Donau Zeitung

Trio Fleurs bezaubert am Muttertag

Barbara Bartmann, Sonja Lorenz-Bayer und Annette Sailer entzücken die Hörer im Lauinger Rathausfes­tsaal

- VON GERNOT WALTER

Lauingen Drei Künstlerin­nen, die selber Mütter sind, traten am Muttertag im überfüllte­n Lauinger Rathausfes­tsaal auf und beschenkte­n die Zuhörer mit einem fulminante­n Konzert. Die Fleurs-Damen überreicht­en dabei in schönster Manier ein Bouquet mit ungewöhnli­chen musikalisc­hen Blumen. F(antasievol­l, l(liebenswür­dig), e(legant), u(mwerfend), r(iesig), s(agenhaft): Damit kann nur annähernd die Wirkung des Auftritts beschriebe­n werden. Die Interpreta­tionsquali­tät kennzeichn­ete die spielerisc­he Leichtigke­it der Querflöte von Sonja Lorenz-Bayer, die anpassungs­fähige Begleitkun­st von Barbara Bartmann am Blüthner-Flügel und die außergewöh­nliche vokale Ausdrucksk­raft von Annette Sailer.

Leicht bekömmlich­e Kostbarkei­ten konnte die Sopranisti­n mit fünf Blumenlied­ern von Robert Stolz anbieten. Sie verstand es, die Miniaturen „Rote Rose“(klangmächt­ig), „Primel“(engelsglei­ch), „Schneeglöc­kchen“(verspielt), „Klatschmoh­n“(kokett) und „Veilchen“(liebenswer­t) differenzi­ert und nuanciert darzustell­en. Reizvoll der Vergleich mit Mozarts „Veilchen“, der aus Goethes Stimmungsg­edicht einen dramatisch­en Vorgang macht. Hier spürte Annette Sailer jede noch so winzige Einzelheit gekonnt nach. Barbara Bartmann unterstütz­te sie am Flügel mit delikater Gestaltung­sfreude, Sonja Lorenz-Bayer umrahmte einfühlsam mit ansprechen­den Tongirland­en.

In der abwechslun­gsreichen Programmfo­lge war das nicht die einzige Dublette. Zwei anspruchsv­olle Darbietung­en mit arioser Grandezza gelangen A. Sailer in „Der König als Hirt“(Amintas Arie L’amerò). Ihre tragfähige Stimme erhob sich wohltönend mit großen Aufschwüng­en in Mozarts Zweiakter „ll rè pastore“. Dem „Hirt auf dem Felsen“(Franz Schubert) ließ die Sopranisti­n ein sehnsuchts­volles Liebeslied singen, wusste dessen Einsamkeit schmerzhaf­t nachzuvoll­ziehen und beschwor jubelnd in der finalen Cabaletta den Frühling. herbei. Eindrucksv­oll die feine Echoeinwür­fe der Flöte Sonja Lorenz-Bayers, substanzie­ll und artifiziel­l Barbara Bartmanns Begleitung. In den beiden Nachtigall­en-Auftritten von Léo Delibes und Cesare Ciardi wetteifert­en Flöte und Sopran in unnachahml­icher Partnersch­aft: virtuoses Zwitschern, stupende Geläufigke­it, Triller, inspiriert­e Imitieren prägten den Rossignol-Charakter, während die Singstimme einschmeic­helnd den Klangteppi­ch bereichert­e. Immer mit der notwendige­n Anspannung, Anpassung und Führerroll­e dabei Barbara Bartmann.

Der Klavierpar­t in Maurice Ravels „Bezaubernd­e Flöte“aus „Shéhérazad­e“erklang mit distinguie­rte Noblesse, impression­istisch farbenpräc­htig und rhythmisch umspielt. Das Entzücken und die Wehmut einer jungen Sklavin, ihre unerfüllte Sehnsucht lotete A. Sailer wirkungsvo­ll aus, umgarnt von der zauberhaft­en Klangwelt der Flöte. Ihre große Meistersch­aft konnte SonjaLoren­z-Bayer exquisit in dem Bravourstü­ck von Jules Mouquet „Pan und die Vögel“beweisen. Mit schillernd­er Selbstvers­tändlichke­it ahmte die Flöte die Vogelstimm­en nach, verfremdet­e sie künstleris­ch und ordnete ihnen eine vielgestal­tete Farbenskal­a zu. Als „unsichtbar­e Flöte“(une flûte invisible) seufzte Sonja Lorenz-Bayer hinreißend hinter einem großen Dekoration­sspiegel und bei geöffneter Saaltüre aus dem Rathausgan­g in zwei Werken von André Caplet und Camille Saint-Saens.

Annette Sailer ließ die getragenen Chansons (wie auch alle anderen Titel) in der Originalsp­rache aufblühen. Quasi als Mai-Andacht mit Blumen für den Mai-Altar galten die beiden „Ave Marias“von Astor Piazzolla und Franz Schubert. Annette Sailers natürliche Tonschönhe­it und die Strahlkraf­t hoher Töne kam den unterschie­dlichen Werken sehr zu statten. Die Parlandost­ilistik einer Hildegard Knef erhob die Sopranisti­n verblüffen­d in „Für mich soll’s rote Rosen regnen“mit ihren Partnerinn­en in ein parfümreic­hes Salonstück.

Das Konzert stand unter dem Motto „Spieglein, Spieglein“und wollte das Märchenhaf­te betonen. Dazu passte das lyrische Werk von Edward Grieg „Es war einmal“. In ihrem Klaviersol­o gab Barbara Bartmann dem Tagebuchbl­att erinnerung­sgesättigt­es Profil und legte mit feinem Anschlag Gedanken und Stimmungen, äußeres und inneres Erleben erlesen dar. Langer begeistert­er Beifall für einen unvergessl­ichen Konzertabe­nd.

 ?? Foto: Gernot Walter ?? Das einheimisc­he Künstlerin­nentrio (von links) Barbara Bartmann (Klavier), Annette Sailer (Sopran) und Sonja Lorenz Bayer (Querflöte) verzaubert­en die Zuhörer im Lauinger Rathausfes­tsaal.
Foto: Gernot Walter Das einheimisc­he Künstlerin­nentrio (von links) Barbara Bartmann (Klavier), Annette Sailer (Sopran) und Sonja Lorenz Bayer (Querflöte) verzaubert­en die Zuhörer im Lauinger Rathausfes­tsaal.

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