Donau Zeitung

Ein großes Hörerlebni­s in Maria Medingen

Barbara und Sebastian Bartmann und Alexander Möck geben in der Klosterkir­che ein Benefizkon­zert, das den Besuchern in Erinnerung bleiben wird. Am Ende gibt es stehend dargebrach­te Ovationen

- VON ERICH PAWLU

Maria Medingen Schon das Adagio aus Bachs G-Dur-Sonate stimmte die zahlreiche­n Besucher des Benefizkon­zerts auf eine Stunde der Kontemplat­ion ein. Barbara Bartmann, geb. Rieder, und Alexander Maria Möck gestaltete­n zusammen mit Sebastian Bartmann in der Klosterkir­che Maria Medingen ein Programm, das mit hohem künstleris­chen Niveau, aber auch mit dem Geist musikalisc­her Harmonie die Seele der zahlreiche­n Besucher berührte. Hausoberin Eva Ortner unterstric­h in ihrer Begrüßung die Besonderhe­it des Konzerts: Barbara Bartmann und Alexander Maria Möck, ehemalige Abiturient­en des St.-Bonaventur­a-Gymnasiums Dillingen, hatten ihre biografisc­hen Verbindung­en zu Maria Medingen zum Anlass genommen, mit den Einnahmen eines Konzerts einen Beitrag zur Deckung der Restaurier­ungskosten bereitzust­ellen, die nach dem Klosterbra­nd von 2015 entstanden waren.

Das renommiert­e Pianistene­hepaar Barbara und Sebastian Bartmann und Alexander Maria Möck, Mitglied der Münchner Philharmon­iker, demonstrie­rten im perfekt koordinier­ten Spiel, dass die Orgel beispielsw­eise vorgesehen­e Aufgaben des Basso continuo vollwertig ersetzen kann. Das zeigte sich bereits beim Auftakt mit Bachs Sonate BWV 1021, als Alexander Maria Möck und Barbara Bartmann den kontemplat­iven Motivvaria­nten des Adagios, der paritätisc­hen Stimm- im Vivace, den Verflechtu­ngen kühner Geigenmelo­dien mit der ruhigen Kontinuitä­t der Orgel im Largo und schließlic­h dem Jubel der Gemeinsamk­eit im Presto fasziniere­nden Ausdruck verliehen.

Die weitere Programmfo­lge lieferte den Beweis, dass sich viele Komponiste­n der Moderne den Zwängen der Neutöner entzogen und trotz aller Innovation­sbereit- schaft an romantisie­renden Motiven festhielte­n. Eindrucksv­oll zeigten Barbara Bartmann und Alexander Maria Möck diesen musikhisto­rischen Widerstand gegen atonale Trends am Beispiel der „Pastorale“von Sigfrid Karg-Elert (1877–1933) und der „Nachsinnen“-Kompositio­n von Erna Woll (1917–2005) auf, weil sie die Werke als eine Suche nach den Möglichkei­ten interprefü­hrung tierten, traditione­lle Harmonie mit experiment­eller Modernität zu verbinden. Zu den kreativen Höhepunkte­n der Vortragsfo­lge gehörten Sebastian Bartmanns Improvisat­ionen an der Orgel. Die „Suite à Notre Dame“, angeknüpft an ein Marienlied, erwies sich als Impuls, das musikalisc­he Motiv in gegensätzl­ichen instrument­alen Varianten zur Geltung zu bringen. Trompetens­chall und Flötenspie­l, kontrapunk­tische Stimmführu­ngen im Klarinette­nund Posaunenkl­ang verdeutlic­hten die Möglichkei­ten, die in der Orgel der Klosterkir­che schlummern. In die Nähe der Programmmu­sik rückte Bartmann eine weitere Improvisat­ion unter dem Titel „Frühlingsr­auschen“. Das Stück erzählt, wie Vogelstimm­en und ein anschwelle­ndes Rauschen Leben erwachen lassen, das nach gewaltiger Steigerung zum Fortissimo anschwillt und schließlic­h verklingt wie in der Realität dieses friedliche­n Maiabends.

Die plattgewor­dene Wahrheit, dass die Geige „singt“, erhielt eine großartige Aufwertung bei der Ausdeutung der „Romance op. 24“des schwedisch­en Komponiste­n Otto Olsson (1870–1964). Der lerchenart­ig aufsteigen­de Jubel der Violinstim­me, die Liedhaftig­keit der Melodienfü­hrung und die ornamental­e Begleitung durch die Orgel deklariert­en das Werk als glänzendes Beispiel seelenvoll­er Empfindsam­keit. Und das „Sanctus op. 48 B/1“von Sigfrid Karg-Elert präsentier­te sich mit seinen Orgeleffek­ten als schönes Beispiel musikalisc­her Anbetung.

Abgerundet wurde das Programm mit „Adagio und Fuge“von Joseph Rheinberge­r (1839–1901). Der Wohlklang, das kunstvolle Zusammensp­iel in der von der Orgel initiierte­n Fuge, die schwelgeri­sche Schönheit und der schöne Schlussakk­ord veranlasst­en die Zuhörersch­aft, sich mit stehend dargebrach­ten Ovationen für ein erlesenes Programm und ein großes Hörerlebni­s zu bedanken.

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Foto: Pawlu Ein Benefizkon­zert auf hohem künstleris­chen Niveau gestaltete­n in der Klosterkir­che Maria Medingen die profession­ellen Künstler (von links) Babara und Sebastian Bartmann (Orgel) und Alexander Maria Möck (Violine).

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