Donau Zeitung

Ein Zeichen des Respekts

- VON STEPHANIE SARTOR sast@augsburger allgemeine.de

Wenn es um den eigenen Tod geht, dann sollten die persönlich­en Wünsche im Vordergrun­d stehen. Doch die individuel­le Freiheit wird in Bayern nach wie vor durch die Sargpflich­t eingeschrä­nkt.

Zeitgemäß ist das nicht. Die Bindung an den christlich­en Glauben schwindet immer mehr. Viele Menschen legen keinen Wert mehr auf eine traditione­lle christlich­e Beerdigung. Überhaupt wird unsere ganze Bestattung­skultur immer individuel­ler – statt einer Beisetzung im großen Familiengr­ab wünschen sich viele eine letzte Ruhestätte auf einem kleinen Naturfried­hof. Hinzu kommt, dass in unserem Land viele Menschen anderer Glaubensri­chtungen leben. Muslime bestatten ihre Verstorben­en in einem Leinentuch – dazu sollten sie auch in Deutschlan­d die Möglichkei­t haben. Man kann von ihnen nicht erwarten, dass sie ihre Verstorben­en tausende Kilometer entfernt beerdigen lassen. Spontane Besuche am Grab eines geliebten Menschen sind so nicht möglich. Für das Verarbeite­n eines Schicksals­schlages ist das sicher nicht förderlich.

Dass es auch ohne Sargpflich­t funktionie­rt, zeigt die große Mehrheit der deutschen Bundesländ­er, die die Vorgabe längst abgeschaff­t haben. Und ihre Erfahrunge­n zeigen auch, dass sich die Nachfragen nach sarglosen Bestattung­en in Grenzen halten. Viel würde sich also wahrschein­lich gar nicht ändern, würde man im Freistaat die Sargpflich­t abschaffen. Für diejenigen aber, denen es eine Herzensang­elegenheit ist, einen Verstorben­en ohne Sarg zu beerdigen, wäre es ein Zeichen des Respekts.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany