Der Wasserschaden
Es begann mit einer kleinen, bierdeckelgroßen Pfütze. In der Küche, in der Nähe des Spülbeckens. Was lag näher, als den zweieinhalbjährigen Sohn als Verursacher zu verdächtigen, der in jüngster Zeit gerne beim Salatwaschen hilft, weil sich dies prima zum Pritscheln ausbauen lässt. Da der Fleck aber immer wieder auftrat, selbst dann, wenn es keinen Salat gab, war der Sohnemann bald entlastet. Ein zufälliger Blick nach oben zeigte die wahre Ursache. An einer Ecke der Holzdecke bildeten sich dicke, fette Tropfen.
Beginnt es im Zimmer zu regnen, ist dies ein irritierender Umstand. Die gewohnten Bahnen werden verlassen. Den modernen Menschen beschleichen kurzzeitig Gefühle, als wäre er mit den biblischen Plagen im alten Ägypten konfrontiert. Was kommt als Nächstes? Färbt sich das Wasser im Hahn rot? Die Ursache in unserem Fall war freilich profaner als zu vorchristlichen Zeiten. In der Wohnung über uns ist anlässlich eines Mieterwechsels die alte Küche herausgebrochen worden. Anschließend tröpfelte es unbemerkt aus den Anschlüssen. Tropf, tropf. Und das Wasser bahnte sich seinen Weg nach unten, durch die Decken, in fremde Küchen.
Die akuten Folgen der Nachbarstropfen stehen den biblischen Plagen kaum nach. In der Wohnung über uns entfernten Handwerker den Boden. Ritsch, ratsch. In die Dielen wurde ein Loch gebohrt. Arbeiter transportieren Eimer um Eimer an Füllmaterial ab. Seit zwei Wochen brummt einen Stock höher rund um die Uhr ein Trocknungsgerät und zieht die Feuchtigkeit aus der Wand. Wsch ...wsch ...wsch ... Noch ist das alles ein Stockwerk entfernt. Noch. Denn bald kommt unsere Holzdecke herunter und der Trocknungsapparat zieht in die eigene Küche ein.
Eines zeigt mir das Ganze bereits jetzt: Wenn ein Zweieinhalbjähriger in der Küche pritschelt, sind die Auswirkungen dagegen geradezu vernachlässigbar, ja lächerlich. Ein kleiner Wisch hätte gereicht.