Regentänze und Bierpreise
Was war los in der Region vor 100, 50, 25 und zehn Jahren? Erinnerungen an einen erschütternden Prozess, Erben der Mayas in Buttenwiesen und eine großzügige Spende
Das Blättern in alten Bänden unserer Zeitung birgt immer wieder Überraschungen. Ausführlicher als früher im Kalenderblatt auf der Service-Seite berichten wir in der Serie „Blick zurück“einmal im Monat darüber, was vor 100, 50, 25 und zehn Jahren los war. Heute geht es um den Mai von anno dazumal.
Landkreis In der Mitgliederversammlung der Vereinigung der Gastwirte in München wurde vor 100 Jahren mitgeteilt, dass durch die beabsichtigte Biersteuer dreierlei Bierarten in Bayern verkauft werden sollten: das jetzige Dünnbier, das sogenannte Vollbier und das Starkbier, deren Preise sich für den Liter auf 40 Pfennige, 60 Pfennige und eine Mark einstellen würden.
Erschütternd sind die Zeugenaussagen der Eltern getöteter Kinder von vor 50 Jahren im Prozess gegen den Kinderfacharzt Dr. Fritz Kühnke, der vor dem Schwurgericht München I angeklagt war, im Rahmen des nationalsozialistischen Euthanasieprogramms im Jahre 1941 in den Heilanstalten EgelfingHaar bei München in 22 Fällen Mord in Mittäterschaft begangen zu haben. Übereinstimmend bekundeten die Zeugen, dass sie über die Behandlung und die beabsichtigte Tötung der Kinder völlig im Unklaren gelassen worden seien. „Das Kind wurde uns einfach weggenommen“, erklärte ein Zeuge. Ein Augsburger Elternpaar, das seine geistig behinderte Tochter verloren hatte, sagte aus: „Wir hätten unsere Tochter nie in eine Anstalt gegeben, hätten wir gewusst, dass sie getötet wird. Ungerührt habe ihnen der Leiter der Heilanstalt in Haar, Dr. Pfannmüller, nach dem Tod der Tochter erklärt: „Um solche Kinder kämpft man nicht.“
Geschenke wollte Johann Berchtold zu seinem 70. Geburtstag vor 25 Jahren nicht. Stattdessen bat der ehemalige Geschäftsführer der Firma Creaton seine Gäste und die Mitarbeiter um eine Geldspende für die Pflegestation des Altenheims St. Klara in Wertingen. Die Spenden erhöhte Johann Berchtold spontan auf genau 3500,01 Mark.
Zu einem Gespräch über die Zukunft des Tierzuchtamtes Wertingen und des Amtes für Landwirt- schaft in Lauingen entwickelte sich der Empfang, den Bürgermeister Dietrich Riesebeck für den Präsidenten des Schwäbischen Bauernverbandes, Leonhard Keller, im Rathaus gab.
Dabei verlangte der Wertinger Bürgermeister eine baldige Entscheidung.
Für Anton Geßler, den Vorsitzenden der Erzeugergemeinschaft für Qualitätsschlachttiere, ist das Tierzuchtamt von Wertingen „nicht mehr wegzudenken“.