„Die Nation kann ganz beruhigt sein“
Pokalfinale Nach acht Monaten Verletzungspause steht Manuel Neuer wieder im Kader der Bayern. Sein Trainer Jupp Heynckes macht sich für dessen WM-Teilnahme stark
Berlin Bei kaum einem Fußball-Profi der jüngeren Vergangenheit ist der Genesungsprozess derart detailliert festgehalten worden wie bei Manuel Neuer. Nachdem sich der Nationalkeeper im Herbst vergangenen Jahres zum dritten Mal den Mittelfuß gebrochen hatte, beherrschte der Gesundheitszustand des 32-Jährigen die Schlagzeilen: Neuer erfolgreich operiert. Neuer beginnt mit der Reha. Neuer beginnt mit dem Lauftraining. Neuer trainiert. Seit gestern steht fest: Neuer steht wieder im Kader. Das 75. Finale des DFB-Pokals am Samstagabend (20 Uhr ARD und
Sky) wird mit dem Kapitän der Nationalmannschaft stattfinden. Oder, wie es Bayern-Trainer Jupp Heynckes auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Eintracht Frankfurt formulierte: „Die Nation kann ganz beruhigt sein.“
Allerdings schränkte Heynckes auch ein: In der Startformation wird Neuer nicht stehen. Der FC Bayern wird mit Sven Ulreich beginnen, der in Abwesenheit des mehrmaligen Welttorhüters eine grandiose Saison hingelegt hatte und diese nun mit einem Sieg im Pokal krönen will. Heynckes betonte: „Ich habe keinen Plan mit Manuel Neuer. Ich habe einen Matchplan, wie wir zu spielen gedenken. Alles andere lassen wir auf uns zukommen.“Neuer ist erst seit Dienstag wieder voll im Training. Sein Zustand imponiert seinem Trainer: „Er hat überhaupt keine Beschwerden und über Monate im Kraftraum trainiert.“
Für seine Verhältnisse mehr als deutlich machte Heynckes klar, was er anstelle von Jogi Löw würde. Der Keeper steht im vorläufigen Aufgebot der Nationalmannschaft für die Weltmeisterschaft in Russland – ob Löw ihn aber auch zum Turnier mitnimmt, wird Anfang Juni entschieden. Heynckes, der sich sonst ausdrücklich nicht in die Belange anderer Trainer einmischt, sprach eine Empfehlung aus: „Ich habe ihn im Fitnessraum beobachtet, es war außergewöhnlich, wie er an sich gearbeitet hat. Manuel hat eine Präsenz im Tor – die ist unvergleichlich.“Dass Neuer, der im September sein letztes Spiel bestritt, gleich wieder in den Wettkampfmodus zurückfindet, steht für Heynckes außer Frage: „Dafür hat er zu viel Klasse. Ich denke, dass er zur Weltmeisterschaft nicht nur fit, sondern auch ein großer Rückhalt der Nationalmannschaft sein wird.“
Ob die Weltmeisterschaft mit Neuer stattfindet, wird sich am 2. Juni entscheiden. An diesem Tag wird der 32-Jährige im Testländerspiel gegen Österreich sein wohl einziges Spiel bestreiten – im Anschluss daran muss der Nationaltrainer entscheiden, ob Neuer aus dem vorläufigen Aufgebot fliegt oder mit Bernd Leno oder Kevin Trapp einer der anderen Schlussleute. Marc-André ter Stegen hat seinen Kaderplatz wohl sicher und würde auch im deutschen Tor stehen, wenn Neuer es nicht mehr schaffen sollte.
Zuvor steht allerdings für den FC Bayern das Pokalfinale an. Heynckes, der in seinem letzten Spiel als Trainer zum zweiten Mal den Pokal holen möchte, warnte davor, die Frankfurter zu unterschätzen: „Sie stehen zum zweiten Mal in Folge im Pokalfinale. Im Fußball ist vieles möglich, wir sind gewarnt.“Auch Mats Hummels warnte vor „der schwierigen Aufgabe, die uns bevorsteht.“Ob Thomas Müller dabei helfen kann, diese Aufgabe zu lösen, war zwischenzeitlich nicht klar: Ein Magen-Darm-Infekt hatte den Angreifer flach gelegt, mittlerweile ist er aber wieder fit. Ausfallen werden Jérôme Boateng und Arjen Robben. Dass Müller bei der Pressekonferenz nicht dabei war, habe andere Gründe, scherzte Heynckes: „Ich weiß, dass Thomas viel redet und damit wir hier schneller fertig sind, hab ich ihn ins Hotel geschickt.“