Ein Refrain für immer
Lys Assia war erste Grand-Prix-Siegerin
Augsburg Für die einen ist er ein Popschlamassel, für die anderen purer Kult. Lys Assia jedenfalls hat den Eurovision Song Contest immer geliebt. Kein Wunder, hatte sie doch 1956 beim ersten Grand Prix d’Eurovision de la Chanson, wie der Wettbewerb damals hieß, gewonnen. Vor heimischem Publikum in Lugano interpretierte sie den auf Französisch gesungenen Titel „Refrain“– gewissermaßen einen Refrain für immer, mit dem die in Rapperswil geborene Schweizerin Geschichte in Noten schrieb.
Es war eine merkwürdige Veranstaltung: Nur sieben Kandidaten traten an, es gab keine Wertungspunkte des Publikums, sondern eine Jury entschied im Geheimen.
Jetzt ist Lys Assia, mit bürgerlichem Namen Risa Mina Schäfer, in einer Klinik in Zollikerberg im Kanton Zürich mit 94 Jahren gestorben. Vom Grand Prix konnte sie nicht lassen. Glückte ihr 1958 noch ein zweiter Platz, hatte sie später Schwierigkeiten, sich neuen Trends anzupassen. Als Kuriosität gilt ihr vergeblicher Versuch, mit einer Rapper-Boygroup die Schweizer Vorentscheidung zu überstehen. „Nicht alle unsere Träume werden wahr“, sang sie mit den fünf afrikanischstämmigen Musikern von New Jack aus Bern. „Hauptsache Eurovision Song Contest“, schien die PopOma als Fazit gezogen zu haben.
Weit mehr noch verbindet man das gefühlvolle Lied „O mein Papa“(1950) mit der Eidgenossin, die so viel Charme ausstrahlte, dass die Kolleginnen neidisch wurden. Ihre radebrechende Liebeserklärung an den Vater („Ei wie er lacht, sein Mund sie sein so breit und rot“) hielt sich über Jahre hinweg im Radio. Bei Assia war zeittypische Romantik angesagt, etwa in den Hits „Was kann schöner sein“oder „Wenn die Glocken hell erklingen“.
Eine kleine Pause hatte der Schlager, als Lys Assia ihren zweiten Ehemann bei seinen Hotelgeschäften unterstützte. Aber bis zu ihrem Tod war sie mit dem Song Contest verbunden. „Da kennt und mag man mich. Der Contest ist mein Lebenselixier“, bekannte die Grande Dame des Schlagers einmal.