Das war ihr Jahr
Als Wonder Woman wurde Gal Gadot zum Star. Aber es gab noch Wichtigeres. Über ihr Leben, weibliche Rollenbilder und die komische Uno
Miss Gadot, Sie waren zuletzt als Wonder Woman in „Justice League“die einzige Frau unter lauter männlichen Superhelden. Wurde Ihnen das Testosteron nicht irgendwann zu viel?
Gal Gadot: Ach Quatsch, die Arbeit mit den Jungs hat viel Spaß gemacht. Außerdem war „Wonder Woman“die Ausnahme. Eigentlich bin ich es gewohnt, in einem sehr männerdominierten Umfeld zu arbeiten. Immerhin habe ich in ein paar „Fast & Furious“-Filmen mitgespielt. Und obendrein würde ich mich ohnehin als Tomboy bezeichnen. Im Film erinnert Batman Wonder Woman daran, dass sie eine Inspiration für die Menschen ist. Das sind Sie persönlich spätestens nach dem großen Erfolg von „Wonder Woman“auch, nicht wahr?
Gadot: Lustigerweise hatte ich darüber nie nachgedacht, als ich die Rolle damals bekommen habe. Erst seit der Film in die Kinos kam und so ein großer Erfolg wurde, führe ich mir immer wieder vor Augen, dass damit auch eine Verantwortung einhergeht. Wobei ich dazu sagen muss, dass ich mir auch vorher schon Gedanken darüber gemacht habe, wie ich mich präsentieren und durchs Leben gehen will. Vermutlich nicht zuletzt, weil ich Mutter von zwei Töchtern bin. Dass so viele junge Frauen in sozialen Netzwerken nichts anderes tun, als Fotos von sich im Bikini oder von ihrem Essen zu zeigen, halte ich zum Beispiel für eine unglaubliche Verschwendung von Aufmerksamkeit. Wenn so viele Blicke auf dich gerichtet sind, musst du doch etwas daraus machen.
Gadot: Wahrscheinlich müsste man besser sagen: Menschsein verpflichtet. Ich bin ja auch nichts Besonderes, sondern nur eine Schauspielerin, die das Glück hat, eine beliebte und besondere Figur zu verkörpern. Wenn ich mit Fans und vor allem mit jungen Fans interagiere, will ich für sie immer mit gutem Beispiel vorangehen, sowohl in der persönlichen Begegnung als auch online. Aber eigentlich sollten wir das doch alle, oder? Egal ob berühmt oder nicht, und egal ob man Kinder hat oder nicht. Wonder Woman ist aber in ihrer Vorbildfunktion natürlich auch ganz besonders überlebensgroß. Setzt Sie das unter Druck?
Gadot: Ich bin alles andere als perfekt. Ich versuche es auch gar nicht zu sein, und das weiß jeder, der mich kennt. Und höchstwahrscheinlich ist nicht einmal Wonder Woman perfekt. Denn eigentlich hat doch jeder von uns schon oft genug erlebt, dass Perfektion kaum zu erreichen ist, weder in der Arbeit noch als Mutter oder als Partner. Ich finde das auch gar nicht schlimm. Mir ist nur wichtig, dass ich immer mein Bestes versuche und aufmerksam und konzentriert bin. Davon abgesehen will ich einfach das Leben genießen und mich nicht von irgendwelchen unrealistischen Erwartungen unter Druck setzen lassen.
Ihr Leben dürfte sich
2017 auf jeden Fall grundlegend verändert haben. Was war denn jenseits des sensationellen Erfolgs von „Wonder Woman“das Irrste, was in diesem Jahr passiert ist? Gadot: Das war natürlich die Geburt meiner zweiten Tochter, gerade einmal sechs Wochen bevor die Pressetour zu „Wonder Woman“losging. Und dann habe ich mir kurz vor der Weltpremiere auch noch eine Rückenverletzung zugezogen. Dass war fast ein bisschen sinnbildlich: die beiden Geburten – also die meiner Tochter und die des Films – brachen mir das Kreuz (lacht). Auf jeden Fall war das komplette Jahr 2017 dermaßen überwältigend, dass ich bis heute noch nicht richtig verschnaufen oder gar darüber nachdenken konnte. Ich glaube, dass ich erst in ein oder zwei Jahren wirklich werde wertschätzen können, was alles Unglaubliches passiert ist. Und 2018 tut mir ehrlich gesagt jetzt schon leid. Denn es wird dieses Jahr mit ziemlicher Sicherheit nicht toppen können.
Kürzlich waren Sie sogar Gastgeberin der legendären Sketch-Show „Saturday Night Live“, was im Showgeschäft als besondere Ehre gilt…