Die Schlacht von Höchstädt als persönliches Desaster
Katharina Weigand präsentiert im Colleg in Dillingen die Persönlichkeit Max Emanuels
Dillingen Die Schlacht von Höchstädt zerstörte alle seine Träume: Max Emanuel, von 1679 bis 1726 mit Unterbrechungen Kurfürst von Bayern, hatte in den Türkenkriegen als „Blauer Kurfürst“den heiß begehrten Ruhm gesammelt, ehe er 1704 als französischer Koalitionär bei der Niederlage im Spanischen Erbfolgekrieg ein Desaster hinnehmen musste.
Die bayerische, deutsche und europäische Dimension kurfürstlicher Träume, aber auch die spannende Geschichte von Triumphen und Tragödien im Leben eines bayerischen Herrschers erläuterte im Dillinger Colleg Dr. Katharina Weigand von der Universität München. Zur Veranstaltung der Volkshochschule und des Historischen Vereins konnte dessen Vorsitzender Dieter M. Schinhammer zahlreiche Besucherinnen und Besucher begrüßen.
Katharina Weigand, in Dillingen als Referentin einer Vortragsreihe längst bekannt, charakterisierte Max Emanuel als „einen wirklich bedeutenden Wittelsbacher“, der seinen Bekanntheitsgrad in der Geschichtsschreibung seinem Ehrgeiz, seinem Schlachtenruhm und der Dokumentation seiner Erfolge in den Bildern von Schloss Schleißheim zu verdanken habe. Sein Vater Ferdinand Maria habe bis heute die Forschung wenig interessiert, obwohl er Bayern in seiner Regierungszeit (1551–1679) beständigen Frieden gesichert hatte.
Max Emanuel, der 1683 an der Rettung Wiens vor dem Türkensturm beteiligt war, sicherte sich 1685 mit der Heirat der Kaisertochter Maria Antonia berechtigte Träume, Bayern mit dem spanischen Weltreich zu verbinden. Die Geburt des Kurprinzen Joseph Ferdinand war Grundlage für die Untermauerung dieser Ansprüche, sodass der sechsjährige Prinz 1698 tatsächlich als Universalerbe Spaniens eingesetzt wurde. Aber dessen Tod zerstörte ein Jahr später alle Spekulationen vom Aufstieg Bayerns zum Zentrum internationaler Macht. „Max Emanuel sah sich daraufhin auf Bayern zurückgeworfen“, formulierte Katharina Weigand. Im nachfolgenden Spanischen Erbfolgekrieg schlug sich der bayerische Kurfürst auf die Seite Frankreichs, verlor in den Schlachten am Schellenberg und bei Höchstädt/Blindheim alle Macht, flüchtete über Brüssel ins französische Exil und wurde vom Kaiser mit der Reichsacht belegt. Bayern war hoch verschuldet, aber auch nach seiner Rückkehr änderte Max Emanuel sein Wesen nicht: „Wir müssen die Kaiserkrone an unser Haus bringen.“Diese programmatische Richtlinie hinterließ er schriftlich seinem Sohn und Thronerben.
Den letzten Abschnitt ihrer Darstellung in Form einer Vorlesung widmete Weigand der „Sendlinger Mordweihnacht“von 1705. Die blutig niedergeschlagene Rebellion der Bauern sei vor allem durch Zwangsrekrutierungen der österreichischen Besatzung ausgelöst worden. Die Verklärung des Aufstands als Ausdruck bayerischer Königstreue sei nicht haltbar. Auch den legendären „Schmid von Kochel“habe es in Wahrheit nie gegeben.