Wo bleibt die Horst-Welle?
Nur mal angenommen, in den siebziger Jahren hätte man Eltern geraten, ihren männlichen Nachwuchs Paul zu nennen oder Theo. „Ey, wie uncool“, hätten sie hinter den langen Haaren hervorgerufen und ihren Christians, Michaels und Stefans eine Capri-Sonne in die Hand gedrückt. Und heute? Gehört Paul längst zu den Favoriten und Theo zu den Aufsteigern unter den Vornamen.
Dass wir dies wissen, haben wir einem Mann mit dem wunderbaren Vor- und Nachnamen Knud Bielefeld zu verdanken. Er nennt sich „Vornamenanalytiker“und quält sich jedes Jahr durch abertausende Geburtsmeldungen, um daraus eine Beliebtheitsliste zu erstellen. Und die eine oder andere Empfehlung abzuleiten. Die beispielsweise, Eltern grundsätzlich zu verbieten, ein Kind Kevin zu nennen. Das ist erst ein Jahr her. Nun kommt er zu dem Urteil, das tapfere Auftreten von Juso-Chef Kevin Kühnert rund um die GroKo-Entscheidung der SPD habe für das Image dieses Vornamens „wahnsinnige Vorteile“; Kühnert habe Vorurteile widerlegt und einen Dienst für alle Kevins geleistet.
Der Weg von Kevin zu Horst ist politisch weit, nicht aber vornamenanalytisch. Denn mit Blick auf den neuen Bundesinnen- und Heimatminister Seehofer wagt Bielefeld eine weitere Prognose: „Es wird keine Horst-Welle geben.“Dem Namen hafte ein Makel an, er werde verunglimpft (Vollhorst) und sei ein „extremes Konsonantencluster“(H[...]rst). Außerdem sei O out, im Gegensatz zu A und E.
Sprechen wir uns 2019 wieder. Wenn Horst Kevin in der Krabbelgruppe trifft. Oder auch nicht.