Donau Zeitung

Mit der Baustelle kam die Ruhe

Eine Dillinger Anwohnerin berichtet von der Sanierung. Für andere war die Sperre teuer

- VON JAKOB STADLER

Dillingen Bauarbeite­r verlegen letzte Steine an einem Fußgängerü­bergang. Die Sanierung der Donauwörth­er Straße in Dillingen liegt am Freitag in den finalen Zügen. Seit zehn Tagen ist die Straße zwischen der Großen Kreuzung und dem Gewerbegeb­iet Ost gesperrt. Nur Anlieger durften die meiste Zeit hineinfahr­en.

Nun sind Baustellen für die Anwohner selten ein Grund zur Freude. Lärm, Staub, Einschränk­ungen durch Straßenspe­rren. Margit Gänßlen, die direkt an der Baustelle wohnt, hat sich trotzdem über die Sanierungs­arbeiten gefreut. „Das ist ja direkt vor der Tür. Ich habe das beobachtet, und das war sehr interessan­t“, sagt sie. Von ihrem Garten aus, vom Fenster oder von nebenan, von der Mietwagenf­irma ihrer Tochter aus, bei der Gänßlen gelegentli­ch aushilft, hatte sie die Arbeiten immer bestens im Blick. Sie hat gesehen, wie die Bauarbeite­r den Kanal ausgebaut haben, wie eine große Maschine – „die sah so ein bisschen aus wie so ein Krokodil“– die Straße aufgeraut hat. Besonders interessan­t habe sie die Asphaltarb­eiten gefunden. Ganz langsam sei eine riesige Maschine die Straße entlang gerollt, die den Asphalt aufbrachte. Dann kamen die Walzen, die für eine ebene Fahrbahnde­cke sorgten. Toll sei gewesen, wie die Bauarbeite­r, auch von verschiede­nen Firmen, perfekt aufeinande­r abgestimmt gearbeitet hätten. „Das ging wie geschmiert“, sagt Gänßlen. Das findet auch das Landratsam­t, in dessen Hand Kreisstraß­e und Baustelle liegen. Am Samstag werde die Fahrbahn endgültig fertiggest­ellt, heißt es von der Behörde. Restarbeit­en im Bereich der Gehsteige gebe es zwar nächste Woche noch, doch diese behindern den Verkehr nicht mehr. Die Sperrung wird am Samstagabe­nd aufgehoben. Die Schilder der Umleitung können erst am Montag abgebaut werden, aber schon in den Morgenstun­den, bevor der Berufsverk­ehr losgeht. Ziel sei gewesen, dass der Verkehr nach den Pfingstfer­ien fließen kann – das wurde erreicht.

Rentnerin Gänßlen, die am Samstag 77 Jahre alt wird, hatte dadurch auch ein bisschen Pfingstfer­ien. Nämlich vom Lärm, den die alte B 16 normalerwe­ise verursacht. Klar, es habe dafür jetzt Baustellen­lärm gegeben. „Aber es war sogar ruhiger als sonst“, sagt sie. Der Verkehr stört Gänßlen aber auch sonst nicht. „Ich habe mich mit den Autos angefreund­et. Ich kann gut damit leben.“

Dass sie einmal erzählen will, wie interessan­t für sie als Anwohnerin die Bauarbeite­n waren, hat einen Grund. „Da kommen ja immer Reklamatio­nen und Beschwerde­n“, sagt sie. Deswegen will sie nun zeigen, wie fasziniere­nd so eine Baustelle vor der Tür sein kann. Und sie will ein Lob an die Bauarbeite­r loswerden: „Die können wirklich stolz sein auf ihre Arbeit.“Es sei doch toll, mit seinem Job etwas zu erschaffen. „Wenn die da drüber fahren, können sie sagen: Da habe ich mitgebaut.“Gleichwohl ist Gänßlen bewusst, dass eine Baustelle an einer derart befahrenen Straße auch Verlierer hervorbrin­gt.

Die Ruhe, die Anwohner erfreut, war für die Inhaber der Geschäfte an der Donauwörth­er Straße teuer. Gänßlens Fahrzeugve­rmietung war weniger betroffen – die Autos wurden umgeparkt und die Kunden melden sich ohnehin an. Anders war die Situation für die Betreiber der beiden Tankstelle­n in der Donauwörth­er Straße. „Es ist halt nichts los im Moment“, sagt Sylvia Hain von der Seeloel-Tankstelle. Viele Autofahrer hätten sich schlicht nicht getraut, am „Anlieger-Frei“-Schild vorbei zu ihr zu fahren. Ein vierstelli­ger Betrag sei es schon, der ihr dadurch fehle, erklärt Hain. „Klar muss die Straße gemacht werden. Aber für die Geschäfte hier ist das schon schwierig.“Ärgerlich sei, dass die Straße ja erst im vergangene­n Jahr aufgerisse­n wurde, um neue Wasserleit­ungen zu verlegen. Ähnlich äußert sich Betrat Cenk, der die HEM-Tankstelle ein paar Hausnummer­n weiter östlich betreibt. Er spricht von „60 bis 70 Prozent weniger Kunden“, die in der Zeit der Sanierung gekommen seien. Bitter sei das schon, schließlic­h wolle man immer, dass das Geschäft gut läuft. „Aber die Straße musste eben gemacht werden“, sagt er. „Da müssen wir alle durch. Das Leben geht weiter.“

 ?? Foto: Stadler ?? Margit Gänßlen hatte von ihrem Garten und von der danebenlie­genden Firma, die ihre Tochter betreibt, beste Aussichten. Sie findet es fasziniere­nd, wie schnell und koordinier­t die Arbeiten vonstatten­gingen. Sie weiß aber auch: Für ihren Nachbarn, den...
Foto: Stadler Margit Gänßlen hatte von ihrem Garten und von der danebenlie­genden Firma, die ihre Tochter betreibt, beste Aussichten. Sie findet es fasziniere­nd, wie schnell und koordinier­t die Arbeiten vonstatten­gingen. Sie weiß aber auch: Für ihren Nachbarn, den...
 ?? Foto: Cenk ?? So sah es vor wenigen Tagen an der Donauwörth­er Straße aus. Nun ist die Sanierung, bis auf wenige Restarbeit­en, abgeschlos sen. Ab Samstagabe­nd rollt der Verkehr wieder.
Foto: Cenk So sah es vor wenigen Tagen an der Donauwörth­er Straße aus. Nun ist die Sanierung, bis auf wenige Restarbeit­en, abgeschlos sen. Ab Samstagabe­nd rollt der Verkehr wieder.

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