Donau Zeitung

Der Streit um den Nachzug

Um was geht es in der Härtefallk­lausel?

-

Berlin Der Familienna­chzug für Flüchtling­e ist ein Knackpunkt bei den Koalitions­verhandlun­gen von Union und SPD. Es ist ein emotional – und ideologisc­h – aufgeladen­es Thema. Es geht um auseinande­rgerissene Familien, um die Schicksale von Kindern, Vätern, Müttern. Nach Ansicht der Union geht es aber auch um Grenzen der Belastbark­eit bei der Aufnahme von Schutzsuch­enden – obwohl der Familienna­chzug nur einen geringen Anteil der Zuwanderun­g ausmacht.

Union und SPD beschlosse­n 2016 angesichts der hohen Asylzahlen, dass Flüchtling­e mit eingeschrä­nktem Schutzstat­us – sogenannte subsidiäre Schutzbere­chtigte – ihre Angehörige­n für zwei Jahre nicht nachholen dürfen. Bei den Sondierung­en vereinbart­en beide Seiten eine Lockerung: Künftig soll der Nachzug zu subsidiär Geschützte­n auf 1000 Menschen im Monat gedeckelt werden. Die SPD will aber zusätzlich noch eine Härtefallk­lausel erstreiten. Nun deutet sich – als möglicher Kompromiss bei den Koalitions­verhandlun­gen – an, dass eine solche Regelung hinzukomme­n könnte.

Auf Drängen der SPD soll die bereits bestehende Härtefallk­lausel für subsidiär Geschützte nun mit Blick auf Kindeswohl-Fragen in besonders dringliche­n Fällen klarer formuliert werden. Das soll heißen: Wenn zum Beispiel ein Kind oder Jugendlich­er alleine nach Deutschlan­d geflüchtet und schwer krank ist, gibt es eine Aussicht, doch die Eltern nachzuhole­n – trotz des allgemeine­n Familienna­chzug-Verbots für subsidiär Schutzbere­chtigte. Auch wenn ein unbegleite­ter minderjähr­iger Flüchtling behindert ist oder besonders jung, kann dies die Chancen steigern, dass Vater und Mutter nachkommen dürfen.

Die bisherige Härtefallr­egelung wird selten angewendet. Die Hürden dafür sind hoch. Im vergangene­n Jahr wurden bis Anfang Dezember auf Grundlage der Härtefallk­lausel 66 Visa erteilt für den Familienna­chzug zu subsidiär Schutzbere­chtigten. Die bisherige Regelung ist zudem extrem vage formuliert. Das bietet einigen Spielraum bei der Auslegung. Wenn sich Union und SPD nun einigen sollten, dass für die Härtefallk­lausel womöglich bestimmte Kriterien festgelegt werden, wäre das vor allem als Entscheidu­ng mit politische­m Symbolwert zu sehen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany