90 Tage für nichts
In sieben Tagen sieben Kilo abnehmen. In zehn Tagen zur Traumfigur. In drei Wochen ein ganz neuer Mensch. Was für ein Blödsinn, sagt da der gesunde Menschenverstand und fällt auf derartige Lockrufe der Fitnessbranche doch schon lange nicht mehr herein. Bis zu diesem einen Tag. Da warb plötzlich eine App auf dem Handy für sich mit dem Versprechen: In 90 Tagen zum Waschbrettbauch!
90 Tage also? Drei Monate? Ein Vierteljahr? Das klingt gar nicht mal so unglaublich unmöglich wie all diese anderen Hochgeschwindigkeitskörperoptimierer. Mangels sportlicher Alternativen also zugeschlagen, App installiert und mit Elan ran an den Bauchspeck. Nun enden Experimente wie diese in der Regel schnell und erfolglos. Keine Zeit, keine Lust, zu viel Arbeit, zu viel gegessen – und schon sind die 90 Tage rum, ohne dass sich der eigene Körper auch nur ansatzweise in die gewünschte Richtung entwickelt hätte.
Doch, welch Überraschung, dem elektronischen Trainer im Handy gelang tatsächlich, was der innere Schweinehund sonst zu verhindern wusste. Der Zeitaufwand hielt sich in Grenzen, die Übungen waren abwechslungsreich, die App grüßte täglich mit dem Bild des versprochenen Muskelpakets. Es wurde also gepresst, gehalten, gedrückt, geschwitzt. 89 Tage lang.
Es wäre nun eine Lüge, zu schreiben, dass die Ernüchterung erst jetzt eintrat. Es hatte sich schon vorher abgezeichnet, dass sich der eigene Bauch wohl auch an Tag 90 nicht für die waschbrettartige Reinigung von Kleidungsstücken eignen würde. Und doch war die finale Erkenntnis bitter, nach all dem Schweiß, dem Schmerz und der Zeit doch wieder nur auf den Trick eines werbefinanzierten SoftwareHerstellers hereingefallen zu sein. Als Trost gab es ein Bierchen. Im Sixpack. Wenn schon, denn schon!