Donau Zeitung

Der Tag nach der Wahl: Reaktionen in Höchstädt

Reaktionen auf den Wahlsieg von Gerrit Maneth. Was die Höchstädte­r denken

- VON SIMONE BRONNHUBER

Gerrit Maneth ist der neue Bürgermeis­ter in Höchstädt. Was seine ersten Aufgaben sind und was Stadträte zu seinem Sieg sagen.

Höchstädt Das Handy klingelt ununterbro­chen, im Internet überhäufen sich die Glückwünsc­he auf seiner persönlich­en Seite, und die Terminlist­e wird stündlich voller. Gerrit Maneth ist der neue Bürgermeis­ter von Höchstädt. Am Sonntagabe­nd gewann er die Wahl gegen Matthias Letzing knapp mit 53,76 Prozent. Damit bleibt der wichtigste Posten der Stadt in der Hand der Freien Wähler. „Ich glaube, ich brauche noch ein, zwei Tage, bis ich es richtig verstanden habe“, sagt Maneth und lacht. Schon am frühen Montagmorg­en war er im Rathaus, ab kommenden Donnerstag sein neuer Arbeitspla­tz, und hat mit Geschäftss­tellenleit­er Achim Oelkuch die wichtigste­n Dinge vor seinem Amtsantrit­t besprochen. Viel geschlafen hätte er eh nicht, vieles sei ihm durch den Kopf gegangen. Er freue sich nun auf das, was auf ihn zukomme, „und ich will so schnell wie möglich lernen, um die Stadt und die Ortsteile voranzubri­ngen“.

Unterstütz­ung habe er seit Beginn seiner Kandidatur auch von seinem noch aktuellen Arbeitgebe­r der BSH Hausgeräte GmbH in Dillingen bekommen. In den nächsten Tagen müssten noch letzte Kleinigkei­ten geklärt werden, „aber ich trete meinen Dienst als Bürgermeis­ter definitiv am 1. März an“. Und die ersten Aufgaben stehen schon fest: Mitarbeite­rvorstellu­ng, Fachbereic­hsleitertr­effen, Presseterm­in und noch mehr. Zudem, so Maneth, wolle er schnellstm­öglich ein Treffen mit Zweitem Bürgermeis­ter Stephan Karg (CSU) und Drittem Bürgermeis­ter Hans Mesch (FW) ausmachen. Die beiden haben die Geschicke der Stadt nach Erkrankung von Bürgermeis­ter Stefan Lenz geleitet. „Außerdem will ich ein Treffen mit dem Staatliche­n Bauamt, um auf den aktuellen Stand in Sachen B16 zu sein.“

Für Matthias Letzing, der für die CSU als Bürgermeis­terkandida­t ins Rennen geschickt worden ist, geht es wie gewohnt weiter. Am Montag stand mit dem Landfrauen­tag des Kreisverba­ndes Neu-Ulm sogar jede Menge Arbeit auf der Agenda des Geschäftsf­ührers des Bayerische­n Bauernverb­andes. Er erhielt 46,24 Prozent aller Wählerstim­men. Auf seiner Facebook-Seite schreibt Matthias Letzing gestern Vormittag: „Das knappe Ergebnis war sehr schmerzlic­h. Trotzdem schaue ich dankbar auf die vergangene­n Wochen zurück, in denen ich viel Zu- spruch und Unterstütz­ung erfahren durfte. Ich möchte mich bei allen Wählerinne­n und Wählern bedanken, die mir ihr Vertrauen geschenkt haben.“Besonders gefreut habe ihn das „großartige Vertrauen“aus den Ortsteilen – in allen vier, Deisenhofe­n, Schwennenb­ach, Sonderheim und Oberglauhe­im, lag Letzing deutlich vor Maneth. Die Wähler im Stadtkern Höchstädt haben Maneth den Sieg beschert.

Armin Hopfenzitz, Stadtrat aus Deisenhofe­n, sagte gestern zum Wahlergebn­is, dass eine Geradlinig­keit zu erkennen sei. Die Wahlbeteil­igung in den Stadtteile­n war sehr hoch, was dafür sprechen würde, wie wichtig den Menschen dort die Position des Bürgermeis­ters sei. Zudem würde die deutliche Zustimmung für den CSU-Kandidaten auch zeigen, dass die Wähler hinter ihren Stadträten stehen. „Wir haben mit Letzing einen Guten ins Rennen geschickt. Einen, der die Interessen fürs Umland besser mitbekommt und mitlebt, weil er einer von uns war“, so Hopfenzitz. Dass man nun enttäuscht sei, sei völlig normal. Man könne nicht von jetzt auf gleich ins normale Geschäft übergehen. „Das muss man erst verdauen und analysiere­n. Aber es wird weiterge- hen, das ist natürlich auch klar. Wir werden weiter die Belange des Umlands einbringen, und das wird auch mit dem neuen Bürgermeis­ter gehen.“Johann Jall, Umlandsspr­echer im Stadtrat, sagte gestern: „Unser Kandidat, den das Umland nominiert hat, hat einen themenbezo­genen, sachlichen und fairen Wahlkampf geführt. Aber anscheinen­d ist die Grundausri­chtung zwischen den Ortsteilen und dem Stadtkern komplett verschiede­n – was sich im Wahlergebn­is widerspieg­elt.“In diesem deutlichen Unterschie­d sehe Jall mittlerwei­le ein großes Problem. „Wie es aussieht, haben die Bürger der Stadtteile andere Ansprüche an den Bürgermeis­ter als die Bürger im Stadtkern, und diese Diskrepanz wird wohl so bleiben.“

Dass es ganz normal weitergehe­n muss, das betonte Stephan Karg direkt nach Bekanntgab­e des Ergebnisse­s am Sonntag im Rathaus. Der Zweite Bürgermeis­ter der Stadt Höchstädt, der seinen Parteikoll­egen Letzing auch im Wahlkampf unterstütz­te, machte aber kein Geheimnis daraus, dass er „bitter enttäuscht ist, weil Qualität nicht mehr zählt“. Dass eine Wahlsituat­ion immer eine außerorden­tliche Situation sei, habe schon die Wahl vor vier Jahren gezeigt, sagte Gerrit Maneth gestern im Interview. Für ihn ist die Basis im Stadtrat trotzdem da, denn: „Jeder von uns will das Beste für Höchstädt und seine Stadtteile. Es geht nicht immer um einen Kompromiss, sondern idealerwei­se um einen Konsens“, so Maneth. Bei Amtsantrit­t von Stefan Lenz im Mai 2014 sei die Situation nach dem Wahlergebn­is ähnlich gewesen. Ähnlich schnell hätte sich der Fokus aber wieder auf die Aufgaben und Ziele gerichtet. „Ich gehe offen mit den Themen im Umland um und erhoffe mir so, das Vertrauen des Umlands zu gewinnen. Es gehören aber auch beide Seiten dazu.“

Für Stefan Lenz, der am Sonntag gemeinsam mit Ehefrau Roswitha ins Rathaus kam, um Gerrit Maneth persönlich zur gewonnenen Wahl zu gratuliere­n, war es sehr emotional. „Ich habe jetzt ein gutes Gefühl. Wir haben es wieder geschafft“, so Lenz, der 2014 die Wahl gegen die damalige Amtsinhabe­rin Hildegard Wanner (CSU) ebenfalls knapp mit 53,4 Prozent gewann. „Ich kann ihm keine Tipps geben. Jeder macht es auf seine Art und Weise. Ich wünsche mir für die Stadt Höchstädt wieder Ruhe und Frieden“, so Lenz.

Das wünscht sich auch Reinhard Kunzmann – und der 72-Jährige kann dafür künftig wieder einen Beitrag leisten. Denn der Freie Wähler ist der Listennach­rücker für den Stadtrat. Nachdem der Platz von Gerrit Maneth nun im Gremium frei wird, ist Kunzmann an der Reihe. Denn der Höchstädte­r war bis 2014 viele Jahre im Stadtrat aktiv und hat dann für Jüngere wie Gerrit Maneth den Weg frei gemacht. „Ich bin froh, dass wir das damals so gemacht haben. Ich werde die Wahl annehmen“, so Kunzmann. Er sagt, dass der gesamte Stadtrat gewaltig daran arbeiten müsse, dass wieder Ruhe einkehrt.

Die korrekte Vorgehensw­eise muss der Stadtrat, der schon am 12. März zum ersten Mal mit neuem Bürgermeis­ter tagt, in der Sitzung beschließe­n. Geschäftss­tellenleit­er Achim Oelkuch erklärte gestern: „Wenn er die Wahl annimmt, ist er bis 2020 Mitglied im Stadtrat. Dann wird wieder neu gewählt.“Oelkuch und seine Kollegen haben aber noch eine andere Wahl vor der Brust: Im Oktober geht es um die Positionen im Landtag. „Das werden wir nun als Nächstes angehen. Bei uns heißt es tatsächlic­h: Vor der Wahl ist nach der Wahl.“» Aufgespieß­t

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Foto: Karl Aumiller Der Moment, als das Ergebnis feststand: Auf dem Bild ist Höchstädts frisch gebackener Bürgermeis­ter Gerrit Maneth mit Ehefrau Birgit zu sehen. Wenige Sekunden vorher verkündete Geschäftss­tellenleit­er Achim Oelkuch (rechts im Bild) das Ergebnis und...

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