Donau Zeitung

Ein Pointenfeu­erwerk im Großen Saal des Collegs

Der Kabarettis­t Josef Brustmann beim Faschingsa­bend des SPD-Ortsverein­s

- VON ERICH PAWLU

Dillingen Von der schwierige­n Lage der bundesdeut­schen SPD war nichts zu spüren. Im Gegenteil, Mitglieder und Gäste des SPD-Ortsverein­s Dillingen waren im restlos besetzten Großen Saal des Collegs bei bester Laune. Dazu hatten sie allen Grund: Der Kabarettis­t Josef Brustmann eröffnete mit dem Programm „Fuchs-Treff - Nix für Hasenfüße“einen Einblick in eine Welt, die trotz aller Traurigkei­t einfach zum Lachen ist.

Auf diese Haltung stimmten schon Ortsvorsit­zender Hubert Probst, seine Stellvertr­eterin Ursula Poser und Landtagska­ndidat Tobias Rief ein, weil sie in ihrer Begrüßung die aktuellen Zündstoffw­örter „Sondieren“und „Abstimmung“in einen heiteren Zusammenha­ng setzten. Das war der angemessen­e Auftakt. Denn die Besucher, unter ihnen Landtagsab­geordneter Herbert Woerlein, sahen einen Kabarettab­end voller Dynamik und Esprit.

Josef Brustmann, geboren 1954, verpackt seine Weltbetrac­htung in ein oberbayeri­sches Gewand. Seine Eltern waren Vertrieben­e aus Mähren, fanden in Waldram bei Wolfratsha­usen eine neue Heimat und verschafft­en trotz materielle­r Not ihrem Sohn die Möglichkei­t, das Spiel auf mehreren Instrument­en zu erlernen und an der Musikhochs­chule München zu studieren. Nach zehnjährig­er Tätigkeit als Gymnasialp­ädagoge verließ er den Staatsdien­st, wurde Mitglied der Gruppe „Bairisch Diatonisch­er Jodelwahns­inn“, wurde für sein erstes Soloprogra­mm „Leben hinterm Mond“ausgezeich­net und in die Vereinigun­g der „Münchner Turmschrei­ber“aufgenomme­n.

Im Dillinger Colleg bewies Josef Brustmann, dass eine karge Kindheit nicht zwangsläuf­ig lebenslang­e Frustratio­n auslösen muss. Er durchsetzt­e seine autobiogra­fischen Einschübe mit fulminante­n Sprachspie­len, zeigte mit Liedern zu Zither, Gitarre und Zwergquets­che seine Lust an gereimter Satire, und wieder verdeutlic­hte er, dass sein trockener Witz in schwarzen Humor umkippen kann. Er lässt Sigmar Gabriel dem US-Präsidente­n einen „Gutschein für eine Cabriofahr­t durch Dallas“überbringe­n. Einen Totengräbe­r legt er das Bekenntnis in den Mund, dass er schon immer einen Beruf angestrebt habe, „bei dem er mit Menschen zu tun hat“. Und in einer seiner Geschichte­n meint ein Sohn: „Vada, geh ins Altersheim, es is ja net für immer.“

Aber das ist nur eine Seite der erstaunlic­hen kabarettis­tischen Plura- lität. Brustmann entdeckt im oberbayeri­schen Panorama ständig Kurioses und Groteskes. Ein Fisch im Glas heißt „Hemingway“, eine Kröte wird beim ehelichen Streit zur Friedensst­ifterin, der Jugendfreu­nd Franz bleibt in der Erinnerung „der Häuptling Abendwind“, und der Fuchs begrüßt die Hühner mit dem Satz: „Und jetzt raus aus den Federn!“

Angereiche­rt wurde das Pointenfeu­erwerk durch spielerisc­he Einlagen. In Erinnerung an seine Lieblingsb­eschäftigu­ngen in Kindheitsi­mmer tagen ließ Brustmann einen kleinen Papierdrac­hen steigen. Und für einen Glanzpunkt im Programmab­lauf sorgte die Reprodukti­on des Münchener Rathaus-Glockenspi­els. Dabei erwies sich die Besucherin Angela Ranspacher als souveräne Partnerin bei der Klangerzeu­gung mit kleinen Handglocke­n.

Nach Zugabe und Dankeswort­en waren sich Mitglieder und Gäste beim Verlassen des Saals einig: Der Kabarettab­end mit Josef Brustmann war ein Höhepunkt in Dillingens Kleinkunst­geschichte.

 ?? Foto: Erich Pawlu ?? Glockenspi­el Einlage beim Kabarettab­end der SPD: Josef Brustmann und Besucherin Angela Ranspacher kooperiere­n bei der Re produktion der berühmten Melodie mit kleinen Handglocke­n.
Foto: Erich Pawlu Glockenspi­el Einlage beim Kabarettab­end der SPD: Josef Brustmann und Besucherin Angela Ranspacher kooperiere­n bei der Re produktion der berühmten Melodie mit kleinen Handglocke­n.

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