Der Autor Tom Hanks
Morgen kommt mal wieder ein Film mit ihm in die Kinos. Aber es erscheint auch: das erste Buch des Hollywoodstars. Ein Erzählband. Kann er so gut schreiben wie schauspielern?
Wer ist Tom Hanks – und wenn ja, wie viele? Ab morgen ist er erst mal wieder im Kino zu erleben, als Chefredakteur der Washington Post in der Steven-Spielberg-Produktion „Die Verlegerin“– mit der erneut oscarnominierten Meryl Streep. Aber Hanks, der Hollywoodstar mit dem Image des Schwiegermutterlieblings, hat nicht umsonst zweimal in Folge den Oscar bekommen. So viele seiner Filme haben sich ins kollektive Gedächtnis eingeschrieben – „Schlaflos in Seattle“, „Philadelphia“, „Forrest Gump“, „Apollo 13“, „Der Soldat James Ryan“… –, dass man erst mal gar nicht daran denkt, dass da noch mehr sein könnte als die Schauspielerei.
Dabei ist Tom Hanks, der das gemeinsame Merkmal aller seiner Rollen in einem Interview mit der selbst mal so trefflich beschrieben hat als „der Kerl, der versucht, anständig zu sein“, auch hinter der Kamera erfolgreich. Als Regisseur, Produzent und Drehbuchschreiber. Und trotz der beeindruckenden Schlagzahl, die er im Filmgeschäft erreicht, war er damit in den vergangenen Jahren offenbar nicht ausgelastet.
Denn Tom Hanks ist auch noch Autor. Das amerikanische Publikum konnte schon einige Texte von ihm in der New York Times, in Vanity Fair und im The New Yorker lesen. Nun ist unter dem Titel „Schräge Typen“eine KurzgeschichtenSammlung von
Hanks auch in Deutschland als Buch erschienen. Zwölf Stories und vier Kolumnen des fiktiven Tageszeitungsjournalisten Hank Fiset sind darin versammelt. Ein Sohn, der durch ein Unglück ein Geheimnis seines Vaters entdeckt; vier Freunde, die in einem selbst gebauten Raumschiff eine Runde um den Mond drehen; zwei GIs, Veteranen des Zweiten Weltkriegs, die sich immer am Weihnachtsabend anrufen und aus der Ferne betrachten, in was für unterschiedlichen Welten ihre zivilen Leben verlaufen …
Die Geschichten sind im Grunde wie Szenen und Sequenzen aus Filmen, die Hanks bisher nicht gemacht hat. Extrem bildhaft erzählt, direkt am Gefühlszentrum des Lesers andockend – und mit einem biografischen Bruch oder emotionalen Konflikt im Zentrum, der aber
Geschichten wie Szenen aus nie gedrehten Filmen
nie so groß ist, dass man den Glauben daran verliert, ein Happy End sei immer noch möglich.
Das ergibt in der Summe keine große Literatur. Zu wenig hallt da noch nach, wenn man den Buchdeckel wieder zuklappt, es gibt kaum einen Widerhaken, der sich im Gedächtnis festkrallt. Aber ein TomHanks-Blockbuster im Kino braucht das ja auch nicht unbedingt. Hanks schreibt gefällige, nicht dumme Unterhaltungsliteratur – aus Deutschland hat er damit nicht so viel Konkurrenz. Und ein bisschen mehr über noch einen anderen Tom Hanks erfährt man in den Hank-Fiset-Texten auch: Jenen, der ein passionierter Sammler alter Schreibmaschinen ist, sogar eine App veröffentlich hat, mit der man sein Handy zur Schreibmaschine stylen kann. Auch nett. Wer Tom Hanks wählt, bekommt Tom Hanks – in welcher Darreichungsform auch immer.
» Tom Hanks: Schräge Typen. Übersetzt von Werner Löcher Lawrence, Piper, 352 Seiten, 22 Euro