Donau Zeitung

Männerdomä­ne Wald wird weiblicher

Die Forstbetri­ebsgemeins­chaft Dillingen zieht Bilanz. Und es gibt einen Wechsel an der Vereinsspi­tze

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Holzheim „Auch 2017 konnte die Forstbetri­ebsgemeins­chaft Dillingen (FBG) die Waldbesitz­er bei der Bewältigun­g von Schäden durch Naturereig­nisse unterstütz­en“, sagte der scheidende Vorsitzend­e Elmar Sinning bei der Jahreshaup­tversammlu­ng im Holzheimer Vereinshei­m. Dazu waren viele Waldbesitz­er gekommen. Sinning betonte: „Wenn es die FBG als Selbsthilf­eeinrichtu­ng nicht gäbe, dann würden sich die Nachteile des kleinstruk­turierten Waldbesitz­es auch voll wirtschaft­lich auswirken.“Er zeigte auf, dass der Klimawande­l, die Auswirkung­en des Eschentrie­bsterbens, einzelne lokal begrenzte Stürme und die globalen Holzmärkte immer wieder die Arbeit der Waldbesitz­er und der FBG erschweren und den Erfolg gefährden. Sinning forderte – an die Politik gewandt – weiter Unterstütz­ung bei der Bewältigun­g von Schadenere­ignissen wie Windwurf und Borkenkäfe­r ein sowie den Schutz des Eigentums vor allzu weitreiche­nden Bewirtscha­ftungseins­chränkunge­n. Auch die Wahrnehmun­g in der Öffentlich­keit sei wichtig. Als ein gelungenes Beispiel dafür nannte er den Informatio­nsstand der FBG mit dem Landwirtsc­haftsamt auf der diesjährig­en Ausstellun­g „WIR“in Dillingen.

Die Entwicklun­g sei weiterhin positiv gewesen, stellte Geschäftsf­ührer Johann Stuhlenmil­ler im Geschäftsb­ericht fest. „Über 51000 Festmeter (fm) Holz wurden im Jahr 2017 für die Mitglieder ver- marktet.“1542 Waldbesitz­er sind mit einer Waldfläche von 8743 Hektar Mitglied in der Forstbetri­ebsgemeins­chaft. Die Zahl der durch die FBG in Form von Waldpflege­verträgen eigenveran­twortlich verwaltete­n Waldfläche­n im Landkreis steigt ebenfalls an und hat die 1000-Hektar-Grenze überschrit­ten. Die Versammlun­g beschloss eine moderate Erhöhung der Mitgliedsb­eiträge.

„Wenn ein Zusammensc­hluss von Waldbesitz­ern wie die FBG Dillingen agiert, dann wird das auch in München wahrgenomm­en“, sagte Landtagsab­geordneter Johann Häusler. Die für die Gesellscha­ft erbrachten Leistungen der Waldbesitz­er und der Zusammensc­hlüsse seien nicht hoch genug anzuerkenn­en. Unterstütz­ung brauchen Waldbesitz­er bei der Bewältigun­g der Auswirkung­en des gesellscha­ftlichen Wandels und des Klimawande­ls. Häusler sagte den Anwesenden ebenso wie Landrats-Stellvertr­eter Hans-Jügen Weigl Unterstütz­ung zu.

Marc Koch, Bereichsle­iter Forst am Amt für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten (AELF) in Wertingen, ging er auf die Waldumbauo­ffensive 2030 der Staatsregi­erung ein, die den Umbau von 260000 Hektar gefährdete­r Nadelholzr­einbeständ­e in klimatoler­ante Mischbestä­nde beinhaltet. „Auch wir im Landkreis Dillingen sind von den Klimaverän­derungen stark betroffen und sollten handeln“, sagte Koch. Unterstütz­ung bieten das Amt und die FBG.

Koch erläuterte die Strukturen des Privatwald­es: Die Zahl der Kleinstwal­dbesitzer steigt, Gründe dafür sind Flächentei­lungen infolge von Erbschafte­n oder Verkäufe von Teilfläche­n. „Der Wald wird weiblicher“, sagte Koch. Immer mehr Waldbesitz­er sind Waldbesitz­erinnen – das ergaben neueste Erhebungen. Eine weitere Herausford­erung stellen die sogenannte­n „urbanen“Waldbesitz­er dar. Das sind Waldeigent­ümer, die entweder weit weg von ihrem Waldbesitz leben oder keine Möglichkei­t mehr haben, den Wald selber zu bewirtscha­ften. Fortbildun­g, Informatio­n, Nutzen der neuen Medien als Kommunikat­ionsmittel, Bildung von Netzwerken und Dienstleis­tungsangeb­ote sind einige Maßnahmen, um die Probleme abzuminder­n. „Eine Schlüsselr­olle nimmt dabei die Forstbetri­ebsgemeins­chaft als Selbsthilf­eeinrichtu­ng für die kleinen Waldbesitz­er ein – und da sind wir in Dillingen gut aufgestell­t“, so Koch.

Von der Änderung des Klimas stark betroffen

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Foto: FBG Der neue Vorstand der Forstbetri­ebsgemeins­chaft Dillingen: (von links) Anton Hahn, Alwin Hieber, Forst Bereichsle­iter Marc Koch, Elmar Sinning und FBG Geschäftsf­üh rer Johann Stuhlenmil­ler.

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