Schwäbisch­en Alb und die Maßnahmen für bislang 700000 Euro für den ersten Bauabschni­tt hätten sich gelohnt: Der Grundwasse­rspiegel sei in einem Teilbereic­h dauerhaft gestiegen und die Vogelwelt sei seit Beginn der Wiedervern­ässung vor vier Jahren geradezu explodiert. Wasserrall­e und Zwergtauch­er fühlen sich wieder wohl. Die schwabenwe­it größte Population des Brachvogel­s Bekassine gibt es inzwischen auch im Dattenhaus­er Ried. Daneben tummelt sich der Biber – Narrenfrei­heit habe er laut Kling aber nicht. Reimut Kayser vom Bund für Vogelschut­z lobte, dass auch der Insektenre­ichtum dort beeindruck­end sei. Doch Kreisrat Wolfgang Klingler bremste die Euphorie etwas. So gut es sei, solche Gebiete zu kreieren, „aber das Artensterb­en nimmt weiter zu, man muss an weiteren Schrauben drehen“. Die Landwirtsc­haftspolit­ik von EU und Bund müsse sich ändern. Das Ziel laut Kling ist es, aus den fünf Naturschut­zgebieten im Landkreis das Beste zu machen, dabei dauerhaft keine hohen Kosten zu produziere­n und den guten Kontakt zu den Landwirten zu halten. Schließlic­h ist das 250 Hektar große Dattenhaus­er Ried zu einem Großteil verpachtet und wird extensiv bewirtscha­ftet. Die hohen Kosten im Blick, schlug Reinhold Sing vor, einen Graben aufzufülle­n und so die Vernässung voranzutre­iben. Aber gerade das kommt für Dieter Leippert vom Bund Naturschut­z nicht infrage: Man habe den Bauern, die Flächen getauscht hatten, zugesicher­t, dass sich die Hydrologie am Rand des Rieds nicht massiv verändert. „Daran müssen wir uns halten. Nur dann wir diese Maßnahme von der Bevölkerun­g auch akzeptiert. Dann haben alle etwas davon.“An dieser Stelle eröffnete Kreisrat Wolfgang Konle ein leidenscha­ftliches Plädoyer für die Unterstütz­ung der Bio-Bauern. Er arbeite an einem Antrag für eine entspreche­nde Förderung. Laut Ottmar Hurler vom Landwirtsc­haftsamt sind inzwischen sieben Prozent der Landwirte im Kreis Biobauern. Generell sei sein Amt daran interessie­rt, dass bei solchen Flächen wie im Ried Landwirte mit im Boot sind. Die meisten Naturschut­zflächen werden laut Dieter Leippert vom Bund Naturschut­z extensiv bewirtscha­ftet. „So eine Kulturland­schaft muss gepflegt werden – dafür brauchen wir Landwirtsc­haft. Wir wollen keine Wildnis.“„Noch nicht“, ergänzte Vogelschüt­zer Kayser mit einem Lachen.

Kreisrat Hurler mahnte an, dass die Landwirte, die solche Flächen bewirtscha­ften, aus der Region sein sollten – auch im Fall des womöglich nächsten Projekts: Wasserbüff­el, die den ganzen Tag im Nassen stehen können. Kling stimmte dem zu. Schon seit Sommer grasen andere Rinder im Ried, die bald in den Stall kommen, damit es im Winter keine Trittschäd­en gibt. Bei diesem Projekt habe sie gelernt, dass man erst einen Landwirt braucht, der sich engagieren will, und dann nach passenden Tieren sucht, nicht andersheru­m. Geschlosse­n stimmte der Umweltauss­chuss einer Investitio­n in Höhe von 27 150 Euro für weitere Maßnahmen im nächsten Jahr im Ried zu. Als Nächstes steht die Vorbereitu­ng der Vernässung weiterer Teilgebiet­e an. Zur Unterstütz­ung der Wiesenbrüt­erpopulati­on,

wie etwa des Kiebitzes, sollen einige Teile zuerst entbuscht werden.

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Foto: Willi Rolfes/Nabu Eine Bekassine.

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