30 Herzen schlagen fürs Theater
Hauffs Märchen „Das kalte Herz“am Dillinger Sailer-Gymnasium berührend in Szene gesetzt
Dillingen Wer kennt es nicht, Hauffs Märchen „Das kalte Herz“. Spätestens seit das mit der Serie „Timm Thaler“das Publikum begeisterte, ist der Stoff jedem präsent. Jetzt brachten die 28 Schüler der Unter- und Mittelstufen-Theatergruppe des Sailer-Gymnasiums unter dem Titel „Herzensangelegenheit“eine moderne Fassung der Geschichte in einer fantasievollen und berührenden Inszenierung von Alexandra Wallenstein und Ute von Egloffstein auf die Bühne der frisch sanierten Schulaula.
„Ich wär’ so gerne Millionär“träumten schon die Prinzen. Und auch der Köhlerbursche Peter Munk, lebendig und einfühlsam gespielt von Johannes Döhnel, hat es satt, sich für einen Hungerlohn ab- zurackern und seiner Freundin Lisa, herzlich wie selbstbewusst verkörpert von Giuliana Trapp, kein attraktives Leben bieten zu können. So vertraut sich Peter dem Glasmännchen, den Antonio Ortiz Kindiuk zu einem quirligen Hüter der Werte werden lässt, an. Mit dessen Hilfe wird er zum reichen Glasfabrikbesitzer, verspielt sein Glück aber leichtfertig. Deshalb bleibt ihm in seiner Geldgier nur übrig, es den anderen Burschen des Dorfes gleich zu tun und sich vom teuflischen Monsieur Lefeut, effektvoll durch riesige Pappmaschee-Stiefel und eine geheimnisvolle Stimme aus dem Off dargestellt, Geld zu beschaffen. Der Preis ist jedoch hoch, denn Lefeut ersetzt die Herzen seiner Schuldner durch ein steinernes Herz. So ist Peter bald so hartherzig wie der Tanzbodenkönig (Erika Geiser) und seine Clique (Emma Kimmerle und Leonie Bawidamann). Vor allem aber verliert er seine Fähigkeit, Liebe und Freude zu empfinden, wie sein von Lukas Lenz gespielter Freund Timm, dem seit seinem Geschäft mit Lefeut das Lächeln abhandengekommen ist.
Weder ihre Freundinnen Lisa und Vroni (Antonia Lutz) noch die entsetzten Mütter, im Stück verkörpert durch Julia Finster und Vanessa Ballis, erkennen Peter und Timm wieder. Talisa Schmidt als besonnene Freundin Regina schafft es jedoch, Peter ins Gewissen zu reden. Eine List des Glasmännchens hilft ihm, sein warmes Herz und Timms Lächeln wiederzuerlangen – Hap- pyend. Die kreativen Ideen der Regisseurinnen, etwa den Druck unserer Konsumwelt durch Werbeeinspielungen zu verdeutlichen, die legendäre „Herzblatt-Susi“zu reaktivieren oder mit Bildern der verkauften Herzen die Menschlichkeit der Protagonisten in einem Sarg zu begraben, machten den Theaterabend ebenso zum Erlebnis wie die bewundernswerte Leistung der Akteure, die Videoeinspielungen von Tobias Willbold, die perfekte Arbeit des Technikteams und das Engagement des P-Seminars „Theater“für Kulissenbau und Pausenbewirtung mit Herzbrezeln, -kuchen und -keksen. Für die eindringliche Erinnerung an die wahren Werte des Lebens bedankte sich das Publikum mit warmherzigem Applaus.