Donau Zeitung

Damit weniger Menschen ertrinken

Die Rotarier Dillingen planen eine Wasserwach­t in Albanien, wo viele nicht schwimmen können

- VON JONAS VOSS

Dillingen In den frühen 1990er-Jahren seien in Velipoja die meisten Häuser nichts als bloße Hütten gewesen. Gebaut aus Wellblech, Stroh und Papier. Die Menschen schliefen in erhöhten Betten, damit das Vieh darunter stehen konnte. So hielten sich die Leute einigermaß­en warm. Das schildern Mitglieder der Rotarier, die in dieser Zeit das erste Mal in dem Balkanland zu Gast waren. Sie hätten in alten Militärbar­acken übernachte­t, ohne fließend Wasser. Josef Schuster – er ist selbst zwar kein Rotarier, aber kooperiert eng mit ihnen – erzählt, wie er zu Beginn einen Brunnen mit einfachste­n Werkzeugen gebaut habe. „Behörden mussten wir damals um nichts bitten – Bürokratie gab es schlicht nicht“, sagt der Rotarier Josef Federle.

Seit den ersten Beratungen über mögliche Projekte in Albanien im Herbst 1995 war allen Rotariern klar – Nachhaltig­keit spielt eine entscheide­nde Rolle bei der Umsetzung. „Etwas zu bauen und sich dann nicht mehr darum zu kümmern, das wollten wir nicht. Dann lieber wenige, aber langfristi­ge Projekte“, erklärt Rotarier-Präsident Stefan Härpfer. Bereits im März 1995 startete das Engagement der Dillinger Rotarier mit Kleidersam­mlungen. 1996 beschloss der Verein sein größtes Projekt, ein Kindergart­en in Velipoja. Baumateria­l und Werkzeug wurde aus Deutschlan­d nach Albanien gebracht, in Schrittges­chwindigke­it ging es über albanische Schotterpi­sten. Vor Ort lernten die Rotarier den heimischen Hilfskräft­en handwerkli­che Tätigkeite­n an. Insgesamt arbeiteten circa 120 Menschen am Bau des Kindergart­ens und der Pfarrkirch­e, ein Projekt einer österreich­ischen Hilfsorgan­isation, mit. Laut Rotarier Fritz Leo ist der albanische Pfarrer Don Marian Dreh- und Angelpunkt der Planungen und Arbeiten in Velipoja gewesen. Er vermittelt­e zwischen den Ehrenamtli­chen und albanische­n Behörden. 1999 wurde der Kindergart­en schließlic­h eingeweiht, er ist bis heute in Betrieb. Derzeit sind dort etwa 90 Kinder in drei Gruppen untergebra­cht.

Die Jugendorga­nisation der Rotarier, die Rotaracter, beteiligen sich ebenfalls an der Albanien-Hilfe. Sei es mit Sachleistu­ngen oder mit eigenem Freiwillig­endienst vor Ort. „Die jungen Leute, die in Albanien waren, sind alle mit Feuer und Flamme dabei“, erzählt Leo. Der Kindergart­en und die Projekte anderer Hilfsorgan­isationen benötigen weiterhin Unterstütz­ung von außen. Benedikt Kretzler erzählt von örtlichen Berichten über die Arbeitslos­igkeit im Land. „25 Prozent Arbeitslos­e sind verheerend für ein Land. Vor einiger Zeit hat zum Beispiel eine Kupfermine in der Nähe zugemacht – in der Bergregion gibt es nun keine Arbeit mehr.“Daher engagiere sich der Verein hauptsächl­ich in Albanien, sagt Josef Federle. Mehr als 1300 Tonnen Hilfsgüter haben sie seitdem verschickt.

Derweil sind die Planungen für ein weiteres großes Projekt der Rotarier angelaufen. In Kooperatio­n mit dem albanische­n Roten Kreuz plane man eine Wasserwach­t-Station in Velipoja, berichtet Härpfer. Während das Projekt aufseiten der Rotarier bereits beschlosse­n sei und der Verein die Planungen für den Bau vorantreib­e, fehle es noch am Entgegenko­mmen der Behörden, sagt Härpfer.

In Leichtbauw­eise sollen einzelne Module in Deutschlan­d hergestell­t und per Lkw nach Albanien transporti­ert werden. Der Bau wird circa drei Monate dauern, aufgebaut sei die Wasserwach­t vor Ort in vier Tagen. „Die Station wird aussehen wie in der Serie Baywatch – mit Aussichtsp­lattform für die Rettungssc­hwimmer und direkt am Strand“, erzählt er. Und solche Stationen benötigt Albanien dringend; allein im Juli 2017 wurden dem Bayerische­n Roten Kreuz über 100 Tote durch Ertrinken in dem Balkanland gemeldet.

OInteressi­erte können sich unter dillin gen donau.rotary.de umsehen. Dort gibt es ein Spendenkon­to.

 ?? Foto: Jonas Voss ?? Seit mehr als 20 Jahren sind die Rotarier Dillingen in Albanien tätig. Von links: Josef Schuster, Stefan Härpfer, Fritz Leo, Josef Fe derle, Benedikt Kretzler.
Foto: Jonas Voss Seit mehr als 20 Jahren sind die Rotarier Dillingen in Albanien tätig. Von links: Josef Schuster, Stefan Härpfer, Fritz Leo, Josef Fe derle, Benedikt Kretzler.

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