Ein Zeichen des Respekts
Wenn es um den eigenen Tod geht, dann sollten die persönlichen Wünsche im Vordergrund stehen. Doch die individuelle Freiheit wird in Bayern nach wie vor durch die Sargpflicht eingeschränkt.
Zeitgemäß ist das nicht. Die Bindung an den christlichen Glauben schwindet immer mehr. Viele Menschen legen keinen Wert mehr auf eine traditionelle christliche Beerdigung. Überhaupt wird unsere ganze Bestattungskultur immer individueller – statt einer Beisetzung im großen Familiengrab wünschen sich viele eine letzte Ruhestätte auf einem kleinen Naturfriedhof. Hinzu kommt, dass in unserem Land viele Menschen anderer Glaubensrichtungen leben. Muslime bestatten ihre Verstorbenen in einem Leinentuch – dazu sollten sie auch in Deutschland die Möglichkeit haben. Man kann von ihnen nicht erwarten, dass sie ihre Verstorbenen tausende Kilometer entfernt beerdigen lassen. Spontane Besuche am Grab eines geliebten Menschen sind so nicht möglich. Für das Verarbeiten eines Schicksalsschlages ist das sicher nicht förderlich.
Dass es auch ohne Sargpflicht funktioniert, zeigt die große Mehrheit der deutschen Bundesländer, die die Vorgabe längst abgeschafft haben. Und ihre Erfahrungen zeigen auch, dass sich die Nachfragen nach sarglosen Bestattungen in Grenzen halten. Viel würde sich also wahrscheinlich gar nicht ändern, würde man im Freistaat die Sargpflicht abschaffen. Für diejenigen aber, denen es eine Herzensangelegenheit ist, einen Verstorbenen ohne Sarg zu beerdigen, wäre es ein Zeichen des Respekts.