Soll man gute Vorsätze an Neujahr haben?
Nur ein Drittel setzt sie letztlich um
Münster Der Münsteraner Wirtschaftspsychologe Meinald Thielsch hält wenig von guten Vorsätzen zum Jahreswechsel. „Man sollte die Dinge angehen, wenn sie einem in den Sinn kommen – und nicht erst an Neujahr.“So nähmen sich viele Menschen einen besseren Umgang mit der Gesundheit vor. „Wenn sie aber schon im Herbst feststellen, dass sie nicht fit sind, warum sollen sie dann bis Januar warten, um daran etwas zu ändern?“, so der Wissenschaftler. Laut Forschung gelinge es ohnehin nur jedem Dritten, Neujahrsvorsätze gut umzusetzen, sagt er weiter. Das liege auch daran, dass die Ziele oft sehr allgemein formuliert seien oder die Menschen zu hohe Erwartungen an sich stellten. „Ein totaler Sportmuffel wird kaum im neuen Jahr zwei Marathons laufen – sondern Ende Januar die Turnschuhe wieder in den Schrank stellen“, gibt Thielsch zu bedenken. Das Ergebnis seien Frust und Ärger über eigenes Versagen.
Der Psychologe rät, sich kleinere Ziele zu setzen, die leichter erreichbar seien. „Es hilft auch, Freunde zu fragen, ob sie mitmachen möchten. In der Gruppe klappt vieles besser“, sagte er. „Und dann: sofort loslegen!“
Dagegen findet etwa der Benediktinermönch Notker Wolf, 77, eine Inventur zum neuen Jahr gut. „Wir haben das Gefühl, dass ein Kapitel abgeschlossen ist und ein neues beginnt. Deswegen macht es besonders viel Spaß, sich zu Silvester neue Ziele zu setzen.“Dabei spiele der Zeitpunkt sehr wohl eine Rolle. „Wenn man keine besonderen Momente für Veränderungen wählt, wird alles alltäglich und gleichgültig“, so der frühere Abtprimas. „Vor allem sollte man keine Angst vor dem Scheitern haben“, so der Geistliche. „Selbst wer mit seinen Vorsätzen auf die Nase fällt, der lernt, sich beim nächsten Mal besser einzuschätzen.“