Das Kreuz mit dem Kreuz
Die hitzige Debatte um die Kreuz-Pflicht in bayerischen Behörden beginnt albern zu werden. Über Söders Erlass ist zu Recht engagiert und kontrovers diskutiert worden. Und die Debatte ist auch noch längst nicht zu Ende. Die Vorstellung aber, dass nun auch noch behördliche Kontrollen nötig sein sollten, ob bayerische Behörden eine Anordnung der Bayerischen Staatsregierung vollziehen, ist abwegig.
Selbstverständlich wird dies geschehen. Bayerische Beamte sind treue Staatsdiener, keine Anarchisten. Und in den wenigen Fällen, in denen es möglicherweise zivilen Ungehorsam – oder wie immer man das dann nennen sollte – geben könnte, sind auch keine Kontrolleure nötig. Zum einen kommt niemand zu Schaden, wenn irgendwo kein Kreuz hängt – so, wie auch niemand zu Schaden kommt, wenn irgendwo ein Kreuz hängt. Zum anderen hat sich die bisher einzige bekannte „Kreuz-Verweigererin“, eine Museumsdirektorin in Nürnberg, sofort öffentlich dazu bekannt und sich damit einer Diskussion mit ihrem Dienstherrn gestellt.
Diese Diskussion wird weiter gehen und es ist zu wünschen, dass sie ernsthaft und nicht albern, engagiert, aber nicht fanatisch geführt wird. Der Schriftsteller Eugen Roth hat den schönen Satz hinterlassen: „Ein Mensch wollt immer Recht behalten, da kam’s vom Haar- zum Schädelspalten.“
Etwas weniger Aufgeregtheit und mehr (christliche) Gelassenheit würden der Debatte guttun. Das Kreuz soll – zumindest im Verständnis aufgeklärter Christen – zusammenführen und nicht spalten. Es steht für, nicht gegen etwas. Und es darf nicht für politische Zwecke missbraucht werden. Darüber muss geredet werden.