Ein Pointenfeuerwerk im Großen Saal des Collegs
Der Kabarettist Josef Brustmann beim Faschingsabend des SPD-Ortsvereins
Dillingen Von der schwierigen Lage der bundesdeutschen SPD war nichts zu spüren. Im Gegenteil, Mitglieder und Gäste des SPD-Ortsvereins Dillingen waren im restlos besetzten Großen Saal des Collegs bei bester Laune. Dazu hatten sie allen Grund: Der Kabarettist Josef Brustmann eröffnete mit dem Programm „Fuchs-Treff - Nix für Hasenfüße“einen Einblick in eine Welt, die trotz aller Traurigkeit einfach zum Lachen ist.
Auf diese Haltung stimmten schon Ortsvorsitzender Hubert Probst, seine Stellvertreterin Ursula Poser und Landtagskandidat Tobias Rief ein, weil sie in ihrer Begrüßung die aktuellen Zündstoffwörter „Sondieren“und „Abstimmung“in einen heiteren Zusammenhang setzten. Das war der angemessene Auftakt. Denn die Besucher, unter ihnen Landtagsabgeordneter Herbert Woerlein, sahen einen Kabarettabend voller Dynamik und Esprit.
Josef Brustmann, geboren 1954, verpackt seine Weltbetrachtung in ein oberbayerisches Gewand. Seine Eltern waren Vertriebene aus Mähren, fanden in Waldram bei Wolfratshausen eine neue Heimat und verschafften trotz materieller Not ihrem Sohn die Möglichkeit, das Spiel auf mehreren Instrumenten zu erlernen und an der Musikhochschule München zu studieren. Nach zehnjähriger Tätigkeit als Gymnasialpädagoge verließ er den Staatsdienst, wurde Mitglied der Gruppe „Bairisch Diatonischer Jodelwahnsinn“, wurde für sein erstes Soloprogramm „Leben hinterm Mond“ausgezeichnet und in die Vereinigung der „Münchner Turmschreiber“aufgenommen.
Im Dillinger Colleg bewies Josef Brustmann, dass eine karge Kindheit nicht zwangsläufig lebenslange Frustration auslösen muss. Er durchsetzte seine autobiografischen Einschübe mit fulminanten Sprachspielen, zeigte mit Liedern zu Zither, Gitarre und Zwergquetsche seine Lust an gereimter Satire, und wieder verdeutlichte er, dass sein trockener Witz in schwarzen Humor umkippen kann. Er lässt Sigmar Gabriel dem US-Präsidenten einen „Gutschein für eine Cabriofahrt durch Dallas“überbringen. Einen Totengräber legt er das Bekenntnis in den Mund, dass er schon immer einen Beruf angestrebt habe, „bei dem er mit Menschen zu tun hat“. Und in einer seiner Geschichten meint ein Sohn: „Vada, geh ins Altersheim, es is ja net für immer.“
Aber das ist nur eine Seite der erstaunlichen kabarettistischen Plura- lität. Brustmann entdeckt im oberbayerischen Panorama ständig Kurioses und Groteskes. Ein Fisch im Glas heißt „Hemingway“, eine Kröte wird beim ehelichen Streit zur Friedensstifterin, der Jugendfreund Franz bleibt in der Erinnerung „der Häuptling Abendwind“, und der Fuchs begrüßt die Hühner mit dem Satz: „Und jetzt raus aus den Federn!“
Angereichert wurde das Pointenfeuerwerk durch spielerische Einlagen. In Erinnerung an seine Lieblingsbeschäftigungen in Kindheitsimmer tagen ließ Brustmann einen kleinen Papierdrachen steigen. Und für einen Glanzpunkt im Programmablauf sorgte die Reproduktion des Münchener Rathaus-Glockenspiels. Dabei erwies sich die Besucherin Angela Ranspacher als souveräne Partnerin bei der Klangerzeugung mit kleinen Handglocken.
Nach Zugabe und Dankesworten waren sich Mitglieder und Gäste beim Verlassen des Saals einig: Der Kabarettabend mit Josef Brustmann war ein Höhepunkt in Dillingens Kleinkunstgeschichte.