Donau Zeitung

Kommt jetzt der Eishockey Boom?

Eisbären-Chef Werner Gebauer warnt trotz des historisch­en Erfolgs des deutschen Olympiatea­ms vor Euphorie. Seinen Burgauer Verein sieht er auch so auf einem guten Weg

- Interview: Alexander Sing

Herr Gebauer, wann sind Sie am Sonntagmor­gen aufgestand­en? Werner Gebauer: Um fünf, ist doch klar. Wenn schon mal eine deutsche Eishockeym­annschaft im Finale bei Olympia steht. Dass sie jetzt Silber geholt haben, ist ja eh sensatione­ll. Ich erinnere mich noch an Länderspie­le in den 80er-Jahren. Da war man froh, wenn es nicht zweistelli­g geworden ist.

Haben Sie diesen Erfolg erwartet? Gebauer: Überhaupt nicht, im Gegenteil. Wenn man mich vorher gefragt hätte, hätte ich gesagt: Viertelfin­ale wäre schon super. Ohne unsere NHL-Spieler habe ich wenig Chancen gesehen. Die haben bei der letzten WM viel ausgemacht. Kanadier, Russen oder Schweden können solche Ausfälle besser kompensier­en. Aber wir waren trotzdem ebenbürtig.

Wie kam es Ihrer Meinung nach zu dieser überragend­en Leistung? Gebauer: Für mich sind zwei Faktoren entscheide­nd. Zum einen der Trainer Marco Sturm. Und zum anderen dieser unbändige Zusammenha­lt der Mannschaft. Das sieht man einfach, wie die füreinande­r kämpfen. Das ist mindestens die Hälfte der Leistung. Außerdem waren sie taktisch sehr disziplini­ert. Im Finale hatten sie dann einfach Pech. Das Tor wäre nicht gefallen, wenn Patrick Reimer keine Strafzeit bekommen hätte. Das war unglücklic­h, er konnte nichts dafür. Im Penaltysch­ießen wäre dann alles möglich gewesen. Aber vielleicht wäre Gold auch zu viel des Guten gewesen.

Wie meinen Sie das?

Gebauer: Das nächste große Turnier ist die WM im Mai. Da ist die Erwartungs­haltung jetzt natürlich deutlich gestiegen. Da haben dann auch alle ihre NHL-Spieler dabei. Wenn wir wieder ins Viertelfin­ale kommen, dann haben die Jungs ihr Soll absolut erfüllt.

Erhoffen Sie sich jetzt einen kleinen Eishockey-Boom in Deutschlan­d? Gebauer: Ich hoffe schon, dass es einen Schub gibt, dass mehr Kinder Eishockey spielen wollen. Momentan ist der Sport ja in aller Munde. Und die letzten Jahre haben wir uns nicht sonderlich gut verkauft. Wenn das Interesse anhalten soll, muss die Nationalma­nnschaft die Leistung aber auch bestätigen. Kann davon auch der ESV Burgau profitiere­n?

Gebauer: Das hoffe ich. Ich muss aber sagen, dass unsere neue Halle uns schon einen Schub gegeben hat. Seit wir sie haben, sind es fast 100 Kinder mehr bei uns im Verein. Wir haben alle Jugendteam­s besetzt, bis auf die Junioren. Wir müssen das jetzt von unten rauf aufbauen. Und wenn Olympia noch einen zusätzlich­en Schub gibt, habe ich nichts dagegen.

Im Eiskunstla­uf hatte das deutsche Team mit Gold im Paarlauf ja auch einen überragend­en Erfolg. Wie sieht es da in Burgau aus?

Gebauer: Das war nicht unbedingt zu erwarten, aber man konnte zumindest damit rechnen, dass die Deutschen einen vorderen Platz be- legen. Es ist also nicht zu vergleiche­n mit unseren Eishockey-Jungs. Aber unsere Eiskunstla­uf-Abteilung wächst und gedeiht. Ich schaue immer mal wieder zu, es gefällt mir gut. Es sind halt nur Mädels, da wird es mit dem Paarlauf schwierig. Aber Hauptsache, die Kinder sind beschäftig­t, vor allem im Winter, wo man eh nicht raus kann.

Sie sagten bereits, dass die Mitglieder­zahl deutlich gestiegen ist, seit es die Halle in Burgau gibt. Wie blicken Sie auf die nächsten Jahre?

Gebauer: Wie gesagt, wir bauen das jetzt von unten auf. Wir haben auch neulich bei der Eislaufsch­ule wieder einen Haufen Kinder gehabt. Der ein oder andere kommt dann vielleicht nächstes Jahr. Der Fußball dominiert so sehr, dass wir um jeden Nachwuchs froh sind. Und das sage ich als Fußballfan.

Und wie geht es in der kommenden Saison mit der Landesliga-Mannschaft weiter?

Gebauer: Der Trainer bleibt, und ein Großteil der Mannschaft bleibt auch. Nur drei Spieler scheiden aus berufliche­n Gründen aus. Es ist gut, dass wir im Februar schon Planungssi­cherheit haben. Unser Ziel ist klar die Teilnahme an der Aufstiegsr­unde. Dieses Jahr war es knapp. Wir haben vielleicht einen Tick zu lange gewartet mit dem Trainerwec­hsel, das mag ein Grund sein. Aber es wäre nicht schlecht, mal gegen Bayernligi­sten zu spielen. Die oberen Landesligi­sten können da von der Leistung her absolut mithalten.

 ?? Foto: Ernst Mayer ?? Werner Gebauer ist seit 1986 beim ESV Burgau, zunächst als Spieler, später als Vorsitzend­er. Er hat mit Begeisteru­ng die Spiele der Eishockey Nationalma­nnschaft verfolgt, warnt aber vor übertriebe­ner Euphorie.
Foto: Ernst Mayer Werner Gebauer ist seit 1986 beim ESV Burgau, zunächst als Spieler, später als Vorsitzend­er. Er hat mit Begeisteru­ng die Spiele der Eishockey Nationalma­nnschaft verfolgt, warnt aber vor übertriebe­ner Euphorie.

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