Nahwärme: Das Urteil ist verschoben
Im Prozess müssen die fünf Angeklagten aus Fristingen weiter auf das Ergebnis warten
Augsburg/Fristingen Für die fünf Fristinger war der gestrige Termin am Augsburger Landgericht einer, auf den sie gerne verzichtet hätten. Die Männer bildeten einst das Führungsteam der Nahwärme-Genossenschaft im Dillinger Ortsteil – zwei im Vorstand, drei im Aufsichtsrat. 2014 stellten sie sich nicht mehr zur Wahl. Ein Jahr später meldete die Genossenschaft Insolvenz an. Die Männer waren ehrenamtlich tätig, haben ohne Bezahlung gearbeitet. Dass sie nun juristisch für die Pleite belangt werden sollen, hat bei so manchem für Entsetzen gesorgt.
Die Männer sollen durch ihr Handeln der Genossenschaft Schaden zugefügt haben. Im Raum steht eine Schadensersatzforderung von 300000 Euro – 60000 Euro für jeden also. Das müssten die Angeklagten im für sie schlechtesten Fall, der Verurteilung, aus der eigenen Tasche aufbringen.
Die Anspannung vor dem Prozess sei groß gewesen, berichtet einer der Angeklagten. Dass er sich nur anonym äußert, hat damit zu tun, dass das Verfahren nach wie vor läuft. Ein Urteil ist gestern nicht gefallen.
Laut dem Beteiligten seien bei der rund zweistündigen Verhandlung immer wieder Vorwürfe von der Gegenseite, der Insolvenzverwalterin, gekommen. Das ehemalige Führungsteam sei Schuld an der Insolvenz gewesen, hieß es demnach. Auch der Vorwurf, ein persönliches Problem mit dem beteiligten Wärmelieferanten habe eine Rolle gespielt, sei gefallen.
Die fünf Angeklagten mitsamt ihrer Rechtsanwälte widersprachen dem und versuchten, dem Richter vor allem einen Punkt deutlich zu machen: das ehrenamtliche Engagement. Sie hätten mit ihrer Tätigkeit kein Geld verdient, hätten unentgeltlich viele Stunden geschuftet, wie viele andere Fristinger auch. „Ich denke, wir konnten dem Richter diesen Punkt klar aufzeigen“, sagt der Mann. Der Richter habe dies auch gut aufgenommen, so sein Gefühl.
Ob sich dieses bewahrheitet, zeigt sich erst in zwei Wochen. Am 19. Juni soll das Urteil verkündet werden. Die fünf Männer und alle Beteiligte in Fristingen müssen sich also weiter gedulden. „Es ist sehr schade, dass kein Urteil gefallen ist“, sagt einer der Männer. „Ein Punkt wäre schön gewesen. Jetzt geht die Ungewissheit weiter.“