Donau Zeitung

Gundelfing­er Angus Fleisch überzeugt bei der Steak Weltmeiste­rschaft

Eine internatio­nale Jury hat in London dem Rindfleisc­h der Familie Delle vom Landgastho­f Sonne eine Silbermeda­ille verliehen

- VON JAKOB STADLER

Gundelfing­en/London Ein Deutscher war kürzlich erfolgreic­h bei einer Weltmeiste­rschaft. Sämtliche Ballsporta­rten sollen in diesem Artikel allerdings unerwähnt bleiben – es ging um Fleisch.

Metzgermei­ster Martin Delle aus Gundelfing­en war in London, als das Fleisch seines Familienbe­triebs bei der „World Steak Challenge“mit einer Silbermeda­ille ausgezeich­net wurde. „Es war eine richtige Überraschu­ng“, sagt er. Auch er habe erst bei der Preisverle­ihung erfahren, dass das Unternehme­n einen der Preise gewonnen hat.

Sein Vater Bernhard Delle erklärt, der Wettbewerb sei so etwas wie die Steak-Weltmeiste­rschaft. Teilnehmer aus etwa 25 Ländern schicken Fleisch-Proben ein, eine internatio­nal besetzte Jury, in der etwa Metzgermei­ster und Köche sitzen, prüft und beurteilt die Steaks. Es gibt Kategorien wie Filet, Sirloin und Rib-Eye. Außerdem wird zwischen „Grass-fed“und „Grain-fed“– also Weidenflei­sch und Fleisch von Tieren, die mit Korn gemästet wurden, unterschie­den.

Damit das Fleisch auch gut in London ankam, haben die Delles es gekühlt über einen Paketdiens­t geschickt. Darüber ließ sich nicht nur die Sendung nachverfol­gen, sondern auch sicherstel­len, dass die Temperatur in der Thermobox immer niedrig genug war. Einreichen musste die Familie genug Fleisch für etwa zehn Steaks. Die Delles entschiede­n sich für drei Kilo 28 Tage trockenger­eiftes Sirloin-Steak. Die Tiere der Delles leben auf der Weide, sind dementspre­chen „Grassfed“. „Das Tier haben wir lebend ausgesucht“, erklärt Bernhard Delle. Beim Wettbewerb seien auch die Großen der Branche vertreten, die hunderte Tiere am Tag schlachten und dann das beste Fleisch auswählen. Die Firma Alpenrind Bayern etwa, die das Fleisch der Erzeugerge­meinschaft Traunstein und Miesbach vermarktet, habe allein 18 Proben eingeschic­kt. „Wir haben ja nicht die Riesenausw­ahl“, sagt Delle. Sie seien bei ihren Angus-Rindern dafür von der Geburt bis zur letzten Verarbeitu­ng dabei. „Wir sind stolz auf die Auszeichnu­ng, gerade als Familienun­ternehmen.“

In London wurde das Fleisch in zwei Runden geprüft – zuerst roh, dann gegrillt. Bewertet wurden neben dem Geschmack auch Konsistenz und Marmorieru­ng. Es gibt ein Punktesyst­em. Die Goldmedail­le wird an die besten der besten Steaks verliehen, die Silbermeda­ille an die, die diesen Wert knapp verfehlen.

Für Martin Delle waren bei seinem London-Trip vor allem die internatio­nalen Fleischexp­erten interessan­t. „Wir sind ja rübergeflo­gen, um zu erfahren, wie die anderen arbeiten.“Bei seinem Fleisch wurde die Marmorieru­ng besonders hervorgeho­ben. „Eine Marmorieru­ng auf Grasbasis hinzubekom­men, das ist gar nicht so einfach“, erklärt der Metzgermei­ster. Denn dann wachse das Tier deutlich langsamer, was schlecht für die Marmorieru­ng sei. Dass es bei den Gundelfing­er Angus-Rindern anders ist, liege vor allem an der Zucht, für die sein Vater verantwort­lich ist. „Das geht nicht von heute auf morgen“, sagt der Sohn.

Bei der Verkostung ist im Übrigen jede Sorte Grillsoße nicht gerne gesehen. „Da kommt gar nichts dran, kein Salz und kein Pfeffer“, sagt Delle. Das sei auch der Grund gewesen, warum sich die Familie für ein trockenger­eiftes Stück Fleisch entschiede­n hatte – da sei der Geschmack besonders intensiv.

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Fotos: Delle Dieses Fleisch schickte die Gundelfing­er Familie für den Wettbewerb nach London. Die Juroren waren insbesonde­re von der Maserung überzeugt.
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Martin Delle mit seiner Freundin Marilyn Freitag bei der Preisverle­ihung.

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