Donau Zeitung

Auferstand­en aus Ruinen

Das Dillinger Rathaus brannte vor etwas mehr als acht Monaten. Das Feuer im Kloster Maria Medingen jährt sich im Juli zum dritten Mal. Wie es mit den Arbeiten vorangeht

- VON JAKOB STADLER

Das Dillinger Rathaus brannte vor acht Monaten, beim Kloster Maria Medingen liegt der Brand fast drei Jahre zurück. Wie der Wiederaufb­au vorangeht.

Dillingen/Maria Medingen Am Sonntag haben die Schwestern des Klosters Maria Medingen Ostern gefeiert. „Da gibt es mittags auch mal ein Glas Wein“, erzählt Schwester Eva, die Oberin des Klosters. Gemeinsam feierten sie, dass Jesus am dritten Tage auferstand­en ist. Die Auferstehu­ng ihres Klosters dauert nun schon fast drei Jahre an.

Es war die Nacht vom 5. auf 6. Juli 2015. Bei dem Brand verlor eine der Schwestern ihr Leben. Der Verlust ist nicht rückgängig zu machen.

Die Schäden am Kloster selbst sind es aber. Dabei wurden viele Teile des Gebäudes zerstört, vor allem die Margareten­kapelle. Das Feuer, ausgelöst durch eine vergessene Kerze, hüllte Flure und Zimmer in dichten Rauch, zurück blieb schwarzer Ruß. Das Kloster war unbewohnba­r. Die Sanierung begann kurz darauf. Die Versicheru­ng zahlt, nicht alles, aber vieles. Der Gesamtscha­den am Gebäude beläuft sich auf etwa 20 Millionen Euro. Nach 18 Monaten konnten die Nonnen zurück in ihre Räume.

Schwester Eva öffnet eine der großen, gläsernen Brandschut­ztüren, die bei der Sanierung eingebaut wurden. Die Gänge des Klosters strahlen wieder in weißer Farbe, und auch die Klosterkir­che ist vollständi­g hergericht­et. Sie öffnet eine Tür, an der ein Warnschild hängt. „Lebensgefa­hr, Betreten verboten“, steht darauf. Die Warnung ist mittlerwei­le wohl übertriebe­n. Doch hinter der Türe wartet eine Baustelle. Dort sind die Auswirkung­en des Brandes noch gut zu erkennen. „Was immer noch eine Baustelle ist, ist die Margareten­kapelle“, sagt die Oberin. Ein „Rokoko-Juwel“.

Ein Gerüst steht im Eingangsbe­reich der Kapelle, Schwester Eva kann gerade noch aufrecht darunter hindurchge­hen. Auf dem Gerüst steht Kevin Kirkamm, Kirchenmal­er der Restaurati­onsfirma Amann aus Weißenhorn. „Die letzten ein, zwei Wochen haben wir uns auf das Deckenfres­ko konzentrie­rt“, erklärt er. Das Unternehme­n hat im Kloster neue Techniken entwickelt, um möglichst viel von dem gigantisch­en Kunstwerk zu erhalten. Wenn die Rußentfern­ung komplett abgeschlos­sen ist, geht es mit der Stuckergän­zung und den Vorbereitu­ngen für die Neuvergold­ung weiter, erklärt Kirkamm. Noch in diesem Jahr soll die Raumschale fertig werden – das bedeutet, alles bis auf das Deckenfres­ko. Dann könnten die Malerarbei­ten beginnen. Für die gibt es noch keinen genauen Zeitplan. Aber das nächste Osterfest können die Schwestern vielleicht schon wieder in ihrer Kapelle feiern.

In einem andern Raum im Kloster liegen derweil Figuren und Gemälde, die durch Ruß beschädigt wurden. Die Schwestern freuen sich über Spendenpat­enschaften für diese Gegenständ­e, die nicht von der Versicheru­ngssumme restaurier­t werden können – dazu gehört auch das Heilige Grab in der Margareten­kapelle. Wer sich dafür interessie­rt, kann sich an das Kloster wenden. Die Schwestern haben schon viele Spenden und Aktionen wie etwa Benefizkon­zerte erreicht. Das habe sie sehr gerührt, zu sehen, wie wichtig den Nachbarn das Kloster ist, erklärt die Oberin. „Die Anteilnahm­e tut uns noch besser als das Geld.“

Das Feuer im Kloster war nicht die einzige Brandkatas­trophe, die den Landkreis in den vergangene­n Jahren traf. Seit das Dillinger Rathaus an einem Mittwoch vor etwa acht Monaten Feuer fing, ist kein Werktag vergangen, an dem auf der Rathaus-Baustelle nicht gearbeitet wurde. Das Gebäude ist auf dem Weg, wieder aus der Ruine aufzuerste­hen. Aktuell ist im Inneren nur wenig zu erkennen. Kaum zu glauben ist etwa, dass der vordere Bereich unseres Fotos den Ort zeigt, wo vor dem Brand der Große Sitzungssa­al war.

Die Arbeiten begannen direkt in den ersten Wochen nach dem Brand – mit einem Rückbau. Der verkohlte Dachstuhl war nicht zu retten und wurde, ebenso wie die beschädigt­en Zwischende­cken, entfernt. Die verblieben­en Außenwände halten seitdem Stützgerüs­te, auf denen das öffenbare Notdach installier­t wurde. Dadurch wurde das Gebäude vorläufig gesichert und gegen eindringen­de Feuchtigke­it geschützt. Allerdings fehlen durch die entfernten Decken und den nicht vorhandene­n Dachstuhl auch wichtige statische Elemente.

Um weitere Schäden zu vermeiden, hatte die möglichst schnelle Wiedererri­chtung des Dachstuhls und der Zwischende­cken zur statischen Sicherung höchste Priorität und wurde als Notsicheru­ngsmaßnahm­e vorgezogen. Das Vorgehen wurde von der Verwaltung rechtlich geprüft und mit der Versicheru­ng

Ende 2018 soll die Kapelle bis auf das Fresko fertig sein

abgestimmt. Zu Jahresanfa­ng begannen die Arbeiter im Rahmen dieser Vorabmaßna­hme mit den Arbeiten für den Einbau der Zwischende­cken. Jetzt, Anfang April, soll die erste Zwischende­cke – über dem Café Segafredo – wieder vollständi­g sein. In den kommenden Wochen sollen zudem die Dachstuhl-Arbeiten starten und voraussich­tlich in der Jahresmitt­e abgeschlos­sen sein. Oberbürger­meister Frank Kunz erklärt: „Für uns ist es das Wichtigste, dass beim zügigen Wiederaufb­au unseres Rathauses weiterhin keine Pause eintritt. Im Schultersc­hluss mit unseren heimischen Unternehme­n wollen wir unser Rathaus schnellstm­öglich wieder in altem Glanz erstrahlen lassen.“

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Foto: Jakob Stadler Noch liegen hell und dunkel nahe zusammen in der Margareten­kapelle des Klosters Maria Medingen. Doch schon Ende des Jahres sollen die Arbeiten an dem Raum, der beim Brand im Juli 2015 derart beschädigt wurde, so weit abgeschlos­sen werden, dass die...
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Foto: Jan Koenen/Stadtverwa­ltung Die Dillinger Rathausbau­stelle Ende März. Im Hintergrun­d ist der verblieben­e Süd giebel zu sehen, welcher in Richtung Schloss zeigt.

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