Mehr Betrug in Betrieben
Deutschland liegt über weltweitem Schnitt
Frankfurt/Main Ob Dieselskandal oder Cum-Ex-Geschäfte deutscher Banken: Die Zahl der Betrugsfälle in deutschen Konzernen ist einer Umfrage zufolge zuletzt angestiegen. Die Unternehmensberatung Ernst & Young (EY) veröffentlichte am Montag Ergebnisse einer Befragung, wonach 18 Prozent der Manager angaben, sie hätten in den vergangenen zwei Jahren einen bedeutsamen Betrugsfall in ihren Reihen beobachtet. Bei der Umfrage im Jahr 2016 waren es noch 14 Prozent.
Für die Analyse befragte EY zwischen Oktober 2017 und Februar 2018 Manager von 50 Unternehmen in Deutschland. Weltweit nahmen mehr als 2500 Unternehmen aus 55 Ländern teil. Im weltweiten Schnitt gaben elf Prozent der Befragten an, dass es in ihrem Unternehmen einen Betrugsfall gab.
In Deutschland werde allerdings auch „intensiver kontrolliert als anderswo“, schränkte der Leiter Forensik bei EY, Stefan Heißner, ein. So seien die meisten Betrugsfälle in der Ukraine (36 Prozent), Kenia (26 Prozent), Russland und Belgien (je 20 Prozent) angegeben worden. In Portugal und der Türkei gaben hingegen nur zwei Prozent einen Betrugsfall an – nach Einschätzung des Experten bleiben die Wirtschaftsvergehen dort aber oft unentdeckt.
In Deutschland gibt es nach Ansicht des ehemaligen Kriminalbeamten Heißner kein strukturelles Korruptionsproblem. So lehnten deutsche Manager Bargeldzahlungen oder die Fälschung von Bilanzen zur Sicherung des Unternehmenserfolgs durchweg ab.
Eine hohe Bereitschaft für unethisches Verhalten haben laut EY vor allem jüngere Manager. So würde weltweit etwa jeder fünfte Befragte unter 35 Jahren Bestechungsgelder zahlen. Bei den Managern über 35 sei es nur jeder Achte. Jüngere Manager ließen sich von finanziellen Zielvorgaben leichter unter Druck setzen, sagt Heißner. Deshalb rät er von überzogenen Vorgaben ab und empfiehlt Ethikschulungen.