Ein Ausflug in die neue Spiel Zeit
In Nürnberg dreht sich fünf Tage lang alles um Spielwaren. Ein Klassiker darf auch dort nicht fehlen
Nürnberg Roboter, sprechende Puppen oder App-gesteuerte Spiele: Mit der traditionellen Neuheitenschau ist gestern in Nürnberg die weltweit größte Spielwarenmesse gestartet. Sowohl bekannte Hersteller als auch Neulinge präsentieren Fachbesuchern bis Sonntag ihre Top-Produkte. Drei Trends haben die Veranstalter bereits ausgemacht: die Lust an der Natur, den Teamgeist und den Spaßfaktor beim Spielen.
„Cue“heißt ein schwarzer Lernroboter, den Kinder ab elf Jahren selbst programmieren können. Programmierkenntnisse seien in der heutigen digitalen Welt unerlässlich. „Cue beherrscht die komplexe Javascript Programmierung. Wir wollen so den Kindern das Rüstzeug geben, sich fit für die Jobs der Zukunft zu machen“, sagt Simona Honerbach, Marketingreferentin von Wonder Workshop. Dieser Lernroboter fördere den Teamgeist und käme bereits in über 15 000 Schulen in 40 Ländern zum Einsatz.
Rund die Hälfte der Deutschen hat zwar schon einmal technologisches Kinderspielzeug gekauft – doch eine gewisse Skepsis gegenüber Technologie im Kinderzimmer ist noch vorhanden. Das zeigen die Ergebnisse des KPMG Consumer Barometers, für das über 500 Konsumenten und ausgewählte Branchenexperten befragt wurden. Neben der Qualität eines Spielzeugs und dem pädagogischen Mehrwert sei für die Befragten auch der Aspekt der Cyber Security wichtig. So erwarten 78 Prozent der Konsumenten, dass Datenschutz und Sicherheit bei der Nutzung von internetfähigem Hightech-Spielzeug gewährleistet sind.
Die Zukunft sieht rosig aus für den Markt für Spielwaren. Besonders Filme, Lizenzen und Crowdfunding sorgen für ein Wachstum der Spielwarenbranche: Laut dem Statistikportal Statista ist der Spielzeugmarkt zwischen 2005 und 2016 kontinuierlich gewachsen. Im Jahr 2016 wurden weltweit fast 89 Milliarden US-Dollar mit Spielwaren umgesetzt.
Ein wichtiger Umsatztreiber für traditionelles Spielzeug sind in Deutschland Neuentwicklungen wie zum Beispiel Drohnen oder Multikopter. Aber es scheint auch einen Gegentrend zur Digitalisierung zu geben. Dieser Eindruck drängt sich zumindest auf, wenn man sich eine Übersicht über Spiele und Spielwaren ansieht, die das internationale Expertengremium für gelungene Beispiele für den Trend „Team Spirit“hält: Viele Hersteller verzichten völlig auf elektronische Spielereien oder Digitales.
„In Deutschland kommen jedes Jahr etwa 1000 neue Spiele auf den Markt, das sind so viele wie in keinem anderen Land“, erklärt Peter Berneiser, Pressesprecher von Pegasus Spiele.
Die Deutschen spielen nämlich gerne und viel. „Gerade auf dem Brettspielmarkt können wir ein jährliches Wachstum verzeichnen“, so Berneiser weiter. „Mensch ärgere dich nicht“wird immer noch 400 000 Mal pro Jahr verkauft“, sagt sich Axel Kaldenhoven, Geschäftsführer von Schmidt Spiele. „Das Spiel gehört zum deutschen Kulturgut und ist nahezu in jedem Haushalt vorhanden.“Doch ganz ohne digitalen Einsatz geht es auch bei Schmidt Spiele nicht. So will das Unternehmen 2018 mit dem Spiel „Agentenjagd“punkten. Die Spieler sind Agenten und versuchen den Spion zu finden, der sich in einer der Städte auf dem Spielplan versteckt hält. Zu Beginn des Spiels weiß nur eine App, wo der Spion ist.
Unter allen Neuheiten und viel Hightech begegnen dem Fachbesucher auch immer wieder alte Bekannte aus der eigenen Kindheit: Zum Beispiel die Bügelperlen, die seit den 1970er Jahren die Kinderzimmer erobert haben.