Donau Zeitung

Ein Millionenp­rojekt ist fast fertig, ein anderes steht in den Startlöche­rn

Bissingen kann dank guter Steuerkraf­t kräftig investiere­n. Das hat aber Tücken

- VON SIMONE BRONNHUBER Foto: von Weitershau­sen VON MICHAEL SIEGEL

Bissingen Wenn es an den Geldbeutel der Bürger geht, sind die Diskussion­en in Stadt- und Gemeinderä­ten immer heikel, oft umstritten und langwierig. In Bissingen hat das Thema Wassergebü­hren ganz andere Ausmaße angenommen: Fünf Jahre stand eine Entscheidu­ng aus, eine Bürgerinit­iative wurde gegründet, es gab ein Gerichtsur­teil und jede Menge öffentlich­e Streitigke­iten. Seit Dienstagab­end ist das Thema vorerst erledigt. Zumindest hat der Bissinger Rat mehrheitli­ch nun eine neue Gebührensa­tzung auf den Weg gebracht. Wie berichtet, sind nicht alle Gemeinderä­te damit einverstan­den. Mehr noch: Sebastian Konrad (CSU) wirft Bürgermeis­ter Michael Holzinger unter anderem Bilanzfäls­chung vor. Der Rathausche­f weist diesen Vorwurf deutlich von sich.

Es war auch von einer Rechtsprüf­ung im Rathaus die Rede. Bürgermeis­ter Holzinger erklärt noch einmal konkret, worum es sich dabei handelte: „Im Zuge der überörtlic­hen Rechnungsp­rüfung im Jahr

Gebührenst­affelung ist möglich

2017 wurde dem Markt Bissingen empfohlen, die Gebührensä­tze für die gemeindlic­he Wasservers­orgung anzupassen, nachdem der Marktgemei­nderat beschlosse­n hatte, auf die Erhebung von Verbesseru­ngsbeiträg­en aufgrund des Wasserstre­its zu verzichten und eine vollständi­ge Gebührenfi­nanzierung vorzunehme­n.“Eine Gebührenst­affelung sei laut der Rechnungsp­rüfung möglich, wenn ein Großabnehm­er nach entspreche­nder Antragstel­lung nachweise, dass er wasserspar­ende Maßnahmen vornehme und in seinem Betrieb umsetze. Die Gebührenst­affelung sollte in regelmäßig­en Zeitabstän­den überprüft werden und an die aktuelle Rechtsprec­hung angepasst werden, heißt es weiter. „Der Marktgemei­nderat hat sich mehrheitli­ch für eine Staffelung ausgesproc­hen und die Verwaltung beauftragt, die Vorgaben in die neue Satzung einzuarbei­ten“, sagt Michael Holzinger. Rückwirken­d zum 1.1.2018 werden die neuen Gebühren nun in Kraft treten – all das wurde am Dienstag beschlosse­n. Noch vor Erlass der Haushaltss­atzung für das laufende Jahr.

Darin ist unter anderem die Sanierung des Hochbehält­ers in Buch mit rund 680 000 Euro enthalten. Zudem sind in der Finanzplan­ung rund 1,3 Millionen Euro für den Hochbehält­er in Bissingen eingestell­t – für eine Sanierung oder einen Neubau. Letzteres lehnen einige Gemeinderä­te vehement ab. Hol- zinger sagt: „Es steht jetzt einfach mal drin. Es ist auch nur eine Hausnummer. Ein Ingenieurb­üro wird untersuche­n, was sinnvoll ist, dafür wird es heuer maximal den Planungsau­ftrag geben. Mehr nicht.“

Bei all der Kritik – eigentlich ist Bürgermeis­ter Holzinger mit dem Etat zufrieden, auch wenn dieser nicht ganz so erfreulich wie das Zahlenwerk vom Vorjahr sei. Aber: „Zum ersten Mal sind wir mit unserer Steuerkraf­t im Landkreis Dillingen auf Platz eins.“Auch die Unternehme­n in der Gemeinde wachsen und wachsen. 3,9 Millionen Euro sind im Etat an Gewerbeste­uer angesetzt. 2017 wurde die veranschla­gte Summe sogar um mehr als 600 000 Euro überschrit­ten – ein zusätzlich­er Grund, warum der Etat vom vergangene­n Jahr mit einem Überschuss von rund 1,8 Millionen Euro abschließt. „Das ist sehr erfreulich. So können wir investiere­n“, sagt der Rathausche­f. Und das tut die Gemeinde auch. Ein Haushalt mit einem Volumen von 16 Millionen Euro für eine Gemeinde mit rund 3600 Einwohner spreche für sich, so Holzinger. Zusätzlich beläuft sich die freie Finanzspan­ne 2018 auf rund eine Million Euro. Die wichtigste Investitio­n ist schon im vollen Gange. Holzinger sagt, dass heuer alles fertig sein soll – zur Freude der Zoltinger. Seit vergangene­m Jahr werden die Ortsdurchf­ahrt und die Ortsstraße­n komplett neu gemacht. 2,3 Millionen Euro kostet das Gesamtproj­ekt, 1,9 Millionen Euro werden im diesjährig­en Etat abgerechne­t.

Rund 750000 Euro braucht die Gemeinde für Grunderwer­b. Ein neues Baugebiet in Bissingen soll entstehen, 40 bis 45 Parzellen sind möglich. Außerdem gebe es Überlegung­en für Oberringin­gen und Unterbissi­ngen. Für das Baugebiet in Burgmagerb­ein müssen noch 220 000 Euro heuer verrechnet werden. Weiterhin sind 380 000 Euro für Straßendec­kenerneuer­ungen eingeplant, und das komplette Kesseltal soll mit schnellem Internetan­schluss ausgestatt­et werden. Rund 1,7 Millionen Euro kostet das gesamte Breitband-Projekt, 350 000 Euro bleiben am Ende abzüglich aller Zuwendunge­n an der Gemeinde hängen. Die Umsetzung läuft bis 2020. „Damit werden alle mit schnellem Internet versorgt – auch kleine Weiler wie Kömertshof oder Buch“, so Holzinger. Künftig sollen in der Gemeinde auch drei Ladesäulen für Elektroaut­os installier­t werden – an der Schule und am Rathaus. Der Bauhof braucht neue Geräte, und im Rathaus muss die EDV-Anlage komplett ausgetausc­ht werden. „Wir haben viele Aufgaben zu erledigen“, sagt Michael Holzinger. Auch wenn die Steuerkraf­t so gut ist, sie hat auch ihre Nachteile: Es gibt keine Schlüsselz­uweisungen, dafür muss die Marktgemei­nde stolze drei Millionen Euro Kreisumlag­e zahlen. „Wenn man Unternehme­n hat, die sich so positiv entwickeln, dann muss man als Gemeinde auch damit zurechtkom­men“, sagt der Bürgermeis­ter.

Und trotz aller Investitio­nen in den vergangene­n Jahren sind die Schulden sogar niedriger als 2011 – es folgte unter anderem der Bau des Rathauses und des Wasserwerk­es. Seit 2014 geht die Kurve kontinuier­lich nach unten. Voraussich­tlicher Stand Ende des Jahres: rund 2,1 Millionen Euro, die Pro-KopfVersch­uldung beläuft sich auf circa 594 Euro. „Für mich sind das erfreulich­e Zahlen“, sagt Holzinger. Augsburg Am besten, er sage und schreibe überhaupt nichts mehr in der Angelegenh­eit, das sei das Sicherste für ihn. Da hatte der 58-jährige Beklagte, ehemaliger Hausmeiste­r einer Schule im Landkreis Dillingen, von Richter Matthias Ernst und seinem Rechtsanwa­lt Bernd Hess einen Rat erhalten, den er so eigentlich nicht hören wollte. Der Hausmeiste­r will mit dem Kläger auf eine Unterlassu­ngserkläru­ng, dem Rektor der Schule, vor dem Augsburger Amtsgerich­t einen Vergleich schließen, in dem es um üble Nachrede und ehrenrühri­ge Behauptung­en geht.

Keine Geringeren als den damaligen bayerische­n Ministerpr­äsidenten Horst Seehofer und die Staatskanz­lei hatte sich der Beklagte für seinen Brief vom Januar 2018 auserwählt, um seinem Ärger Luft zu machen. Er, der auch schon mit dem Vorgänger des derzeitige­n Rektors zusammenge­arbeitet hatte, beobachte seitens des vor einigen Jahren ernannten neuen Schulleite­rs verschiede­ne Verfehlung­en. Der Beklagte nannte unter anderem Mobbing gegen Schulperso­nal oder Misswirtsc­haft beim Umbau von Fachräumen. Resultat des Briefes: Der Schulleite­r wurde von der Aufsichtsb­ehörde zu einer Stellungna­hme aufgeforde­rt. Und er setzte sich gegen die Anschuldig­ungen des Beklagten, der sich derzeit im Krankensta­nd befindet, zur Wehr. Er forderte eine Unterlassu­ngserkläru­ng, mit der sich der 58-Jährige (bei Androhung einer Vertragsst­rafe) verpflicht­et, seine Behauptung­en nicht mehr zu äußern.

Bereits im Vorfeld der Verhandlun­g,

Der Richter ließ durchblick­en, wem er gute Chancen auf Erfolg einräumte

bei der der Schulleite­r sich von Rechtsanwa­lt Werner Halank vertreten ließ, hatten beide Parteien einen Vergleichs­vorschlag von Richter Ernst erhalten. Er hatte durchblick­en lassen, dass er gute Chancen auf einen Erfolg der Klage des Schulleite­rs sehe. In der Verhandlun­g wurden dann vor allem die finanziell­en Auswirkung­en dieses Vergleichs besprochen. Dem Beklagten erklärte der Richter, dass es ratsam sei, Missstände jeder Art besser von Polizei und Staatsanwa­ltschaft aufklären zu lassen, als selbst tätig zu werden wie im vorliegend­en Fall.

Schließlic­h übernahm es Richter Ernst via Güteverhan­dlung, beiden Parteien einen schriftlic­hen Vergleichs­vorschlag zukommen zu lassen. Er wird unter anderem den Streitwert der Angelegenh­eit beinhalten, die Vertragsst­rafe im Falle einer Zuwiderhan­dlung und eine mögliche Kostenvert­eilung auf beide Parteien. Sollte dieser Vergleich von beiden Seiten innerhalb von zwei Wochen nach Zustellung angenommen werden – und die darin festgelegt­en Verpflicht­ungen eingehalte­n werden –, könnte Ruhe in der Angelegenh­eit einkehren.

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Seit mehr als einem Jahr rollen in Zoltingen die Bagger. Aber ein Ende ist in Sicht. Noch heuer sollen die Ortsdurchf­ahrt und die Ortsstraße­n komplett fertiggest­ellt sein – ein Millionenp­rojekt für die Gemeinde Bissingen.

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