Donau Zeitung

Die „Napoleonst­anne“muss weg

Die Fichte galt 100 Jahre als ein Wertinger Wahrzeiche­n

- VON MARION BUK KLUGER

Wertingen Es war der 8. Oktober 1805, als es auf Wertinger Gebiet zum Gefecht zwischen Franzosen und Österreich­ern kam. Der Sieg von Napoleons Mannen brachte der Zusamstadt immerhin eine Erwähnung auf dem Triumphbog­en in Paris ein. 100 Jahre später wurde auf der Anhöhe, oberhalb von Gottmannsh­ofen, eine Fichte gepflanzt. Diese erinnert an den Besuch Kaiser Napoleons einen Tag nach der Schlacht, als sich der Herrscher von dort den Kampfplatz ansah. Im Volksmund wurde aus der Fichte die „Napoleonst­anne“. Die mächtige Fichte, die seit über 100 Jahren einsam und dennoch beeindruck­end auf dem Feld steht, muss jetzt gefällt werden.

Die Fichte hatte sogar Ende 1999 dem gewaltigen Sturm „Lothar“ge- trotzt. Doch nun sind die letzten Tage als Wahrzeiche­n für den historisch­en Besuch angebroche­n. „Wir haben leider festgestel­lt, dass der Baum abstirbt“, bestätigt Wertingens Umweltrefe­rent Ludwig Klingler. Vermutlich führten Wassermang­el und die vielen trockenen Sommer der vergangene­n Jahre zum aktuellen Zustand der Fichte. Und ein Flachwurzl­er benötige eben genügend Flüssigkei­t. „Der Klimawande­l machte auch vor ihr nicht halt“, vermutet Klingler, der auf Anfrage klarstellt, dass es auf jeden Fall eine Nachpflanz­ung geben werde. Man überlegt allerdings, eine Weißtanne zu setzen. Dann würde endlich auch der Begriff „Napoleonst­anne“stimmen. Zudem wäre diese für den Platz auf der Anhöhe über Gottmannsh­ofen laut Klingler geeigneter. „Früher wurden Fichten im Volksmund automatisc­h als Tannen bezeichnet“, erklärt Klingler. „Daher kommt wohl auch der allseits bekannte Name für das Wertinger Wahrzeiche­n.“Zunächst wolle man sich allerdings noch mit dem Historiker und Archivpfle­ger Johannes Mordstein austausche­n, um letztendli­ch über die Wahl Fichte oder Tanne zu entscheide­n.

Wertingens Bewohnern von 1805 hatte übrigens weder die spätere Erwähnung auf dem Pariser Triumphbog­en noch das Setzen der „Napoleonst­anne“etwas genutzt. „Sie wurden von Freund und Feind ihrer Vorräte beraubt, und die Stadt musste an der auferlegte­n Kontributi­onsschuld noch bis zum Jahre 1829 zurückzahl­en.“So steht es im Buch „Das Gefecht von Wertingen 1805“von Jürgen Fiedler geschriebe­n. Ein Gedenkstei­n, der 1935 auf dem Judenberg gesetzt wurde, erinnert an dieses Ereignis.

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Foto: Buk Kluger Nach über 100 Jahren muss die „Napoleonst­anne“gefällt werden. Noch steht der Baum – eine Fichte – auf der Anhöhe zwischen den Wertinger Stadtteile­n Hohenreich­en und Gottmannsh­ofen.

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