Fragen nach Mord an Journalisten
Enthüllungsreporter in Bratislava erschossen
Bratislava Nach dem Mord an dem slowakischen Enthüllungsreporter Jan Kuciak fordert der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) eine umfassende Ermittlung der Hintergründe. „Der Fall muss umgehend und rückhaltlos aufgeklärt werden – auch, ob die vorher bekannten Bedrohungen von den Behörden ernst genommen wurden und was sie unternommen haben, um den Kollegen zu schützen“, sagte DJV-Chef Frank Überall der
Der Fall zeige auch, wie wichtig es sei, Journalisten in Europa bei ihrer Arbeit – und damit letztlich die Pressefreiheit – zu schützen.
Kuciak und seine Verlobte waren in ihrem Privathaus erschossen worden. Wahrscheinlichstes Motiv sei die Tätigkeit des Mannes gewesen, sagte Polizeipräsident Tibor Gaspar. Der 27-jährige Kuciak hatte im Internetportal Aktuality.sk regelmäßig über Fälle von mutmaßlichem Steuerbetrug berichtet. Im Blick hatte er vor allem prominente Unternehmer, die nach seinen Recherchen Geschäftsverbindungen zu den regierenden Sozialdemokraten ebenso wie zu Kreisen der organisierten Kriminalität unterhalten haben sollen. Einer dieser Unternehmer hatte Kuciak im vergangenen Herbst öffentlich gedroht.
Der slowakische Innenminister Robert Kalinak ließ eine Belohnung von einer Million Euro für Hinweise auf den oder die Täter ausschreiben. Gerade Kalinak und Gaspar hatten in der Vergangenheit jedoch selbst heftige Kritik an Aufdeckungsjournalisten geübt. Kalinak wird von den Medien vorgeworfen, mutmaßliche Steuerbetrüger zu schützen. Der Minister wies bisher jedoch alle solchen Vorwürfe zurück.
Der Medienkonzern Axel Springer, zu dem Kuciaks Nachrichtenportal gehörte, veröffentlichte eine Stellungnahme: „Wir sind entsetzt und fassungslos über die Nachricht, dass Jan Kuciak und seine Lebensgefährtin Opfer eines grausamen Attentats geworden sind.“