Roms Weihnachtsbaum, ein Witz
Italien macht sich lustig über die Fichte. Mailand hat gut lachen
Rom Emmanuele kurvt mit seinem Taxi um das Kapitol in Rom und kommt aus dem Schimpfen nicht heraus: „Dieser Baum ist traurig“, sagt er. Er umkreist den zentralen Weihnachtsbaum der italienischen Hauptstadt – das wohl umstrittenste Exemplar des ganzen Landes. Schon das zweite Jahr in Folge diskutiert die Stadt über einen zu mageren Christbaum. Doch dieses Jahr ist alles noch schlimmer: „Mailand hat einen viel schöneren Baum“, sagt Emmanuele. Und das schmerzt die Römer wirklich.
Dabei hätte dieses Jahr das Schlimmste vermieden werden sollen – nachdem sich Roms Bürgermeisterin Virginia Raggi 2016 schon viel Spott für den damals recht windschiefen Baum eingehandelt hatte. 2017 macht Roms Baum sogar europaweit Schlagzeilen. Er ist in diesem Jahr 21 Meter hoch, hat 600 Kugeln und 3000 Lichter. Schnell wurde ihm der Name „Spelacchio“verpasst, was so viel heißt wie der „Räudige“, „Kahle“oder „Schäbige“. Eine baumgewordene Witzfigur. Deshalb brachte es der Baum auch zum Internet-Star, er habe mehr Follower als Zweige, wird gescherzt. Wer die Fichte in Schutz nehmen möchte, kann das unter dem Twitter-Hashtag #jesuisspelacchio (Ich bin Spelacchio) tun.
Mailand dagegen weihte unter großem Tamtam ein Prachtstück ein: Dekoriert wurde der Weihnachtsbaum vorm Dom mit 700 Kugeln und 100000 Lichtern. Zutiefst beschämend für Rom, das als Politund Verwaltungsmetropole in alter Konkurrenz zur Finanz- und Modestadt Mailand steht. Mailand, scheint es, hängt Rom gerade auf allen Ebenen ab. Jetzt auch noch beim Weihnachtsbaum.