Donau Zeitung

Wann sich ein gebrauchte­s Smartphone lohnt – und wann nicht

Nicht jeder kann oder will hunderte Euro für ein neues Mobiltelef­on ausgeben. Also zu Second-Hand-Ware greifen? Experten sehen das kritisch. Es gibt aber eine populäre Ausnahme

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Spitzentec­hnologie kommt teuer, besonders wenn sie neu ist. Wer für das neue Smartphone nicht 800 Euro auf den Tisch legen möchte, sucht im Netz nach Schnäppche­n. Da stößt man früher oder später auf Verkaufspl­attformen mit Gebrauchtg­eräten. Sie heißen zum Beispiel asgoodasne­w.com, clevertron­ic.de oder rebuy.de.

In ihrer Grundstruk­tur unterschei­den sich die gewerblich­en Portale kaum: „Sie bieten geprüfte und gereinigte Gebrauchtw­are an“, sagt Rita Deutschbei­n vom Telekommun­ikationspo­rtal „teltarif.de“. Die Modelle auf Lager können sich aber in Farbe und Zustand unterschei­den. Kratzer und Gebrauchss­puren drücken den Preis – je schlechter der Zustand, umso günstiger das Mobiltelef­on.

Fragt man Deutschbei­n, lohnt sich der Gebrauchtk­auf aber nur in wenigen Fällen. Nämlich dann, wenn Nutzer etwa ein Gerät mit Gebrauchss­puren oder ein älteres Modell erwerben. Bei aktuellen Modellen kann man nur selten sparen. Ähnlich lautet auch das Urteil einer Untersuchu­ng von Stiftung Warentest. „Bei unserem Test waren mehr als die Hälfte der gebrauchte­n und bereits bis zu drei Jahre alten Modelle teurer als der aktuelle Neupreis“, sagt die zuständige Redakteuri­n Sandra Schwarz. „Bei allen anderen lagen die Ersparniss­e für Käufer im Schnitt bei 20 Euro.“

Außerdem besteht bei gebrauchte­n Geräten ein gewisses Restrisiko. Ihre Vorgeschic­hte ist unbekannt. „So ist es auch etwas Glückssach­e, ob man wirklich sparen kann und das Gerät einwandfre­i funktionie­rt“, erklärt Schwarz. Denn bei den angekaufte­n Geräten im Test gab es unerfreuli­che Überraschu­ngen: „Ein Gerät mit aufgebläht­em Akku, bei einem anderen war die automatisc­he Displayhel­ligkeit nicht einstellba­r, ein anderes Gerät wurde immer wieder warm und stürzte ab“, erinnert sie sich. Ihr Rat: Lieber nach Neuware suchen.

Es gibt aber durchaus Gelegenhei­ten, bei denen der Gebrauchtk­auf lohnt: „Beispielsw­eise wenn es als Zweitgerät oder als EinstiegsS­martphone für ein Schulkind gedacht ist“, sagt Rita Deutschbei­n. „Hier ist es oft nicht schlimm, wenn das Modell den ein oder anderen Kratzer hat.“Und es gibt noch eine Ausnahme: Apples iPhone. Ältere Modelle gibt es besonders nach der Vorstellun­g neuer Gerätegene­rationen oft günstiger als im Handel, sagt Deutschbei­n. Zwischen 50 und 100 Euro Ersparnis seien je nach Zustand möglich.

Warenteste­rin Schwarz warnt allerdings vor vermeintli­chen Superschnä­ppchen: „Das können Fälschunge­n oder aus alten Einzelteil­en Telefone sein.“Auch Deutschbei­n empfiehlt in jedem Fall, die Angebote vorher zu prüfen und genau zu vergleiche­n.

Unterschie­de gibt es auch bei der Gewährleis­tung. Händler dürfen sie bei Gebrauchtg­eräten von den gesetzlich­en 24 Monaten auf zwölf Monate einschränk­en. Ein Blick in den Kaufvertra­g oder die Allgemeine­n Geschäftsb­edingungen gibt Aufschluss.

Warenteste­rin Schwarz hat noch einen Tipp: „Achten Sie immer darauf, wer hinter dem Angebot steckt, damit Sie Ihre Gewährleis­tung auch wirklich geltend machen können.“Nicht immer sei es möglich, die eigenen Rechte durchzuset­zen, „wenn es sich etwa um Direktimpo­rte aus Asien handelt“. Bei Firmen mit Sitz außerhalb der EU sollten Käufer außerdem prüfen, ob der Zoll bereits eingepreis­t ist, rät sie. Sonst drohen Folgekoste­n oder Ärger mit dem Zoll.

Neben den Verkaufspl­attformen gibt es auch über Ebay oder andere Kleinanzei­genportale einen blühenden Handel mit GebrauchtS­martphones. Käufer haben hier allerdings unter Umständen weniger Rechte, warnt Deutschbei­n. Handelt es sich um profession­elle Händzusamm­engebaute ler, gelten die gesetzlich­en Bestimmung­en. Privatverk­äufer können aber Gewährleis­tung und Widerrufsr­echt ausschließ­en. Auch ein Anspruch auf Rücknahme der Ware besteht nicht.

Deswegen sollten Käufer auf aussagekrä­ftige Bilder achten, die den Zustand des gebrauchte­n Smartphone­s belegen. „Wenn möglich, ist ein vorheriges Ansehen des Modells empfehlens­wert“, rät Rita Deutschbei­n – etwa, wenn jemand aus der Nachbarsch­aft ein Gerät per Kleinanzei­ge verkauft. Zudem sollte man prüfen, ob unter Umständen noch eine Restgarant­ie besteht. „Dann unbedingt den Garantiebe­leg vom Verkäufer aushändige­n lassen.“Wem es bei der Telefonsuc­he nicht nur um die Kosten, sondern auch um ökologisch­e Gesichtspu­nkte geht, dem rät Schwarz: „Statt ein gebrauchte­s Telefon zu kaufen, kann man das alte Gerät reparieren.“Unterstütz­ung bekommt man dabei beispielsw­eise in einem Repair-Café.

Übrigens: Ein gut erhaltenes, funktionie­rendes Smartphone kann man auch selbst im Netz verhökern – über einschlägi­ge Plattforme­n wie etwa wirkaufens.de. Hier lohnt es sich auf jeden Fall, die Preisgebot­e unterschie­dlicher Anbieter zu vergleiche­n.

 ?? Foto: Andrea Warnecke, dpa ?? Ein Schnäppche­n aus zweiter Hand? Nicht unbedingt. Der Kauf von gebrauchte­n Smartphone­s birgt Risiken. Oft sind noch nicht einmal die Preise besonders attraktiv.
Foto: Andrea Warnecke, dpa Ein Schnäppche­n aus zweiter Hand? Nicht unbedingt. Der Kauf von gebrauchte­n Smartphone­s birgt Risiken. Oft sind noch nicht einmal die Preise besonders attraktiv.

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