Höchste Zeit für Artenschutz
Von dem britischen Schriftsteller Aldous Huxley gibt es einen sehr prägnanten, sehr grundsätzlichen Satz, der in jeder Regierungszentrale und jedem Parlament als Inschrift in Stein gemeißelt werden sollte: „Tatsachen hören nicht auf zu existieren, nur weil sie ignoriert werden.“
Die Umweltpolitik führte in Bayern und Deutschland in der breiten Öffentlichkeit seit dem Ausstieg aus der Kernenergie eher ein Schattendasein. Mit den alarmierenden Erkenntnissen über das Bienenund Insektensterben und dem damit verbundenen Rückgang der Vogelpopulationen hat sich das wieder geändert. Und da zeigt sich: Wir haben lange Zeit einfach nicht mehr genau genug hingeschaut.
Beim Landesamt für Umwelt wurde Personal abgebaut. Es gab kaum mehr Aktualisierungen der Roten Listen gefährdeter Arten. Die einst hoch gelobten FFH- und Natura-2000-Gebiete wurden vernachlässigt. Die Warnungen von Umweltexperten blieben in Expertenzirkeln und im politischen Klein-Klein hängen.
Nachdem sich jetzt die vor zehn Jahren vollmundig verkündete „Biodiversitätsstrategie“der Staatsregierung als weitgehend wirkungslos entpuppt hat, ist ein Neuanfang im Artenschutz dringend nötig. Dazu gehört eine ehrliche Bestandsaufnahme ebenso wie entschlossenes Handeln. Die CSUStaatsregierung wäre gut beraten, der Versuchung zu widerstehen, die Probleme auf die Zeit nach der Landtagswahl zu verschieben. Der Gesetzentwurf der Grünen zu einer Reform des Artenschutzes verdient es, ernsthaft diskutiert zu werden – vor allem auch deshalb, weil sie sich erklärtermaßen darum bemühen, Lösungen mit und nicht gegen die Landwirtschaft zu finden. Dafür ist es höchste Zeit.