Erotik verboten: So schaffen wir uns ab
Es ist ein Phänomen: Allenthalben wird wegen des Facharbeitermangels lamentiert. Dagegen vorgehen will dann aber auch wieder keiner. Im Gegenteil. Wo bitte sind die Ausbilder kopfballstarker Mittelstürmer? Falsche Neun, hängende Spitze: Bloß nicht dorthin, wo es wehtut.
Vor allem dort, wo der Sport sein ureigenes Feld verlässt und es tatsächlich um Existenzen geht, wird ein nachlässiger Umgang mit qualifizierten Mitarbeitern gepflegt. Kaum mehr ein Vereinspräsident, der sich einen Hofstaat von Claqueuren hält, die ihm beizeiten Applaus spenden, den Aschenbecher reichen oder den Champagner sabrieren. Jüngstes Beispiel: Der Dartsverband verbannt die sogenannten Walk-on-Girls. Jene Frauen also, die dankenswerterweise bebierbauchte Männer zur Scheibe führen, werden in die Arbeitslosigkeit geschickt. Sie würden in ihrer figurbetonten Garderobe nicht mehr dem modernen Frauenbild entsprechen. Als würden in Unwürde ergraute Herren mit Hawaiihemden, die Pfeile auf Scheiben werfen, den Mann der Moderne präsentieren. Niemand aber fordert, sie mögen ihr wundersames Treiben beenden.
Der Sport wird nach und nach entsexualisiert. Neuerdings denken tatsächlich auch die Formel1-Bosse darüber nach, die Gridgirls abzuschaffen. Bislang haben die den Fahrern mit einem Sonnenschirm vor dem Start Schatten gespendet – oder standen einfach in aufreizender Pose in der Gegend rum. Der Bezahlsender Sky hat aus den Überlegungen der Macher die einzig richtige Entscheidung getroffen und steigt aus den Übertragungen aus. In der Tat schaut niemand die Formel 1 wegen der tollen Fahrer an. Der Mittlere Ring in München bietet zu jeder Uhrzeit mehr Spektakel.
Es ist doch kein Wunder, wenn wir uns abschaffen. Wo soll denn die Erotik herkommen, wenn nicht vom Bildschirm? Mit voll gebröselter Jogginghose vor dem Fernseher lümmeln – ein Sinnesrausch des Prekariats. Keine weiblichen Facharbeiter, keine Erotik, kein Nachwuchs. Das große Ganze hängt von den Ausschnitten der Walkon-Girls ab.