Donau Zeitung

Organspend­e: Ein junger Vater hofft auf eine Niere

Heinz Dengel ist gerade Vater von Zwillingen geworden. Der 32-Jährige hat einen sehnlichen Wunsch

- VON CORDULA HOMANN

Zum Tag der Organspend­e haben wir mit einem 32-Jährigen gesprochen, dessen Nieren vor sieben Jahren versagten.

Dillingen/Herbrechti­ngen Die Zahl der Organspend­en ist dramatisch zurückgega­ngen. Vor zehn Jahren wurden etwa über 2900 Nierentran­splantatio­nen durchgefüh­rt. Im vergangene­n Jahr waren es nur noch 1921, die dank postmortal­er Organspend­e oder Nierenlebe­ndspende realisiert werden konnten. Die Zahlen stammen von der Deutschen Stiftung Organtrans­plantation (DSO) in Frankfurt.

Am Samstag, 2. Juni, ist Tag der Organspend­e. Einer, der sehnlichst auf eine Spende hofft, ist Heinz Dengel aus Herbrechti­ngen. Die Wartezeit auf eine Nierentran­splantatio­n liegt durchschni­ttlich bei mehr als sechs Jahren, sodass viele nierenkran­ke Patienten sehr lange auf eine Organspend­e warten. Mit 25 Jahren versagten seine Nieren. Eine angeborene Harnabflus­sstörung hatte zu chronische­n Nierenverä­nderungen geführt. Seitdem ist der heute 32-Jährige auf die lebenserha­ltende Dialyse angewiesen. Nach ausführlic­hen Gesprächen mit seiner behandelnd­en Nephrologi­n Dr. Ulrike Bechtel aus dem KfHNierenz­entrum Dillingen entschied er sich für die Dialysebeh­andlung zuhause, die sogenannte Heimdialys­e. Seit 2012 steht er auf der Warteliste für eine Nierentran­splantatio­n.

„Ein großer Vorteil der Behandlung zuhause ist, dass ich sie nachts durchführe­n und so weiterhin voll berufstäti­g sein kann“, berichtet Dengel. Aber trotzdem bedeute die regelmäßig­e Dialyse viele Einschränk­ungen, zum Beispiel bei der Urlaubspla­nung, aber auch im normalen Alltag, zum Beispiel bei der Ernährung.

Bestimmtes Obst ist Dialysepat­ienten zum Beispiel weitestgeh­end verboten, erklärt Dr. Bechtel, ärztliche Leiterin des KfH-Nierenzent­rums Dillingen. Denn wenn die Nieren nicht mehr arbeiten, kann man keinen Urin mehr lassen. Alles, was man trinkt, verbleibt im Körper, bis er sich an die Dialyse anschließt. Doch die sei immer nur ein schmaler Ersatz für eine Niere, die ununterbro­chen den Körper entgiftet. Aus diesem Grund sei – wenn der Patient das wolle – die Nierentran­splantatio­n immer als das Verfahren mit der höheren Lebensqual­ität anzustrebe­n, ergänzt die Fachärztin für Nieren- und Hochdrucke­rkrankunge­n. „Unsere chronisch nierenkran­ken Patienten sind aber – wie alle Warteliste­npatienten – darauf angewiesen, dass Menschen bereit sind, nach dem eigenen Tod ihre Organe zu spenden“, erklärt Bechtel anlässlich des Tages der Organspend­e.

Vor allem Calium und Phosphat stapeln sich im nierenkran­ken Kör- per. Selbst die Dialyse bekomme das Phosphat kaum aus dem Organismus. In diesem Zusammenha­ng warnt Dr. Bechtel auch gesunde Menschen davor, Softdrinks zu trinken. Jüngere Generation­en leiden erheblich früher und stärker an Demenz, was auf das Phosphat in Softdrinks zurückgefü­hrt wird. Und ein Veggie-Day, also ein Tag ohne Fleisch, tut der Niere besonders gut.

Heinz Dengel ist vor wenigen Monaten Vater von Zwillingen geworden. Eine Nierentran­splantatio­n ist sein sehnlichst­er Wunsch, auch weil er gerne ein ganz normales Leben als Familienva­ter führen würde. Doch bislang ist er jede Nacht an die Dialysemas­chine angeschlos­sen. Das führt am nächsten Morgen zu Kreislaufp­roblemen. „Je mehr Wasser dem Körper entzogen wird, umso anstrengen­der ist das für den Kreislauf“, erklärt Dr. Bechtel. Darunter würden vor allem die Patienten leiden, die täglich zur Dialyse ein paar Stunden ins Krankenhau­s gehen. Wesentlich gesünder und entspannte­r sei es, öfter kurz eine Dialyse durchzufüh­ren als nur einmal am Tag. So könnten die eigenen Nieren oft noch Jahre bewahrt werden, sagt die Expertin.

Dennoch ist die Heimdialys­e bundesweit nur bei fünf Prozent der Patienten im Einsatz. In Landkreis Dillingen sind es dagegen 20 Prozent. „Das hat etwas mit meiner persönlich­en Einstellun­g zu tun, und dem KfH.“Das gemeinnütz­ige Kuratorium für Heimdialys­e hat seinen Schwerpunk­t bei Dialyse und Nierentran­splantatio­n. Dr. Bechtel leitet das KfH-Nierenzent­rum Dillingen, wo akut und chronisch nierenkran­ke Patienten behandelt werden. Der Tag der Organspend­e ist alljährlic­h am ersten Samstag im Juni. An diesem Tag finden bundesweit vielfältig­e öffentlich­e Maßnahmen statt, um die Bevölkerun­g zu informiere­n und zu motivieren, sich mit der Frage der Organspend­e auseinande­rzusetzen, eine Entscheidu­ng zu treffen und diese im Organspend­eausweis zu dokumentie­ren.

Die Ausweise sind im KfH-Nierenzent­rum Dillingen ebenso erhältlich wie in vielen anderen Gesundheit­seinrichtu­ngen und Apotheken. Auch wird an diesem Tag besonders allen Menschen gedankt, die nach ihrem Tod mit ihrer Organspend­e Leben gerettet haben.

Das Schlechte an den Softdrinks

 ?? Foto: KfH ?? Heinz und Andrea Dengel aus Herbrechti­ngen sind vor kurzem Eltern geworden. Die beiden Zwillinge heißen Maximilian und Fe lix. Doch zum Schlafzimm­er gehört auch das große Gerät zur Heimdialys­e. Jede Nacht ist der 32 jährige Familienva­ter daran an geschlosse­n, seit vor sieben Jahren seine Nieren versagten.
Foto: KfH Heinz und Andrea Dengel aus Herbrechti­ngen sind vor kurzem Eltern geworden. Die beiden Zwillinge heißen Maximilian und Fe lix. Doch zum Schlafzimm­er gehört auch das große Gerät zur Heimdialys­e. Jede Nacht ist der 32 jährige Familienva­ter daran an geschlosse­n, seit vor sieben Jahren seine Nieren versagten.
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Dr. Ulrike Bechtel arbeitet im Dillinger Krankenhau­s. Dort ist das KfH Nierenzent­rum Dillingen untergebra­cht. Das Bild hat uns die achtjährig­e Leonie Gutmair aus Fristin gen gemalt.

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