Donau Zeitung

Steckt Bijou Brigitte in der Krise?

Die Läden sind aus den Fußgängerz­onen kaum wegzudenke­n. Aber derzeit läuft es für den Konzern nicht rund

- VON LARISSA BENZ

Augsburg Am Schaufenst­er hängen große „Sale“-Sticker. Bei Bijou Brigitte ist Ausverkauf. Betritt man den lang gezogenen Laden in der Augsburger Innenstadt, wird sofort klar: Hier gibt es Schmuck in allen Formen und Farben. Bunte Ketten im Ethno-Look, klassische Perlenohrr­inge oder funkelnde Glitzerarm­bänder hängen an den Wänden. In einer Glasvitrin­e liegen verschiede­ne Uhren. Es ist der Stilmix, den man von Bijou Brigitte kennt. Der Hamburger Modeschmuc­k-Händler ist aus deutschen Fußgängerz­onen nicht wegzudenke­n. Doch dem Branchenri­esen geht es nicht gut: Um drei Prozent ist der Umsatz im vergangene­n Jahr geschrumpf­t, 36 Läden mussten zumachen. Heute gibt es 1060 Filialen in 23 Ländern, etwas mehr als die Hälfte davon im Ausland.

Die Konkurrenz komme vor allem von Modefilial­isten, sagt Hannah Höchst, Sprecherin von Bijou Brigitte. Damit meint sie Modeketten wie H&M, die neben Kleidung auch Schmuck anbieten. „Die haben aber meistens ein recht schmales Angebot“, sagt Höchst. Bijou Brigitte hingegen wolle mit einer gro- ßen Auswahl die Kunden in die Geschäfte locken. Rund 9000 Stücke gehören zum Sortiment, darunter auch Schals und Handtasche­n.

Doch das Konzept scheint momentan nicht richtig aufzugehen. Besonders in Deutschlan­d und Italien verzeichne­t Bijou Brigitte „rückläufig­e Geschäfte“, wie der 1963 gegründete Konzern kürzlich mitteilte. Dabei geht es der Branche nicht schlecht: Laut einer Studie der Nürnberger Gesellscha­ft für Konsumfors­chung, kurz GfK, geben deutsche Haushalte 48 Euro pro Jahr für Modeschmuc­k aus, das ist ein Plus von 1,3 Prozent im Vergleich zum Jahr 2016. Insgesamt sind die Ausgaben für Schmuck und Uhren allerdings um 0,3 Prozent zurückgega­ngen.

Immer mehr Deutsche kaufen ihren Schmuck oder Uhren mittlerwei­le im Internet, sagt Christian Koch, der die Branche für die GfK beobachtet. Beim Modeschmuc­k gebe es im Vergleich zum Vorjahr ein Plus im Online-Handel um 13 Prozent. Dieser Entwicklun­g müss- ten sich die Unternehme­n mit einer Strategie für verschiede­ne Kanäle anpassen, also sowohl online als auch offline präsent sein. Das bedeutet: die Vorteile des stationäre­n Handels nutzen, also zum Beispiel die Möglichkei­t, den Schmuck nicht nur anschauen, sondern auch anfassen zu können. Gleichzeit­ig muss die Beratung laut Koch mit einem Online-Konzept verknüpft werden. Denn viele Käufer würden den Schmuck im Laden anprobiere­n, um ihn danach im Internet zu bestellen. „Die einzelnen Teile müssen in Online-Shops besser zu finden sein“, sagt Fachmann Koch. Bijou Brigitte hat einen Online-Shop. Wer allerdings einen bestimmten Artikel aus dem Laden sucht, tut sich schwer, ihn aus dem riesigen Sortiment online zu finden.

Der Schmuck von Bijou Brigitte ist günstig, Ohrringe gibt es zwischen fünf und zehn Euro. Damit spricht das Unternehme­n vor allem jüngere Menschen an. Dieses Publikum versucht Bijou Brigitte etwa mit einem Instagram-Auftritt zu erreichen. Daneben arbeitet das Unternehme­n mit Modeblogge­rn zusammen, die als sogenannte Influencer junge Menschen auf die Trends des Konzerns aufmerksam machen.

Eine Modernisie­rung der Filialen hat Bijou Brigitte schon hinter sich. Die Läden wirken strukturie­rter als früher. Vom alten, verschnörk­elten Logo hat man sich 2013 anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Unternehme­ns verabschie­det. Das neue Logo wirkt moderner und klarer.

Ob solche Änderungen reichen? Um weiter Kunden anzusprech­en, kommen die Modeschmuc­k-Anbieter nach Ansicht von GfK-Experte Christian Koch um eine Präsenz auf Online-Marktplätz­en wie Zalando nicht herum. Dort sind Modeschmuc­k-Ketten wie Bijou Brigitte aber noch nicht zu finden. Momentan sei ein Verkauf dort auch nicht geplant, teilt Bijou Brigitte mit.

Deutsche geben 48 Euro pro Jahr für Modeschmuc­k aus

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Foto: dpa Zum Sortiment von Bijou Brigitte gehö ren rund 900 Stücke.

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