Der Trend zum Trailer
Filmvorschau hieß das früher – und eigentlich begegnete man ihr nur im Kino und nur wenige Wochen vor Kinostart. Aber – Achtung, jetzt kommt einer dieser Sätze, die unsere Übergangszeit charakterisieren – durch die Digitalisierung und das Internet hat sich das dramatisch verändert. Ein halbes Jahr und mehr liegt oft zwischen der ersten Vorschau und dem Kinostart, oft ist der Film da noch gar nicht fertig geschnitten, was die Szenenauswahl mitunter riskant macht und in den USA schon zu einer Klage geführt hat: Eine Zuschauerin hatte nach dem Trailer zu „The Place Beyond the Pines“einen wilden Autorennen-Streifen erwartet, dann aber ein Melodrama mit Ryan Gosling bekommen, aus dem die eine PS-Jagd dann auch noch rausgeschnitten war…
Einschneidender aber ist, dass die Verbreitung durch das Netz die Trailer in eine ganz neue Bedeutung gehievt hat. Nächsten Donnerstag läuft etwa der neue „Avengers“an – der Trailer startete am 29. November 2017 und wurde allein am ersten Tag 230 Millionen mal angesehen. Weltrekord. Auf Platz zwei: Die Neuverfilmung von „Es“mit 197 Millionen vor Avengers-Trailer Nummer zwei mit rund 179 Millionen. Die ersten zehn Plätze sind alle über 100 Millionen am ersten Tag, darunter auch die Trailer zu den letzten beiden StarWars-Filmen. Die samt und sonders aus den USA stammenden Top 20 sind allesamt in den vergangenen drei Jahren gelaufen. Denn es gibt ja längst eigene Youtube-Kanäle mit Trailern, eigene Trailer-Experten bei den großen Filmstudios… In von Filmfans gewählten Listen der besten Trailer aber tauchen auch ältere auf, zum Beispiel zu „Alien“(1979) und „Der Pate III“(1990), „Terminator 2“(1991) und zum Horror „The Blair Witch Project“(1999). Witzig ist darunter so oder so nichts. Der Trailer lebt vom geheimnisvoll verdichteten Drama und dem angedeuteten Spektakel.
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