Mit der Baustelle kam die Ruhe
Eine Dillinger Anwohnerin berichtet von der Sanierung. Für andere war die Sperre teuer
Dillingen Bauarbeiter verlegen letzte Steine an einem Fußgängerübergang. Die Sanierung der Donauwörther Straße in Dillingen liegt am Freitag in den finalen Zügen. Seit zehn Tagen ist die Straße zwischen der Großen Kreuzung und dem Gewerbegebiet Ost gesperrt. Nur Anlieger durften die meiste Zeit hineinfahren.
Nun sind Baustellen für die Anwohner selten ein Grund zur Freude. Lärm, Staub, Einschränkungen durch Straßensperren. Margit Gänßlen, die direkt an der Baustelle wohnt, hat sich trotzdem über die Sanierungsarbeiten gefreut. „Das ist ja direkt vor der Tür. Ich habe das beobachtet, und das war sehr interessant“, sagt sie. Von ihrem Garten aus, vom Fenster oder von nebenan, von der Mietwagenfirma ihrer Tochter aus, bei der Gänßlen gelegentlich aushilft, hatte sie die Arbeiten immer bestens im Blick. Sie hat gesehen, wie die Bauarbeiter den Kanal ausgebaut haben, wie eine große Maschine – „die sah so ein bisschen aus wie so ein Krokodil“– die Straße aufgeraut hat. Besonders interessant habe sie die Asphaltarbeiten gefunden. Ganz langsam sei eine riesige Maschine die Straße entlang gerollt, die den Asphalt aufbrachte. Dann kamen die Walzen, die für eine ebene Fahrbahndecke sorgten. Toll sei gewesen, wie die Bauarbeiter, auch von verschiedenen Firmen, perfekt aufeinander abgestimmt gearbeitet hätten. „Das ging wie geschmiert“, sagt Gänßlen. Das findet auch das Landratsamt, in dessen Hand Kreisstraße und Baustelle liegen. Am Samstag werde die Fahrbahn endgültig fertiggestellt, heißt es von der Behörde. Restarbeiten im Bereich der Gehsteige gebe es zwar nächste Woche noch, doch diese behindern den Verkehr nicht mehr. Die Sperrung wird am Samstagabend aufgehoben. Die Schilder der Umleitung können erst am Montag abgebaut werden, aber schon in den Morgenstunden, bevor der Berufsverkehr losgeht. Ziel sei gewesen, dass der Verkehr nach den Pfingstferien fließen kann – das wurde erreicht.
Rentnerin Gänßlen, die am Samstag 77 Jahre alt wird, hatte dadurch auch ein bisschen Pfingstferien. Nämlich vom Lärm, den die alte B 16 normalerweise verursacht. Klar, es habe dafür jetzt Baustellenlärm gegeben. „Aber es war sogar ruhiger als sonst“, sagt sie. Der Verkehr stört Gänßlen aber auch sonst nicht. „Ich habe mich mit den Autos angefreundet. Ich kann gut damit leben.“
Dass sie einmal erzählen will, wie interessant für sie als Anwohnerin die Bauarbeiten waren, hat einen Grund. „Da kommen ja immer Reklamationen und Beschwerden“, sagt sie. Deswegen will sie nun zeigen, wie faszinierend so eine Baustelle vor der Tür sein kann. Und sie will ein Lob an die Bauarbeiter loswerden: „Die können wirklich stolz sein auf ihre Arbeit.“Es sei doch toll, mit seinem Job etwas zu erschaffen. „Wenn die da drüber fahren, können sie sagen: Da habe ich mitgebaut.“Gleichwohl ist Gänßlen bewusst, dass eine Baustelle an einer derart befahrenen Straße auch Verlierer hervorbringt.
Die Ruhe, die Anwohner erfreut, war für die Inhaber der Geschäfte an der Donauwörther Straße teuer. Gänßlens Fahrzeugvermietung war weniger betroffen – die Autos wurden umgeparkt und die Kunden melden sich ohnehin an. Anders war die Situation für die Betreiber der beiden Tankstellen in der Donauwörther Straße. „Es ist halt nichts los im Moment“, sagt Sylvia Hain von der Seeloel-Tankstelle. Viele Autofahrer hätten sich schlicht nicht getraut, am „Anlieger-Frei“-Schild vorbei zu ihr zu fahren. Ein vierstelliger Betrag sei es schon, der ihr dadurch fehle, erklärt Hain. „Klar muss die Straße gemacht werden. Aber für die Geschäfte hier ist das schon schwierig.“Ärgerlich sei, dass die Straße ja erst im vergangenen Jahr aufgerissen wurde, um neue Wasserleitungen zu verlegen. Ähnlich äußert sich Betrat Cenk, der die HEM-Tankstelle ein paar Hausnummern weiter östlich betreibt. Er spricht von „60 bis 70 Prozent weniger Kunden“, die in der Zeit der Sanierung gekommen seien. Bitter sei das schon, schließlich wolle man immer, dass das Geschäft gut läuft. „Aber die Straße musste eben gemacht werden“, sagt er. „Da müssen wir alle durch. Das Leben geht weiter.“