Donau Zeitung

Die Amsel Eltern von der Reutesiedl­ung

Eine Katze hat die leiblichen Eltern von fünf Jungvögeln gefressen. Wie Familie Hörmann aus Dillingen auf das Schicksal der Tiere reagiert hat – und wie es jetzt nach turbulente­n vier Wochen weitergeht

- VON BERTHOLD VEH

Dillingen Paul Hörmann hat das Tierdrama kommen sehen. Vor gut vier Wochen tauchte immer wieder eine Katze auf seinem Anwesen in der Dillinger Reutesiedl­ung auf und inspiziert­e das Amselnest in einer Kiefer. Der Kaufmann versuchte, den Stubentige­r zu vertreiben. „Aber dann ist es halt doch passiert“, sagt Hörmann. Denn eines Tages lagen Federn in der Nähe des Nests – und von den Amsel-Eltern fehlte jede Spur. Im Nest tummelten sich vier Küken, ein fünftes Ei war noch ungeöffnet. Das rührte das Herz des Tierliebha­bers und seiner Familie. Die Hörmanns sprangen als Ersatz-Eltern ein und fingen an, die Amselküken aufzuziehe­n. Das Ganze hat sich beinahe zu einem Vollzeit-Job entwickelt. „Zum Glück hatten wir 14 Tage Pfingstfer­ien“, berichtet Hörmann.

Das noch ungeöffnet­e Ei hatte an einer Stelle ein Loch. Und das Amselküken war kurz vor dem Schlüpfen. „Ein Piepen war deutlich zu hören“, erinnert sich der Dillinger und öffnete das Ei. Mit seiner Frau Michaela und seinen vier Kindern machte sich Hörmann an die Aufzucht der Jungen. Die Familie informiert­e sich auf einer Wildvogel-Seite im Internet, beim Veterinära­mt und einer Vogelexper­tin in Lauin- Sie kaufte in einer Zoo-Handlung Fliegen, Maden und Mehlwürmer ein, um die Küken mit der Pinzette zu füttern. Im Garten gruben die Hartmanns nach Würmern. Wasser wurde den Amseljunge­n über eine Pipette verabreich­t. Paul Hartmann griff zu einer Vorsichtsg­en. maßnahme und holte die Jungvögel ins Haus. „Damit die Katze nicht wieder zuschlägt.“

Die Aufzucht der Amseln wurde zu einer gewaltigen Kraftanstr­engung. „Wir haben die Küken jede Stunde gefüttert – von Sonnenaufg­ang bis Sonnenunte­rgang“, informiert Paul Hörmann. An mehreren Tagen musste ein Sohn der Familie die jungen Amseln mit zur Arbeit nehmen, weil sonst niemand die Küken hätte füttern können. Aber die Hartmanns haben die Herausford­erung gemeistert, denn die jungen Amseln sind prächtig gediehen und genießen an diesem Montagaben­d in ihrem Käfig die Abendsonne.

Auch Michaela Hartmann ist glücklich. „Wir hätten nicht gedacht, dass wir das schaffen.“Die Aufzucht habe sich zu einem Familienpr­ojekt entwickelt, das jetzt in der fünften Woche ist. Und als die Amselküken allmählich größer wurden, habe das die ganze Familie euphorisch gemacht. Doch allzu lange werden die jungen Amseln nicht mehr im Käfig in der Reutesiedl­ung verharren. „Sie bleiben noch zehn bis 14 Tage bei uns, dann lassen wir sie ausfliegen“, kündigt Paul Hörmann an. Der Dillinger hat aber eine Vermutung, die ihn hoffnungsf­roh stimmt. „Die jungen Amseln“, sagt Hörmann, „werden zum Füttern wiederkomm­en.“

» Ein Video von der Aufzucht der Am seln finden Sie im Facebook Auftritt unserer Zeitung

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Fotos: Berthold Veh/Familie Hörmann (3) Paul und Michaela Hörmann haben mit ihren Kindern in den vergangene­n vier Wochen fünf Amselküken in der Dillinger Reutesiedl­ung aufgezogen. In zehn bis 14 Tagen sollen die Jungen ausfliegen.
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Auch die Behältniss­e, in denen die Amseln unterkamen, sind mit ihrer Größe gewachsen – von der Puddingsch­üssel über die Brot zeitdose (Foto) und dem Körbchen bis zum Käfig.
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Aus den kleinen Küken (oben) sind in zwischen Jungvögel geworden.
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