Das Kompetenzzentrum Umwelt (Kumas)
Gibt es die 15 Milliarden Bäume denn wirklich? Und wissen Sie, was aus den gepflanzten Bäumen geworden ist? Finkbeiner: Unsere Initiative Plantfor-the-Planet ist eine Mobilisierungskampagne, an der sich schon bis zu 30000 Organisationen und Privatpersonen weltweit beteiligt haben. Diese melden auf den Aufruf der Kinder hin Daten, wie viele Bäume gesetzt wurden. Angesichts des Umfangs lässt sich leider nicht mehr kontrollieren, ob diese noch stehen. Etwas anderes ist es, wenn wir als Plant-for-the-Planet Spendengeld erhalten. Gibt jemand 100 Euro, werden auch 100 Bäume gesetzt. Derzeit forsten wir im mexikanischen Yucatán Flächen auf und beschäftigen hundert Waldarbeiter. Diese Bäume stehen sicher! Man kann sie besuchen.
Was überzeugt Sie, dass man mit Bäumen das Klima retten kann? Finkbeiner: Bäume werden über das Überleben der Menschheit entscheiden. Denn seit rund 25 Jahren, seit dem Gipfel von Rio, verhandeln die Staaten über das Klima. Als wir meinten, Ende 2015 in Paris einen Durchbruch erreicht zu haben, ha-
● 20 Jahre Frithjof Finkbeiner war anlässlich des 20 jährigen Beste hens von Kumas am Donnerstag in Augsburg. Kumas Geschäftsführer ist seit 2012 Thomas Nieborowsky.
● Arbeit Ziel von Kumas ist es, zum Ausbau der Umwelttechnologie in Bayern beizutragen. Dazu sollen Insti tutionen und Technologieträger ver netzt werden. Zum Beispiel will man jungen und kleinen Unternehmen
ben wir zuerst jubiliert. Doch es folgte Enttäuschung: Erstens sind es nur Absichtserklärungen. Zweitens: Als die Staaten 2016 ihre Klimabeiträge meldeten, wurde klar, dass damit das Ziel nicht erreicht werden kann, den Anstieg der Durchschnittstemperatur auf zwei Grad zu begrenzen. Wir tun zu wenig. Deshalb wird es auf eine durchschnittliche Erhöhung von drei bis vier Grad während der Gründungsphase helfen. Zudem vermittelt Kumas Wissen im Umweltschutz. Mit den „Bayerischen Abfall und Deponietagen“, den „Bayerischen Wassertagen“und den „Bayerischen Immissionsschutzta gen“holt Kumas jedes Jahr rund 800 Fachleute nach Augsburg.
● Mitarbeiter Kumas sitzt in Augs burg, die Geschäftsstelle hat vier Mitarbeiter. (AZ)
zulaufen. Die Menschheit hat also eine Ambitionslücke. Diese müssen wir schließen. Bäume helfen dabei: Sie nehmen CO2 aus der Atmosphäre auf und speichern es in ihrem Holz. Gelingt es uns, 1000 Milliarden Bäume zu pflanzen, kann man ein Viertel des menschengemachten CO2-Ausstoßes kompensieren.
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Finkbeiner: Entwicklungshilfeminister Gerd Müller ist für mich einer der klügsten Politiker, wenn er sagt, dass wir die Fluchtursachen bekämpfen müssen. Jeder Euro, den wir im Klimaschutz anlegen, ist ein gut angelegter Euro. Indem wir Bäume in den armen Ländern pflanzen, neutralisieren wir nicht nur das Klimagas CO2, sondern schaffen auch einen Zusatznutzen. Gelingt es uns, eine Billion Bäume zu pflanzen, könnten weltweit 350 Millionen Arbeitsplätze entstehen – in der Aufforstung, der Pflege des Waldes und der Holzverarbeitung.
Das klingt, als sei Holz eine Art Zauberstoff für Sie?
Finkbeiner: Weltweit steht uns für die Aufforstung eine Fläche zur Verfügung, die größer ist als Indien. Einst standen dort Wälder, heute ist es Ödland. Forstet man Nutzwälder auf, kann das Holz später im Bau eingesetzt werden. Damit wird der Kohlenstoff langfristig gebunden. Finkbeiner: Klimaschutz liegt meines Erachtens im Eigeninteresse der Firmen. In einer Welt, die durch die Klimakrise aus den Fugen gerät, in der der Nationalismus blüht und sich die Staaten aufgrund der Migrationsströme abgrenzen, kann man nicht gut wirtschaften. Es kommt auf Unternehmen an, die längerfristig denken, zum Beispiel Familienunternehmen. Firmen können ihr Handeln klimaneutral machen. Deshalb sind Netzwerke wie Kumas in Augsburg sinnvoll, die Firmen und Organisationen verknüpfen.
Haben Sie oder Ihr Sohn Felix, der inzwischen 20 Jahre alt ist und studiert, manchmal nicht Angst, als Visionäre abgestempelt zu werden?
Finkbeiner: Ich selbst habe mich lange mit der Klimakrise beschäftigt. Als mein Sohn das Bäumepflanzen thematisiert hat, habe ich erkannt, welche Idee er in die Welt gesetzt hat. Kindern hört man besser zu als Erwachsenen. Felix hat vor der UN gesprochen, Fürst Albert II. von Monaco unterstützt unser Projekt. Jeder kann Bäume pflanzen! Wenn Kinder Bäumen pflanzen können, können es auch Unternehmen und Staaten! Frithjof Finkbeiner, 55, ist Vizepräsident des Club of Rome Deutschland und Vorsitzender der Stiftung Plant for the Planet.