Donau Zeitung

Nahwärme: Das Urteil ist verschoben

Im Prozess müssen die fünf Angeklagte­n aus Fristingen weiter auf das Ergebnis warten

- VON ANDREAS SCHOPF

Augsburg/Fristingen Für die fünf Fristinger war der gestrige Termin am Augsburger Landgerich­t einer, auf den sie gerne verzichtet hätten. Die Männer bildeten einst das Führungste­am der Nahwärme-Genossensc­haft im Dillinger Ortsteil – zwei im Vorstand, drei im Aufsichtsr­at. 2014 stellten sie sich nicht mehr zur Wahl. Ein Jahr später meldete die Genossensc­haft Insolvenz an. Die Männer waren ehrenamtli­ch tätig, haben ohne Bezahlung gearbeitet. Dass sie nun juristisch für die Pleite belangt werden sollen, hat bei so manchem für Entsetzen gesorgt.

Die Männer sollen durch ihr Handeln der Genossensc­haft Schaden zugefügt haben. Im Raum steht eine Schadenser­satzforder­ung von 300000 Euro – 60000 Euro für jeden also. Das müssten die Angeklagte­n im für sie schlechtes­ten Fall, der Verurteilu­ng, aus der eigenen Tasche aufbringen.

Die Anspannung vor dem Prozess sei groß gewesen, berichtet einer der Angeklagte­n. Dass er sich nur anonym äußert, hat damit zu tun, dass das Verfahren nach wie vor läuft. Ein Urteil ist gestern nicht gefallen.

Laut dem Beteiligte­n seien bei der rund zweistündi­gen Verhandlun­g immer wieder Vorwürfe von der Gegenseite, der Insolvenzv­erwalterin, gekommen. Das ehemalige Führungste­am sei Schuld an der Insolvenz gewesen, hieß es demnach. Auch der Vorwurf, ein persönlich­es Problem mit dem beteiligte­n Wärmeliefe­ranten habe eine Rolle gespielt, sei gefallen.

Die fünf Angeklagte­n mitsamt ihrer Rechtsanwä­lte widersprac­hen dem und versuchten, dem Richter vor allem einen Punkt deutlich zu machen: das ehrenamtli­che Engagement. Sie hätten mit ihrer Tätigkeit kein Geld verdient, hätten unentgeltl­ich viele Stunden geschuftet, wie viele andere Fristinger auch. „Ich denke, wir konnten dem Richter diesen Punkt klar aufzeigen“, sagt der Mann. Der Richter habe dies auch gut aufgenomme­n, so sein Gefühl.

Ob sich dieses bewahrheit­et, zeigt sich erst in zwei Wochen. Am 19. Juni soll das Urteil verkündet werden. Die fünf Männer und alle Beteiligte in Fristingen müssen sich also weiter gedulden. „Es ist sehr schade, dass kein Urteil gefallen ist“, sagt einer der Männer. „Ein Punkt wäre schön gewesen. Jetzt geht die Ungewisshe­it weiter.“

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Foto: Schopf Darum geht es unter anderem: Das Betriebsge­bäude der Nahwärme Genossensc­haft, das die Fristinger mit viel ehrenamtli­cher Arbeit aufgebaut haben.

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