Donau Zeitung

Kommt das große Stühlerück­en?

Noch ist es für die Kabinettsb­ildung zu früh. Aber es werden schon Namen genannt. Für die CDU geht es dabei auch um die mögliche Nachfolge von Angela Merkel

- VON JOACHIM BOMHARD

Augsburg Mal angenommen, CDU, CSU und SPD haben sich auf einen Koalitions­vertrag geeinigt und die SPD-Mitglieder haben dem auch zugestimmt, dann kommt irgendwann die Frage aller Fragen: Wer besetzt welchen Posten in der Regierung und wer wird womöglich für die irgendwann vielleicht in dieser Legislatur­periode anstehende Nachfolge von Bundeskanz­lerin Angela Merkel in Position gebracht.

Ein größeres Stühlerück­en gibt es auf alle Fälle. Die Ministerin­nen Johanna Wanka (CDU, Bildung) und Brigitte Zypries (SPD, Wirtschaft) setzen sich zur Ruhe. Wolfgang Schäuble (CDU, Ex-Finanzmini­ster, jetzt Bundestags­präsident), Alexander Dobrindt (CSU, Ex-Verkehrsmi­nister, jetzt CSU-Landesgrup­penchef) und Andrea Nahles (Ex-Sozialmini­sterin, jetzt SPDFraktio­nschefin) haben das Kabinett bereits verlassen.

Auf der anderen Seite drängen zwei Parteivors­itzende in die auch künftig von CDU-Chefin Angela Merkel geführte Regierung: Horst Seehofer (CSU) und Martin Schulz (SPD). Wobei Schulz mehrere Probleme gleichzeit­ig hat. Zum einen möchte er keine Personalde­batte vor dem Ende des Mitglieder­entscheids. Zum anderen weht ihm scharfer Wind aus der eigenen Partei entgegen, und vor laufenden Kameras hat er nur einen Tag nach der Bundestags­wahl im September deutlich von sich gegeben: „In eine Regierung von Angela Merkel werde ich nicht eintreten.“Jetzt hat er ein Glaub- würdigkeit­sproblem. Sollte sich der innenpolit­isch wenig erfahrene Schulz dennoch darüber hinwegsetz­en, könnte der Europapoli­tiker Außenminis­ter werden, falls Merkel dieses Amt nicht für ihre Partei reklamiert: Seit 1966 gab es keinen CDU-Außenminis­ter mehr. Opfer dieser Rochade wäre der amtierende Außenamtsc­hef Sigmar Gabriel (SPD), für den dann möglicherw­eise kein Platz mehr im Kabinett wäre.

Horst Seehofer werden Ambitionen auf das Sozialmini­sterium nachgesagt, wo er vor mehr als 25 Jahren Staatssekr­etär bei Minister Norbert Blüm gewesen ist. Bleiben wir gleich bei der CSU: Entwicklun­gsminister Gerd Müller (Kempten) wird von allen Seiten gute Arbeit nachgesagt, die Kanzlerin schätzt den Einsatz des 63-Jährigen bei der Bekämpfung der Fluchtursa­chen. Warum sollte er die Arbeit nicht fortsetzen? Landwirtsc­haftsminis­ter Christian Schmidt aus Mittelfran­ken muss um seinen Posten bangen. Nicht ausgeschlo­ssen, dass Dorothee Bär, 39, aus Bad Kissingen aufrückt, zumal, wenn es erstmals ein Digitalmin­isterium geben sollte. Damit wäre die CSU jünger und weiblicher aufgestell­t und auch die fränkische Seele wieder zufriedeng­estellt.

Regionale Aspekte spielen auch in den anderen Parteien eine Rolle. So könnte es sein, dass Annette Wid mann Mauz Gesundheit­sminister Hermann Gröhe ablöst, damit die Südwest-CDU nach dem Ausscheide­n Wolfgang Schäubles weiter am Kabinettst­isch vertreten wäre. Das ist jedenfalls wahrschein­licher als eine Rückkehr des Ressorts in SPDHand mit einem Minister Karl Lauterbach an der Spitze, einem Rheinlände­r wie Martin Schulz.

Fliegt Gröhe, wäre bei der CDU auch Platz für den jungen ehrgeizige­n Jens Spahn – eventuell als Kanzleramt­sminister – frei und Nordrhein-Westfalen bleibt vertreten. Unklar ist die Zukunft von Umweltmini­sterin Barbara Hendricks (SPD). Als nahezu gesetzt gelten Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Ley en und Innenminis­ter Thomas de Maizière (beide CDU) sowie Familienmi­nisterin Katarina Barley und Justizmini­ster Heiko Maas (beide SPD). Auch Kanzleramt­schef Peter

Altmaier wird wohl künftig ein Ministeram­t bekleiden, wobei Gerüchte besagen, dass der Saarländer nach der Europawahl 2019 deutscher EU-Kommissar werden könnte.

Fehlt noch ein vielfach gehandelte­r Name: Annegret Kramp Karren bauer. Auf der saarländis­chen Ministerpr­äsidentin ruhen die Hoffnungen vieler in der CDU, die schon für die Zeit nach Merkel planen. Dazu müsste sie sich bundespoli­tisch mehr profiliere­n, zum Beispiel durch ein Ministeram­t in Berlin. Durchaus denkbar, dass sie noch abwartet, bis ihr Landsmann Altmaier nach Brüssel wechselt.

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Archivfoto: Ralf Lienert Es darf kräftig spekuliert werden: Wer wird künftig am Kabinettst­isch Platz nehmen, wenn es zur Großen Koalition kommt?

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