Schlaflose Nächte: Ist der Mond schuld?
Dillinger Hausarzt erklärt, wie man Schlafproblemen auf den Grund geht
Landkreis Kennen Sie das? Es gibt Tage, da hat keiner in der Familie gut geschlafen. Die Kollegen sehen etwas verstört aus und plötzlich ruft einer: „Es ist halt Vollmond.“Was ist da dran? Und wann muss man wegen Schlafstörungen ärztliche Hilfe aufsuchen?
Zum Arzt sollte man wegen dem weitgefassten Begriff „Schlafstörungen“, wenn über einen längeren Zeitraum erholsamer Schlaf ausbleibt, sagt Dillingens Hausarzt Dr. Alexander Zaune. Er ist Mitglied im beratenden Fachausschuss Hausärzte der KV Bayern und im Landesvorstand des bayerischen Hausärzteverbandes.
Die angefragte „Mondphasenabhängigkeit“könne man natürlich am Rande mitdiskutieren, medizinisch werde jedoch grob zwischen Organischen und Nichtorganischen („psychischen“) Schlafstörungen unterschieden.
Zunächst einmal werden dann die vorhandenen Symptome analysiert. Auch die Kenntnis der Familienumstände, der Arbeitsbedingungen, des persönlichen Lebensstils und der guten und weniger guten Angewohnheiten wie Alkohol und Nikotinkonsum sind laut Zaune Basis der Diagnose.
Aber auch eventuell falsche Erwartungen an den Schlaf gehören ebenso klargestellt: Generell gilt, dass es keine verbindliche zeitliche Norm für die Menge an Schlaf, die erforderlich ist, eine Erholsamkeit zu gewährleisten, gibt. Die meisten Menschen kennen aus eigener Erfahrung die Schlafmenge. Der Mensch ist eben keine Maschine.
Häufig wissen die Patienten ja eigentlich, was ihnen aktuell den Schlaf raubt und sie kennen auch ihre schlechten Gewohnheiten. Echte psychische oder organische Störungen gelte es herauszufiltern. Im Alter gebe es oft andere Gründe als im „Mittelalter“oder in der Jugend. Ebenso sollte man an das etwa häufig in der „primary care“etwas unterdiagnostizierte Schlafapnoesyndrom (Atemstörungen) mit dem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse regelhaft denken, oft regt dies ja auch der „indirekt“nachtschlafgestörte Partner an.
Primärer Anlaufpunkt mit „Schlafproblemen“sollte der Hausarzt sein, der erstmal „filtert“, woran es liegen könnte und dann gegebenenfalls notwendige weitere Schritte einleitet und koordiniert, nicht jeder muss natürlich gleich ins Schlaflabor. Hilfreich wäre hier wie immer eine gute Mitarbeit der Patienten, appelliert Zaune. Das heißt, man sollte zunächst selbstständig ein Schlaftagebuch führen und sich mit den Regeln der Schlafhygiene beschäftigen und auch mal selbstkritisch den eigenen Lebensstil im Hinblick auf Schlafstörung auslösende Faktoren wie Alkohol-, Nikotin- und Koffeingenuss, die Ernährung und anderes überprüfen. Man könne das auch im weitesten Sinne „Ordnungstherapie“nennen. Arbeiten die Patienten da gut vor, fallen Diagnose und Entwicklung sinnvoller Gegenmaßnahmen leichter als bei Kurzkontakten während übervoller Sprechstunden.
Dazu zählt auch die eigene Analyse äußerer Einflüsse auf den Schlaf wie Licht, Lärm, Raumtemperatur, beengende Schlafkleidung, eine ungeeignete Matratze oder ein schlechtes Bett. Schichtarbeiter oder Personen mit sehr unregelmäßiger Arbeitszeit entwickeln Schlafstörungen häufiger, ebenso wie Patienten, die das sogenannte „metabolische Syndrom“aufweisen. Zum Schluss empfiehlt Zaune noch einen Blick auf die „Elf Goldenen Regeln“zur „Schlafhygiene“, verfasst vom Dillinger Kollegen Dr. Wolfgang Hübner. Diese ist im Internet unter http://lungenzentrum-nordschwaben.de/wp-content/uploads/ 2012/08/1.3.5-1-Dok_V1.0-Patienteninformation-11-Goldene-Regeln-Schlafhygiene.pdf zu finden. Das nächste Mal Vollmond ist übringens schon am kommenden Dienstag, 29. Mai.