Händler wollen weniger Retouren
Wer im Internet bestellt, ordert oft zu viel und schickt einiges zurück. Wie gut das für die Umwelt ist, ist umstritten
Hamburg Viele Verbraucher machen sich beim Einkaufen Gedanken um den Umweltschutz. Er spielt auch bei der Frage, ob man im Internet oder in einem Geschäft einkaufen solle, eine Rolle. Aber Klarheit darüber, welche Art des Einkaufens besser für die Umwelt ist, gibt es nicht.
Eine Studie im Auftrag von Otto ergab, dass Onlineshopping trotz Retouren insgesamt weniger klimaschädlich sei, als mit dem Auto einzukaufen. Greenpeace meint dagegen, man könne nicht pauschal bewerten, ob der Onlinehandel umweltfreundlicher sei.
Sicher ist aber, dass die vielen Rücksendungen die Klimabilanz von Online-Händlern belasten. Weil Retouren oft kostenlos sind, bestellen Kunden häufig mehr, in dem Wissen, Unpassendes später zurückzuschicken. Welcher Aufwand dadurch entsteht, kann in Hamburg beobachtet werden. Im Sekundentakt rauschen im Rücksendungszentrum von Hermes Fulfillment Pakete über lange Fließbänder. Der Standort in Hamburg gehört zu den größten Europas, sagt Andreas Kalliner, Teamleiter der Warenvorbereitung. Die Otto-Tochter übernimmt unter anderem alle Rücksendungen für den gleichnamigen Versandhändler. Bis zu 50 Millionen Artikel würden jährlich abgewickelt, täglich können es bis zu 200000 sein. Vor allem bei Kleidung, die laut Bundesverband für E-Commerce und Versandhandel größte Warengruppe des Onlinehandels, ist die Quote hoch: Vier von zehn Kleidungsstücken werden nach Angaben der Hermes Fulfillment zurückgeschickt.
Um die Zahl der Retouren zu senken, hat Otto Maßnahmen eingeführt. So werde der Kunde etwa mit einem Hinweis „der Umwelt zuliebe“ auf unnötige Rücksendungen aufmerksam gemacht, sobald er das gleiche Kleidungsstück in drei oder mehr Größen in den Warenkorb lege. „Wir können schon sagen, dass wir die Retourenquote so signifikant senken konnten“, sagt Otto-Sprecher Frank Surholt. Zusätzlich setze der Konzern auf detaillierte Angaben zu Produkten, die helfen sollen, bereits am Bildschirm die passende Größe zu finden. Der Konzern spart dadurch unnötige Kilometer und Geld: Jeder Artikel in der Retoure koste allein in Hamburg rund einen Euro, sagt der Chef des Standorts, Olaf Wallace. Die Transportkosten noch nicht mitgerechnet.
Andere Onlinehändler sind weniger transparent. Amazon teilte lediglich mit, dass man sich zu internen Geschäftsabläufen nicht äußere. Generell versuche das Unternehmen, seine Kunden vor der Bestellung so zu beraten, dass es nicht zu Retouren kommt. Zalando will nach eigenen Angaben die Umkleidekabine zu den Kunden bringen. Und auch Zalando setzt auf Größenberatung. Ob dies zu weniger Retouren führt, verraten weder Amazon noch Zalando.