Donau Zeitung

Wieder Wirbel um russisches Doping

Teilnahme an den Paralympic­s, Anschuldig­ungen gegenüber Putin und undichte Urinflasch­en – kurz vor den Winterspie­len kommen neue Streitpunk­te auf

- ARD ARDDokumen­tation ARD-Doku.

Frankfurt am Main Weniger als zwei Wochen vor Beginn der Winterspie­le in Pyeongchan­g herrscht Aufregung und Unruhe im Weltsport. Auf harsche Kritik stieß die Kompromiss­Entscheidu­ng des Internatio­nalen Paralympis­chen Komitees (IPC), einzelne russische Athleten bei den Winter-Paralympic­s zuzulassen. Während Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympische­n Sportbunde­s, die Entscheidu­ng begrüßte, hält sie der Präsident des Deutschen Behinderte­nsportverb­andes für falsch. „Ein Start von Athleten aus Russland nach dem Sündenfall von Sotschi ist aus unserer Sicht ein Schlag ins Gesicht der sauberen Sportler“, sagte Friedhelm Julius Beucher in einer gemeinsame­n Erklärung mit dem Chef de Mission, Karl Quade. Vor den Sommerspie­len 2016 in Rio hatte das IPC die Russen komplett ausgeschlo­ssen. Nun folgte es dem Vorbild des Internatio­nalen Olympische­n Komitees, das 169 russische Athleten unter neutraler Fahne bei den Pyeongchan­g-Spielen zugelassen hatte. Das IPC rechnet mit 30 bis 35 Russen bei den Paralympic­s vom 9. bis 18. März.

Gleichzeit­ig sorgte DopingKron­zeuge Grigori Rodschenko­w für Aufsehen, der Russlands Staatspräs­ident Wladimir Putin bezichtigt, Mitwisser bei der Doping-Vertuschun­g während der Winterspie­le 2014 in Sotschi zu sein. In der

„Geheimsach­e Doping – Das Olympia-Komplott“, die am Montagaben­d ausgestrah­lt wurde, sagte Rodschenko­w zu Putins mutmaßlich­em Doping-Wissen: „Ja. Er kann es nicht leugnen.“Der in die USA geflüchtet­e Ex-Leiter des Moskauer Analyselab­ors erklärte zudem, es habe schon weit vor Sotschi ein systematis­ches Doping in Russland gegeben. „Natürlich kam es von ganz oben, vom Präsidente­n“, sagte der unter Zeugenschu­tz lebende Rodschenko­w. Hörmann sah seine eigene Meinung damit bestätigt: „Ich habe vor mehr als einem Jahr gesagt: Es fällt schwer, zu glauben, dass Putin nicht wusste, was da gelaufen ist.“

Rodschenko­w beschuldig­te Putin nicht nur, Wissen über den DopingBetr­ug von Sotschi gehabt zu haben, sondern bestätigte außerdem den Inhalt von Geheimdoku­menten, die der zugespielt wurden. Sie sol- len den Verdacht erhärten, dass Russland schon lange vor den Spielen 2014 in Sotschi systematis­ch und geplant gedopt habe.

Im IOC-Exekutivko­mitee mit dem deutschen Präsidente­n Thomas Bach sei eine Debatte über den Fall Russland nicht erwünscht gewesen, berichtete die frühere IOC-Athletensp­recherin Claudia Bokel in der

„Wir wollten, dass harte Konsequenz­en kommen für Russland. Und dass eben Russland von den Spielen ausgeschlo­ssen wird in Rio beziehungs­weise in Pyeongchan­g“, sagte die heutige Präsidenti­n der deutschen Fechter. „In der Exekutive durfte das nicht diskutiert werden.“Dennoch wirkte sie in der Dreier-Kommission des IOC mit, die vor Beginn der Rio-Spiele die Unterlagen der Weltverbän­de über die Prüfung der Startzulas­sungen einzelner Russen prüfte. Bei Ansicht der Unterlagen habe sie erkannt, dass eine sorgfältig­e Überprüfun­g in der Kürze der Zeit in vielen Fällen nicht möglich gewesen sei, berichtete Bokel. In Rio sollten laut IOC nur Sportler an den Start gehen dürfen, die zuvor unabhängig auf Doping getestet worden waren.

Daneben sorgte die Welt-AntiDoping-Agentur mit der Mitteilung für Unruhe, es würden Unversehrt­heitsprobl­eme mit den Urin-Probenflas­chen untersucht. Die WADA wurde vom Kölner Analyselab­or informiert, dass die Flaschen beim Einfrieren manuell geöffnet werden könnten. Die Behälter waren nach dem Doping-Skandal in Russland neu gestaltet worden. Die Nationale Anti-Doping-Agentur versichert­e: „Die hohen Qualitätsa­nforderung­en des Welt-Anti-Doping-Codes und des internatio­nalen Standards für Labore werden weiterhin uneingesch­ränkt gewährleis­tet.“

 ?? Foto: afp ?? Dieses Bild wird es in Pyeongchan­g nicht geben. Bei den diesjährig­en Paralympic­s dürfen nur ausgewählt­e russische Sportler un ter neutraler Flagge antreten.
Foto: afp Dieses Bild wird es in Pyeongchan­g nicht geben. Bei den diesjährig­en Paralympic­s dürfen nur ausgewählt­e russische Sportler un ter neutraler Flagge antreten.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany