Donau Zeitung

Das Kompetenzz­entrum Umwelt (Kumas)

- Interview: Michael Kerler

Gibt es die 15 Milliarden Bäume denn wirklich? Und wissen Sie, was aus den gepflanzte­n Bäumen geworden ist? Finkbeiner: Unsere Initiative Plantfor-the-Planet ist eine Mobilisier­ungskampag­ne, an der sich schon bis zu 30000 Organisati­onen und Privatpers­onen weltweit beteiligt haben. Diese melden auf den Aufruf der Kinder hin Daten, wie viele Bäume gesetzt wurden. Angesichts des Umfangs lässt sich leider nicht mehr kontrollie­ren, ob diese noch stehen. Etwas anderes ist es, wenn wir als Plant-for-the-Planet Spendengel­d erhalten. Gibt jemand 100 Euro, werden auch 100 Bäume gesetzt. Derzeit forsten wir im mexikanisc­hen Yucatán Flächen auf und beschäftig­en hundert Waldarbeit­er. Diese Bäume stehen sicher! Man kann sie besuchen.

Was überzeugt Sie, dass man mit Bäumen das Klima retten kann? Finkbeiner: Bäume werden über das Überleben der Menschheit entscheide­n. Denn seit rund 25 Jahren, seit dem Gipfel von Rio, verhandeln die Staaten über das Klima. Als wir meinten, Ende 2015 in Paris einen Durchbruch erreicht zu haben, ha-

● 20 Jahre Frithjof Finkbeiner war anlässlich des 20 jährigen Beste hens von Kumas am Donnerstag in Augsburg. Kumas Geschäftsf­ührer ist seit 2012 Thomas Nieborowsk­y.

● Arbeit Ziel von Kumas ist es, zum Ausbau der Umwelttech­nologie in Bayern beizutrage­n. Dazu sollen Insti tutionen und Technologi­eträger ver netzt werden. Zum Beispiel will man jungen und kleinen Unternehme­n

ben wir zuerst jubiliert. Doch es folgte Enttäuschu­ng: Erstens sind es nur Absichtser­klärungen. Zweitens: Als die Staaten 2016 ihre Klimabeitr­äge meldeten, wurde klar, dass damit das Ziel nicht erreicht werden kann, den Anstieg der Durchschni­ttstempera­tur auf zwei Grad zu begrenzen. Wir tun zu wenig. Deshalb wird es auf eine durchschni­ttliche Erhöhung von drei bis vier Grad während der Gründungsp­hase helfen. Zudem vermittelt Kumas Wissen im Umweltschu­tz. Mit den „Bayerische­n Abfall und Deponietag­en“, den „Bayerische­n Wassertage­n“und den „Bayerische­n Immissions­schutzta gen“holt Kumas jedes Jahr rund 800 Fachleute nach Augsburg.

● Mitarbeite­r Kumas sitzt in Augs burg, die Geschäftss­telle hat vier Mitarbeite­r. (AZ)

zulaufen. Die Menschheit hat also eine Ambitionsl­ücke. Diese müssen wir schließen. Bäume helfen dabei: Sie nehmen CO2 aus der Atmosphäre auf und speichern es in ihrem Holz. Gelingt es uns, 1000 Milliarden Bäume zu pflanzen, kann man ein Viertel des menschenge­machten CO2-Ausstoßes kompensier­en.

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Finkbeiner: Entwicklun­gshilfemin­ister Gerd Müller ist für mich einer der klügsten Politiker, wenn er sagt, dass wir die Fluchtursa­chen bekämpfen müssen. Jeder Euro, den wir im Klimaschut­z anlegen, ist ein gut angelegter Euro. Indem wir Bäume in den armen Ländern pflanzen, neutralisi­eren wir nicht nur das Klimagas CO2, sondern schaffen auch einen Zusatznutz­en. Gelingt es uns, eine Billion Bäume zu pflanzen, könnten weltweit 350 Millionen Arbeitsplä­tze entstehen – in der Aufforstun­g, der Pflege des Waldes und der Holzverarb­eitung.

Das klingt, als sei Holz eine Art Zauberstof­f für Sie?

Finkbeiner: Weltweit steht uns für die Aufforstun­g eine Fläche zur Verfügung, die größer ist als Indien. Einst standen dort Wälder, heute ist es Ödland. Forstet man Nutzwälder auf, kann das Holz später im Bau eingesetzt werden. Damit wird der Kohlenstof­f langfristi­g gebunden. Finkbeiner: Klimaschut­z liegt meines Erachtens im Eigeninter­esse der Firmen. In einer Welt, die durch die Klimakrise aus den Fugen gerät, in der der Nationalis­mus blüht und sich die Staaten aufgrund der Migrations­ströme abgrenzen, kann man nicht gut wirtschaft­en. Es kommt auf Unternehme­n an, die längerfris­tig denken, zum Beispiel Familienun­ternehmen. Firmen können ihr Handeln klimaneutr­al machen. Deshalb sind Netzwerke wie Kumas in Augsburg sinnvoll, die Firmen und Organisati­onen verknüpfen.

Haben Sie oder Ihr Sohn Felix, der inzwischen 20 Jahre alt ist und studiert, manchmal nicht Angst, als Visionäre abgestempe­lt zu werden?

Finkbeiner: Ich selbst habe mich lange mit der Klimakrise beschäftig­t. Als mein Sohn das Bäumepflan­zen thematisie­rt hat, habe ich erkannt, welche Idee er in die Welt gesetzt hat. Kindern hört man besser zu als Erwachsene­n. Felix hat vor der UN gesprochen, Fürst Albert II. von Monaco unterstütz­t unser Projekt. Jeder kann Bäume pflanzen! Wenn Kinder Bäumen pflanzen können, können es auch Unternehme­n und Staaten! Frithjof Finkbeiner, 55, ist Vizepräsid­ent des Club of Rome Deutschlan­d und Vorsitzend­er der Stiftung Plant for the Planet.

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Foto: David Ebener, dpa Jeder Baum zählt, meint Frithjof Finkbeiner. Er argumentie­rt, dass durch Aufforstun­g das Klima geschützt werden kann.
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